Ehrenamtskarte:Dürftiges Angebot

Lesezeit: 2 min

Seit November gibt es das Bonusprogramm für Ehrenamtliche, knapp 300 Menschen im Landkreis haben sie inzwischen beantragt. Doch nur wenige Geschäftsleute offerieren den Karteninhabern auch tatsächlich Vergünstigungen

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Das Interesse der Ebersberger an der Ehrenamtskarte nimmt zu: Bereits knapp 300 Menschen aus dem Landkreis, die sich regelmäßig freiwillig für andere engagieren, haben die kleine Plastikkarte beantragt, die ihnen kleine Vergünstigungen ermöglicht: billigere Eintritte oder Rabatte in Geschäften beispielsweise. Im Landkreis Ebersberg allerdings gibt es wenig Möglichkeiten, die im November 2015 eingeführte Karte auch tatsächlich zu zücken: Gerade einmal 16 Akzeptanzpartner gibt es bisher im gesamten Landkreis, verteilt sind sie auf acht Gemeinden. Die einen vermuten, dass sich die Sache mit der Ehrenamtskarte bei den Geschäftsleuten noch nicht herumgesprochen hat - andere kritisieren das Modell aber auch recht deutlich.

Hauptsächlich sind es bisher jedenfalls die Kommunen selbst, die den Ehrenamtlichen, die die Karte besitzen, etwas Gutes tun wollen. So gibt es Rabatte auf das Schulschwimmbad in Aßling, die Hallenbäder in Glonn und Kirchseeon oder das Freibad in Grafing, man kann zu reduzierten Preisen Konzertveranstaltungen der Musikschule im Zweckverband Kommunale Bildung oder auch Kurse der Volkshochschulen besuchen. Die Stadthalle Grafing bietet Rabatte zwischen zehn und 30 Prozent für Ehrenamtliche.

Die Geschäftsleute im Landkreis hingegen zeigen sich zurückhaltend: Zwei Apotheken, ein Friseur, eine Finanzberatung, das Bauzentrum Poing sowie die Raiffeisenbank offerieren Vergünstigungen für Träger der Ehrenamtskarte - damit hat es sich auch schon. In anderen Regionen sieht es schon etwas anders aus: Im Nachbarlandkreis München, wo die ersten Karten allerdings auch bereits im Februar 2013 ausgegeben wurden, bieten beispielsweise etliche Gaststätten besondere Deals für Träger der Ehrenamtskarte an - mal bekommt man einen Abschlag auf die Rechnung, mal bekommt man das günstigere von zwei Essen umsonst. Brillen, Fotoabzüge, feine Schokolade und sogar Ballonfahrten, all das gibt es ebenfalls günstiger. Genutzt werden können diese Vergünstigungen von Ehrenamtlichen aus ganz Bayern, hier gibt es keine örtliche Begrenzung. Dennoch haben die Verantwortlichen im Landkreis Ebersberg durchaus den Ehrgeiz, den sehr überschaubaren Kreis der Akzeptanzpartner deutlich zu vergrößeren. Bereits im vergangenen Jahr hat sich das Landratsamt mit einem Rundschreiben an Handwerksinnungen, Gewerbe und Organisationen gewandt, nach wie vor sei man "auf der Suche nach möglichst vielen Partnern, die die Ehrenamtskarte unterstützen", so Ehrenamtsbeauftragte Sabine Meyer.

Dass bisher die Zahl der Rückmeldungen so bescheiden ist, dafür vermuten Fachleute unterschiedliche Ursachen. Bei den Handwerksbetrieben sei die Ehrenamtskarte bisher "kein Thema" gewesen, sagt etwa Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger, das liege seiner Einschätzung nach daran, dass die Informationen über die Ehrenamtskarte bisher noch nicht so weit verbreitet seien. Viele Betriebe wüssten zwar, dass es die Karte seit einiger Zeit gebe, aber sie hätten nicht die Schlussfolgerung gezogen, dass sie sich selbst am Angebot beteiligen könnten.

Manche Geschäftsleute haben sich aber auch ganz bewusst gegen eine Beteiligung entschieden, wie etwa Manfred Ruopp, der in Ebersberg seine Drucker-Tankstation betreibt und bis vor kurzem auch stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Selbständigen in der Kreisstadt war. "Die Ehrenamtskarte ist etwas, womit sich regionale Politiker schmücken, die Leistungen aber die Gewerbetreibenden vor Ort erbringen", sagt er. Er unterstütze ohnehin viele Vereine durch Sponsoring und Spenden, nun aber auch noch Einzelpersonen Vergünstigungen zukommen zu lassen, das gehe zu weit.

Darüber hinaus falle es schwer zu begründen, warum man den einen Rabatte gewähre, dem anderen aber nicht. Viele hilfsbereite Menschen engagierten sich nicht in Organisationen und hätten auch nicht die Ehrenamtskarte beantragt, würden aber Rabatte ebenso verdienen. "Da kommt man aus der Spirale nicht raus", sagt Ruopp, der sich mit dem Ehrenamt selbst gut auskennt: Er ist nicht nur beim Bund der Selbständigen, sondern engagiert sich auch bei der Kolpingfamilie.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: