Bruck:Märchen, Freiheit und viel Spaß

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Wilde Kostüme und brave Pferde gibt es bei der Spektakel-Woche auf der Alten Mühle in Bruck. (Foto: Anselm Schindler)

Eine Woche lang lernten 27 Kinder an der Alten Mühle in Bruck Reiten und Schauspiel. Das Ergebnis: eine bunte Mischung von Sketchen und Einlagen, am Samstag wurden sie aufgeführt

Von Anselm Schindler, Bruck

"Schmutzig aber glücklich kommen die Kinder wieder nach Hause wenn sie hier waren", so formuliert es eine Mutter, während sie an einem Biertisch Kaffee ausschenkt. "Hier", das ist die Alte Mühle, ein Gehöft mit Pferden am Ortsrand von Bruck, der kleinsten Gemeinde des Landkreises, eingerahmt von Wiesen und Hügeln. Aufgeregt wuselt ein Hund zwischen den vielen Beinen umher. Alle Augen sind auf die Pferde gerichtet, und auf die Mädchen, die auf ihnen sitzen.

Eine Woche lang haben 27 Kinder aus der Region auf dem Gelände der Alten Mühle ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Spektakel-Woche so nennt man das Ferienprogramm auf dem Gehöft. Betreut von den Mitarbeitern des Hofes bastelten sie Requisiten, übten Reiten, studierten kleine Theaterstücke ein, und "Anekdötchen", wie Thilo Matschke mit einem Augenzwinkern sagt. "Wir haben den Kindern da viel Spielraum gelassen", nur an der einen oder anderen Stelle hätten er und seine Kollegen "zensiert", so Matschke. "Uriniere dich hinfort, du Gesäßöffnung": So klingt das dann in Sketch-Form. "Es war einmal . . ." - unter diesem Motto lief die Spektakel-Woche in diesem Jahr.

Die Kinder haben es mit viel Humor geschafft, in ihrem Auftritt vor dem Publikum, mit dem das Freizeitprogramm am Samstagnachmittag zu Ende ging, das Alte mit dem Neuen zu verbinden. Oder, besser gesagt, sie haben es geschafft, märchenhaften Flair mit dem zusammenzubringen, was junge Menschen heute beschäftigt. Herausgekommen sind Sketche wie "Rapunzel neu gestylt". Das Schloss hat Rapunzel gegen einen Häuserblock getauscht, und natürlich spielt auch Rapunzel "Pokemon go". Und dann ist da noch der Zickenkrieg in "Daily Princess Problems", in dem Stück persiflieren die jungen Hobby-Schauspielerinnen den alltäglichen Teenie-Wahnsinn, die Klischees werden grob überspitzt. Gelästert wird über den Prinzen, der dringend ein "Backup" braucht. Nichts ist gut genug für die feinen Prinzessinnen, auch nicht die Diener, die sich nicht unterwürfig genug zeigen, erst recht nicht, seitdem sie den Mindestlohn bekommen.

Grinsend steht Thilo Matschke vor dem Publikum, blickt zu den zickigen Prinzessinnen hinüber und sagt, an die Eltern gewandt: "Wir hatten die nur eine Woche und ihr habt die jeden Tag?". Matschke hält die Show zusammen, er macht sich gut als Entertainer, halb Clown, halb Moderator, rund zweieinhalb Stunden wird er an diesem Tag das Publikum unterhalten. Hinter einigen Stofftüchern, versteckt vor dem Publikum, wuseln die Kinder herum, mitten unter ihnen Regina Peter, auf dem Kopf trägt sie eine Krone, das Gesicht ist geschminkt. Peter ist ständig auf Achse, sie koordiniert den wilden Haufen, die Sketche, die Reit-Einlagen. Aus den Musikboxen ertönt mittelalterliche Musik.

Vor 16 Jahren riefen Regina Peter und Thilo Matschke die Spektakel-Woche ins Leben. Davor waren sie in einem Kinderzirkus-Projekt in Ebersberg aktiv. Als das Projekt endete, entschlossen sie sich, die kreative Arbeit mit den Kindern im eigenen Hof weiterzuführen. Die ganzen Sommerferien hindurch finden in der Alten Mühle Projekte für Kinder statt, doch die Spektakel-Woche sei das Highlight des Jahres, "da freuen wir uns schon Monate davor drauf", sagt Peter. Für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen soll die Spektakel-Woche mehr sein als nur Spiel und Spaß, "die können hier erleben, wie schön es ist, wenn man respektvoll zusammenarbeitet, es ist toll, was da herauskommt, wenn man ihnen Platz und Zeit gibt, sich zu entfalten", erklärt Regina Peter.

Auch die Mitarbeiter, von den Vollzeit-Kräften bis hin zu den Studenten, die ihre Freizeit in den Hof investieren, wachsen mit der gemeinsamen Arbeit. Viele haben jung angefangen an der Alten Mühle, "die sind damals noch hier Pony geritten", erinnert sich Peter. Und während das Team des Hofes mit den Aufräumarbeiten beschäftigt ist freut man sich hier schon auf die Sommerferien des kommenden Jahres. Der Nachwuchs wird der Alten Mühle nicht ausgehen - die Ideen sowieso nicht.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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