Dominik-Brunner-Realschule:Ein Zeichen gegen Rassismus

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Die Dominik-Brunner-Realschule in Poing hat mit einer Initiative auf rechte Schmierereien reagiert. Seit Donnerstag trägt sie als dritte Landkreis-Schule den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"

Von Matthias Reinelt, Poing

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nannte die Auszeichnung "ein Stoppschild für Menschen mit Rassismus, die unserem Land und der Demokratie nicht guttun". Es war die Auszeichnung, die der Poinger Dominik-Brunner-Realschule am Donnerstag überreicht worden ist. Schulleiter Matthias Wabner hatte zu einem ganz besonderen Fest geladen. Der Schule wurde der Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verliehen. Sie ist damit neben den Gymnasien in Grafing und Markt Schwaben die insgesamt dritte Schule im Landkreis Ebersberg, die diese Auszeichnung erhalten hat. In Deutschland gibt es bereits knapp 2000 Schulen mit dem Titel, die von rund einer Million Schüler und Schülerinnen besucht werden.

In ihren Grußworten zeigten sich die Ehrengäste übereinstimmend froh über die Auszeichnung und stolz darüber, was hier auf die Beine gestellt wurde. Landrat Niedergesäß sagte, die Schule hätte schon mit der Namensgebung nach Dominik Brunner ein Zeichen für Zivilcourage gesetzt. Nun gehe man den nächsten Schritt. Der Titel sei aber auch eine Selbstverpflichtung für jetzt und vor allem für die Zukunft", so Niedergesäß.

Poings Bürgermeister Albert Hingerl zeigte sich begeistert über den Mut und die Beherztheit der Schüler, die das Projekt mit so viel Eigeninitiative in die Wege geleitet hatten. "Ihr seid Vorbilder für alle Menschen in der Gemeinde. Wir wollen eine Gemeinde mit Courage sein", sagte er.

Angefangen hatte alles mit den rechten Schmierereien, die Schüler im Dezember vergangenen Jahres an der Nachbarschule vorfanden. Lebhaft berichteten die drei Schülersprecher der Dominik-Brunner-Realschule von den Ereignissen des 22. Dezember 2015. Schnell sei man sich einig gewesen, gegen diese feige Art von Fremdenfeindlichkeit vorgehen zu wollen: Die Schüler bastelten Plakate, demonstrierten, versammelten sich im großen Atrium des Gebäudes. Sie wollten ein Zeichen setzen, begannen Unterschriften zu sammeln und bewarben sich bei "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage".

Für die Bewerbung galt es dann noch einen prominenten Paten oder Patin zu finden. Lange dauerte die Suche nicht. Die Biathlonweltmeisterin Franziska Preuß übernahm die Patenschaft. Die 22-Jährige kommt aus Albaching im Landkreis Rosenheim. Als sie gefragt wurde, ob sie bereit wäre, Patin für das Projekt zu werden, hätte sie nicht lange überlegen müssen. "Die Entscheidung ist mir sehr leicht gefallen", sagte Preuß.

Preuß und Wabners Frau Sabine kennen sich von früher. Sie waren beide an der Realschule in Haag, damals hatte Schülerin Preuß sie als Klassenlehrerin, daher kam der Kontakt zustande. Außerdem ist Preuß' Vater im Landratsamt Ebersberg tätig, zuständig für die Realschule in Poing. Schon den Bau der Schule hatte er begleitet. "Sport verbindet einfach. Da ist es egal, wo man herkommt, welche Hautfarbe man hat oder welcher Religion man angehört", sagte Preuß.

Nach dem circa 30-minütigen Festakt erklärte Schulleiter Wabner das Dominik-Brunner-Fest für eröffnet. Von Michael Schneider-Koenig, Regionalkoordinator der Auszeichnung, bekamen die Schüler ein Schild mit dem Titel überreicht, das die Schule in Zukunft zieren soll und die Schule an ihren Auftrag erinnern soll. Neben musikalischen Einlagen der Schüler gab es unter anderem Fleisch vom Grill, Hot Dogs und Kuchen. 650 Schüler werden an der Realschule unterrichtet. Ein großer Teil hatte sich an diesem Nachmittag samt Eltern und Großeltern im Atrium eingefunden, um das Ereignis gebührend zu feiern. Vor allem die Schüler selbst zeigten sich glücklich und stolz über ihre erfolgreiche Bewerbung. Melanie aus der neunten Klasse findet "die Sache sehr gut". Sie könne nicht verstehen, warum manche Menschen überhaupt rassistisch seien. Es könne keinen Rassismus an einer Schule geben. "Das kann es nicht sein!", sagt Katharina, Schülersprecherin. Viktoria aus der selben Jahrgangsstufe schließt sich dem an: "Alle Menschen sind doch gleich. Deshalb sollte man auch alle gleich behandeln."

Der Verein Aktion Courage hatte 1995 die Initiative "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" ins Leben gerufen. Es gibt einige Grundsätze, die Schulen bei der Bewerbung erfüllen müssen. Der Titel ist mehr ein Auftrag für die Zukunft als ein Preis für Geleistetes. Mindestens 70 Prozent aller Menschen, die in einer Schule lernen und arbeiten, müssen die sogenannte Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben. Mit dieser Unterschrift erklärt man sich dazu bereit, sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an seiner Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen. Damit sollen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus überwunden werden.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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