Dichter zusammenrücken:Nicht nur für Wohlhabende

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Beim Wohngebiet W7 geht Poing neue Wege. Am 27. April wird das Konzept öffentlich vorgestellt

Von Barbara Mooser, Poing

Es geht weiter, Schlag auf Schlag: Gerade erst füllen sich im Wohngebiet W6, dem "Seewinkel", die letzten Lücken, schon bereitet der Gemeinderat den Weg für die nächsten Neubürger. Doch eines ist im Wohngebiet W7 diesmal anders: Es sollen nicht nur Einfamilien- und Reihenhäuser für Menschen mit mindestens mittelgroßem Geldbeutel entstehen, sondern auch viele preisgünstige Wohnungen, wie sie nicht nur in Poing Mangelware sind. Ein ähnlicher Kurs ist dann auch für das Wohngebiet W8 geplant.

Wie dringend in der Gemeinde günstiger Wohnraum benötigt wird, das zeigt sich immer wieder: Gerade werden beispielsweise 24 neue Wohnungen der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg bezugsfertig - 200 Menschen forderten die Bewerbungsunterlagen an. Ebenso eindrucksvoll waren die Zahlen, die Renate Karisch vom Einwohnermeldeamt der Gemeinde vorlegte. Ihren Berechnungen zufolge verfügen allein in Poing mehr als 1000 Haushalte über so wenig Einkommen, dass sie sich für eine Wohnung mit einkommensorientierter Förderung (EOF) bewerben könnten. "Keine Panik", beruhigte Karisch freilich, nicht alle würden das auch tatsächlich tun - beispielsweise, weil sie zwar möglicherweise ihr Einkommen niedrig sei, sie aber noch im eigenen Häuschen wohnen könnten oder sie ohnehin Zuschüsse für ihre Miete erhalten.

Doch dass etwas geschehen muss, darin ist sich der Gemeinderat schon länger einig: Bereits im Februar 2017 stellte er die Weichen dafür, in den neuen Wohngebieten Platz für wesentlich mehr Menschen zu schaffen als bisher geplant und dabei auch an diejenigen mit wenig Geld zu denken. 4000 statt 2000 Neu-Poinger werden deshalb in W7 und W8 einziehen, 30 Prozent der Wohnflächen sollen einkommensorientiert gefördert werden, bei weiteren zehn Prozent sollen die Mieten gedeckelt werden.

Entstehen wird das neue Wohngebiet nördlich vom Zauberwinkel, gegenüber der neuen Grundschule am Bergfeld. Und eine weitere neue Schule wird auch das Areal direkt an der Bergfeldstraße prägen: Hier soll das fünfte Gymnasium des Landkreises entstehen, Platz dafür ist reichlich, wie die Planer in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag darlegten. Die daran nördlich anschließende Bebauung ist vielfältiger als in den bisher vorhandenen Wohngebieten. Zwar wird es auch hier die klassischen Eigenheime geben, die bei jungen Familien so beliebt sind. Doch eben auch Geschosswohnungsbau, auf bis zu vier Vollgeschosse hat sich der Gemeinderat geeinigt. Gebäude in ähnlichen Höhen - und noch höher - gibt es auch andernorts in Poing bereits.

Die Häuser sollen sich um grüne Höfe gruppieren, Quartiersplätze sollen die Bebauung auflockern. Ein grünes "Aktivitätsband" am Rande des Wohngebiets soll zum Treffpunkt werden; dass es auch Angebote für Jugendliche geben soll - wie etwa Grillflächen, einen Fitness-Parcours oder Platz für ein Open-Air-Kino - ist explizit im Konzept vorgesehen.

Die Planer äußerten auch die Idee, was die Unterbringung der Autos der Anwohner im Viertel mal einen ganz anderen Weg zu gehen: eine große Gemeinschaftstiefgarage unter den Grünflächen könnte zwischen den Häusern Platz für etwas anderes als Parkplätze und Carports lassen. Außerhalb des Wohngebiets muss am Straßennetz einiges getan werden, um den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen. Geplant ist ein Kreisverkehr an der Kreuzung der Kirchheimer Allee mit der Bergfeldstraße; an der Kreuzung des Westrings mit der Plieninger Straße schlagen die Planer eine Ampel vor. Alle Details des neuen Bebauungsplans für das Wohngebiet sollen in den kommenden Wochen und Monaten vertiefend in Fachgesprächen besprochen werden.

Grundsätzlich zeigten sich die Gemeinderäte angetan über den ersten Entwurf für das neue Wohngebiet. Er sei eine gute Grundlage für die weitere Planungen, wenn auch im Detail wohl noch einiges zu besprechen sei, waren sich Franz Langlechner (CSU) und Peter Maier (SPD) einig. Ähnlich sah es Günter Scherzl (FWG), das Konzept enthalte schon einige gute Ideen, sagte er. Werner Dankesreiter (Grüne) räumte zwar ein, dass beeindruckende Zahlen zum Bedarf an bezahlbarem Wohnraum präsentiert worden seien, dennoch sei für seinen Geschmack das neue Wohngebiet viel zu dicht bebaut und biete zu wenig Grün. Auch Wolfgang Spieth (FDP) sagte, er teile Dankesreiters Skepsis. Dennoch stimmten letztlich alle Gemeinderäte für das Konzept, das nun auch öffentlich vorgestellt werden soll: am Freitag, 27. April, 18 Uhr, in der Aula der Anni-Pickert-Schule.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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