Ebersberg und der Tourismusverband Oberbayern:Dabeisein ist alles

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Eine mögliche Insolvenz der Interessensvertretung wirft erneut die Frage nach der Notwendigkeit der Mitgliedschaft des Landkreises auf

Carolin Fries

Augustinus Meusel spricht von "gravierenden Auswirkungen für den Landkreis", sollte der Tourismusverband (TV) München-Oberbayern die bevorstehende Insolvenz nicht mehr abwenden können. Offenbar steht Deutschlands größter Tourismusverband wegen internen Missmanagements kurz vor der Pleite. Der Landkreis ist seit acht Jahren Mitglied und hat laut Regionalmanager Meusel "nur profitiert". "Der Landkreis alleine könnte diese Arbeit organisatorisch und finanziell nicht leisten."

Als "Ebersberger Grünes Land" präsentiert der TV die Region im Internet und in Broschüren. Darüber bietet der Verband seinen Mitgliedern die Möglichkeit, sich auf Messen zu präsentieren. Zwar muss der Kreis für eine Teilnahme extra zahlen, doch in "finanzierbarem Rahmen", so Meusel. Aktuell ist außerdem eine Informationsbroschüre in Planung, die das gesamte Münchner Umland bewerben soll. Diesen "gemeinsamen Auftritt" nennt der Regionalmanager "vielversprechend", vereint er die verschiedenen Landkreise und ihre unterschiedlichen Attraktionen. "Insgesamt wäre es ein schwerer Schlag, wenn wir den TV als Dach nicht mehr hätten."

Etwa 7200 Euro kostet die Mitgliedschaft den Landkreis jedes Jahr. Im Beitrittsjahr 2004 waren es noch 4600 Euro, doch inzwischen seien die Beiträge sowie die registrierten Übernachtungen im Landkreis gestiegen. Aus diesen beiden Faktoren setzt sich der jährliche Mitgliedsbeitrag zusammen. So wurden im vergangenen Jahr rund 360 000 Übernachtungen im Landkreis gezählt, so viele wie nie zuvor. Und dennoch sieht Meusel den Landkreis nicht als typische Tourismusregion, seien es doch überwiegend Messebesucher und Ausflüger, die in der Region übernachten. Das war auch der Grund, weshalb die SPD den Beitritt 2004 stark kritisiert hatte. Der damalige Fraktionschef Ralf Kirchner forderte eine sofortige Kündigung und verwies auf das Landesentwicklungsprogramm, welches Ebersberg nicht einmal zu den Gebieten zähle, in denen auch nur ansatzweise Urlaubstourismus vorhanden oder entwicklungsfähig ist. Noch 2006 sprach er von einer "zu teuren Telefonvermittlung", würde der Verband ohnehin nur auf bestehende Homepages der Gemeinden und des Landkreises verweisen.

Zweifel an der Mitgliedschaft" bestehen bei der SPD noch immer, wie der stellvertretende Kreisvorsitzende Albert Hingerl auf Nachfrage der SZ meinte. Angesichts der drohenden Pleite des Verbands spricht er vom "richtigen Zeitpunkt", die Mitgliedschaft des Landkreises "vorurteilsfrei auf den Prüfstand zu stellen". Vor allem vor dem Hintergrund, dass möglicherweise einmalige Sonderzahlungen der Mitglieder zur Rettung des Verbands nötig werden. Laut Meusel hat der Landkreis bereits signalisiert, solidarisch eine solche Einmalzahlung mitzutragen. Hingerl wiederum sagt, der Landkreis solle "nur mitmachen, wenn klar ist, wo für den Kreis der Profit ist". Er hofft, dass hierfür ein Beschluss des Kreisausschusses nötig ist. "Dann muss es eine Rückblick-Bilanz geben", sagt Hingerl. Der Beitritt vor acht Jahren wurde dem Kreisausschuss lediglich mitgeteilt. Er erfolgte auf Anregung der damaligen Regionalmanagerin Gertraud Sutor. Damals war aus dem Münchner Umland lediglich der Landkreis Starnberg Verbandsmitglied, was Landrat Gottlieb Fauth zu der Aussage veranlasste, Ebersberg könne mit dem Fünfseenland "locker mithalten".

© SZ vom 17.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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