Der Sport im Ort:Freunde fürs Schweben

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Dominik Metzger und Marco Vogel spielen bei den Ebersberger Beachvolleyball-Masters am Wochenende mit

Von Viktoria Spinrad, Ebersberg

Ein Beachvolleyballplatz, 26 Grad im Schatten, das letzte Training vor dem großen Turnier. "Es geht hier nicht ums Bräunen, sondern um die Wampe", ruft Dominik Metzger hinüber, alle lachen, dann kommt der Ball. Mit einem Satz in den Sand rettet sein Mitspieler Marco Vogel den Ball, da steht Metzger schon wieder bereit und legt ihn wieder vor. Ein Sprung, ein Schlag, Punktlandung auf dem gegnerischen Feld. Mit einem Grinsen schlagen sich die beiden im Vorbeigehen ein.

Es läuft bei dem ungewöhnlichen Sportler-Duo Metzger/Vogel vom TSV Vaterstetten, möchte man meinen. Seit Jahren gehören die beiden zu den zehn besten Spieler-Duos im bayerischen Beachvolleyball. Trotz drohender Mini-Wampe. Und trotz der Tatsache, dass dieses letzte Training vor den Ebersberger Beach Masters am Wochenende auch ihr erstes Training vor dem großen Turnier ist. Dort werden Metzger, 29, aufgewachsen in Vaterstetten, und Vogel, 30, in Ebersberg groß geworden, gegen die Creme de la Creme des bayerischen Beachvolleyballs antreten. Gegen halbe Profis mit eigenen Sportler-Facebook-Seiten, Sponsoren und studentischem Freizeitpensum zum Trainieren. Der Veranstalter prognostiziert Metzger und Vogel, auf den hinteren Plätzen zu landen. Vogel, ein paar graue Härchen zwischen der schwarzen Matte, breites Lachen, fasst es so zusammen: "Wir bewegen uns im ambitionierten Amateurbereich." Dann lachen beide, wie so oft.

Wahrscheinlich braucht es diese Selbstironie, wenn man eigentlich keine Zeit hat und doch irgendwie mithalten will in dem Sportlerzirkus. Metzger hat wenig Zeit zu Trainieren, weil er seine Doktorarbeit schreibt. Bei Vogel ist immer viel los, weil er Vater ist und bei einem Autobauer arbeitet. Metzger lebt mittlerweile in Kirchheim (Landkreis München), Vogel im Münchner Stadtteil Aubing. Von der räumlichen Distanz ist auf dem Sandplatz aber nichts zu spüren. Die beiden bewegen sich wie in einer Symbiose. Wenn Abwehrspieler Metzger den Pass spielt, weiß Blocker Vogel schon, wo er landen wird und von welcher Höhe er ihn ins gegnerische Feld wuchten kann. Die beiden scheinen die Gedanken des anderen lesen zu können.

Marco Vogel (links) und Dominik Metzger bei ihrem einzigen Training vor dem Ebersberger Beachvolleyball-Turnier am Wochenende. (Foto: Viktoria Spinrad)

Das vertraute Zusammenspiel trotz Trainingsmangel hat einen Grund: Sie spielen seit fast 15 Jahren als Team. Mal in Grafing, dann beim TSV Vaterstetten, mal in der Landesliga, mal in der Bayernliga, mal als Schüler, später als Studenten, und nun als ambitionierte Amateurspieler, die mitten im Leben stehen und sportlich doch etwas wuppen wollen. Eine Volleyballer-Paarung, die auch im zunehmend schnellen Volleyball-Karussell durchaus ungewöhnlich ist.

Dabei gab auch Zeiten, da war nicht klar, ob beide weiter auf dem Sandplatz rumwitzeln würden. Zum Beispiel vor zwei Jahren. In Ebersberg flogen beide schnell aus dem Turnier. Metzger wollte daraufhin Gas geben, noch einmal durchstarten. Doch Vogel hatte eine ganz andere Baustelle: Er war zum ersten Mal Vater geworden. Schweren Herzens stellte er es seinem Kumpanen frei, sich deswegen einen anderen Spielpartner zu suchen. Einen anderen Spielpartner? "Niemals", so Metzger. "Wir sind uns eben sausympathisch", sagt Vogel. Beide lachen, wie so oft an diesem Morgen. Das Duo blieb zusammen, jetzt war halt noch weniger Zeit zum Training.

Und dennoch sind sie seit Jahren in den Top-Ten der des bayerischen Beachvolleyballs - derzeit werden sie auf Listenplatz sieben geführt. Dass die beiden mit minimalem Training beim Turnier im Ebersberger Klosterbauhof trotzdem eine Chance haben, liegt auch daran, dass der spezielle Beachvolleyball den beiden einen Vorteil verschafft: Während große, technisch spezialisierte Spieler in der Halle mit harten Schlägen und Schnelligkeit auftrumpfen, kann das Generalisten-Duo seine Spielerfahrung und Spielintelligenz aus der Jugend auf dem Sand einsetzen. Und die treibt so manchen Gegner in den Wahnsinn. Metzger formuliert es so: "Alle sagen, dass es scheiße ist, gegen uns zu spielen." Denn während die anderen Teams die Bälle auf den Punkt platzieren, macht das "dreckige" Spiel des Duos so manche Aktion unvorhersehbar.

Obwohl die beiden etwas aus der Übung sind, gehören sie immer noch zu den Top Ten in Bayern - weil sie jahrelange Erfahrung haben. (Foto: Viktoria Spinrad)

Das soll ihnen einen Vorteil verschaffen, wenn es am Wochenende wieder brodelt im Klosterbauhof-Kessel. "Die Stimmung dort ist schon immer eine besondere", sagt Vogel. Wenn der Eismann in Ebersberg wieder kostenloses Eis auswirft, diesmal auch acht Teams aus der deutschen Serie mit dabei sind, und die Zuschauer nicht nur die Volleyballer, sondern am Sonntag auch die Teilnehmer des Stadtlaufs anfeuern können, die hinter den Tribünen entlangflitzen werden, dann heißt es für das Duo Metzger/Vogel: Wampe einziehen und losbaggern.

16 Frauen- und 16 Männer-Duos treten beim Beachvolleyball-Turnier am Wochenende, 9. und 10. Juni, im Ebersberger Klosterbauhof an. Frauen und Männer spielen immer abwechselnd. Beginn ist an beiden Tagen um 9 Uhr. Am Samstag wird bis 19.30 Uhr gespielt. Am Sonntag gegen 17 Uhr ist Siegerehrung. Der Eintritt ist frei. BR Sport berichtet am Sonntag von 11 Uhr an live aus Ebersberg.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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