Ebersberg/Poing:Deutlicher Anstieg bei Alkoholunfällen

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Die Polizei will Konsequenzen ziehen und Kontrollen intensivieren. Im Bereich Poing werden auch die Radler stärker im Fokus stehen, sie verursachen Jahr für Jahr mehr Zusammenstöße

Von Barbara Mooser, Ebersberg/Poing

Die Menschen im Landkreis haben offenbar wieder weniger Hemmungen, sich betrunken ans Steuer zu setzen: Sowohl die Polizeiinspektion Ebersberg als auch deren Kollegen in Poing haben im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme der Unfälle mit Alkohol als Ursache registriert. In Poing hatten im vergangenen Jahr 37 Verkehrsteilnehmer alkoholisiert einen Unfall verursacht, 20 mehr als noch 2015. Im Bereich der Dienststelle Ebersberg stieg die Zahl der alkoholbedingten Unfälle von 23 auf 32. Als "besorgniserregend" sieht man bei der Polizei diese Entwicklung. "Wir registrieren hier eine Verschlechterung der Moral", sagt Anette Della Sala, Verkehrsexpertin in Poing. "Die Leute nehmen sich immer mehr raus", hat auch ihr Ebersberger Kollege Dirk Anders feststellt. Regeln würden seltener akzeptiert, es fehle das Unrechtsbewusstsein.

Und es ist auch nicht so, dass die Betroffenen nur ein kleines Schlückchen zu viel erwischt hatten, bevor sie ins Auto stiegen. Diejenigen, die 2016 im Bereich Ebersberg mit Alkohol am Steuer registriert wurden - sei es, weil sie in einen Unfall verwickelt waren, oder weil sie in eine Routinekontrolle gerieten - hatten durchschnittlich 1,24 Promille Alkohol im Blut. Der Spitzenwert lag laut Dirk Anders bei den kontrollierten Autofahrern bei 3,26 Promille, bei denen, die an einem Unfall beteiligt waren, sogar bei 3,46 Promille. Dabei könnten die älteren Autofahrer offenbar von den jüngeren lernen: Derjenige, der fahren muss, lässt in der Regel die Finger vom Alkohol, "das klappt eigentlich sehr gut", so Anders. Angesichts der alarmierenden Entwicklung bei den Alkoholunfällen plant die Polizei 2017 wieder verstärkte Kontrollen.

Insgesamt registrierten die Poinger Polizisten 5,7 Prozent mehr Unfälle als 2015, im Bereich der Polizei Ebersberg sank die Zahl. Im Zuständigkeitsbereich der PI Poing wurden 319 Menschen bei Verkehrsunfällen verletzt, 73 mehr als im Vorjahr. Zu Tode kam dabei niemand. Drei Unfalltote haben hingegen die Polizeibeamten im Bereich der PI Ebersberg registrieren müssen, das sind aber immer noch weniger als 2015, damals starben sieben Menschen im Straßenverkehr. Auch die Zahl der Verletzten ging im Ebersberger Bereich von 344 im Jahr 2015 auf 311 zurück.

Wenn es im Straßenverkehr kracht, dann liegt das vor allem daran, dass Verkehrsteilnehmer jemandem die Vorfahrt nehmen, Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren machen oder keinen Sicherheitsabstand einhalten. Immer wieder ereignen sich Unfälle auch, weil die Beteiligten zu schnell unterwegs waren. In Poing etwa hat die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle von 62 auf 78 relativ deutlich zugenommen - eine Tendenz, die seit Jahren anhält, nur das Jahr 2014 war hier eine leichte Ausnahme.

Unterschiedliche Entwicklungen registrieren die beiden Polizeiinspektionen bei der Beteiligung von jungen Autofahrern an Unfällen. 18- bis 24-Jährige verursachten im Ebersberger Bereich 71 Unfälle, zehn weniger als noch im Jahr davor. Im Bereich der PI Poing hingegen registrierte man zwar bislang auch stetig sinkende Zahlen, nicht aber 2016 - in diesem Jahr schnellte die Zahl der jungen Leute, die einen Unfall verursacht haben von 65 auf 97 nach oben. Auch insgesamt hat die Zahl der Unfälle, in die junge Leute verwickelt waren, um 27,5 Prozent deutlich zugenommen. Ein Fahranfänger, der am begleitenden Fahren mit 17 teilnahm, aber ohne Begleitperson unterwegs war, war sogar gleich an drei Verkehrsunfälle in Folge beteiligt, die er verursachte, als er vor einer Verkehrskontrolle türmen wollte.

Auch wenn man die Senioren als Unfallverursacher betrachtet, ist die Situation im Landkreis unterschiedlich. In Ebersberg nahm die Zahl der 65- bis 99-jährigen Unfallverursacher von 111 auf 98 ab. In Poing hingegen wurden im vergangenen Jahr 129 Unfälle durch Senioren verursacht, 25 mehr als noch 2015.

Ein besonderes Auge will die Poinger Polizei in diesem Jahr auf die Radfahrer haben. Denn Radler sind immer häufiger an Unfällen beteiligt, und in 64,7 Prozent der Fälle auch schuld daran. Besondere Unfallschwerpunkte gibt es laut Anette Della Sala aber derzeit nicht; in der Gruber Straße in Poing, wo in der Vergangenheit besonders viel passierte, hat sich die Situation etwas entspannt. Della Sala führt die Zunahme bei den Fahrradunfällen darauf zurück, dass immer mehr Menschen dieses Fortbewegungsmittel wählen - und sie aufgrund elektrischer Unterstützung auch immer schneller unterwegs sind. Im hügeligen Süden um Ebersberg herum hingegen passieren laut Dirk Anders eher wenig Radunfälle, auch wenn es 2016 einen sehr tragischen Fall gab, bei dem eine Radlerin in der Kreisstadt starb.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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