Betreuung:Doppelter Boden für Eltern

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Neue Plätze für die Kinderbetreuung. (Foto: Robert Haas)

Die Kindertagespflege im Landkreis wird ausgebaut. Zusätzliches Personal in eigens dafür vorgesehenen Räumen soll sofort einspringen können, wenn die Tagesmutter einmal ausfällt.

Von Anja Blum, Ebersberg

Auf die Kinderbetreuung muss Verlass sein. Für berufstätige Eltern ist es schlimm genug, wenn das Kind einmal krank ist und sie deshalb zu Hause bleiben müssen, um es zu versorgen. Fällt jedoch die Kinderbetreuung selbst aus, gerät der Balanceakt zwischen Familie und Beruf schnell zum Desaster. Insofern ist einer der jüngsten Beschlüsse des Ebersberger Jugendhilfeausschusses eine gute Nachricht:

Das Modell der Kindertagespflege im Landkreis soll um ein ausgeklügeltes System an Ersatzbetreuung erweitert werden. Das bedeutet: Wenn eine Tagesmutter ausfällt, springt eine andere Person verlässlich ein. Damit "soll die Gleichwertigkeit der Kindertagespflege zu den Krippenangeboten sichergestellt werden", heißt es aus dem Kreisjugendamt.

Doch rein freiwillig ist diese Qualitätsoffensive nicht, wie die Behörde in ihrem dazugehörigen Konzept klarstellt: Die Jugendämter seien vom Gesetzgeber "in die Pflicht genommen, nicht nur im Notfall eine Ersatzbetreuung der Kinder zu organisieren, sondern ein Vertretungs system zu erarbeiten und vorzuhalten, noch bevor eine konkrete Notsituation eintritt".

Eine Erzieherin und eine Kindertagespflege - befristet auf zwei Jahre

Um das zu gewährleisten soll der Landkreis nun - zunächst auf zwei Jahre befristet - eine Erzieherin sowie eine Kindertagespflegeperson anstellen und außerdem zwei Räumlichkeiten anmieten. Laut Kreisjugendamt werden dadurch Mehrkosten in Höhe von 73 000 Euro jährlich entstehen.

Im Landkreis betreuen derzeit 83 Tagesmütter überwiegend in ihren privaten Räumen bis zu fünf Kinder gleichzeitig, darüber hinaus existieren drei Großtagespflegeeinrichtungen, in denen bis zu zehn Kinder gleichzeitig betreut werden können. Ausfälle von Tagesmüttern - sei es wegen Krankheit, Urlaub, Fortbildungen oder anderer wichtiger Termine - wurden bislang durch freie Kapazitäten bei Kolleginnen oder im Einzelfall durch Kinderfrauen kompensiert.

"Doch das ist nicht mehr ausreichend, da die Zahl der Tagespflegeverhältnisse im Landkreis weiter steigt und auch die Ersatzbetreuung steigende Fallzahlen bewältigen muss", so das Jugendamt. Insofern werde die Behörde nun umgehend versuchen, Personal und Räumlichkeiten zu finden, um das Konzept in die Tat umzusetzen.

Kurze Wege, einfache Räume

Eigene Räume sind nötig, weil die Kinder im Falle einer erkrankten Tagesmutter freilich nicht zu dieser nach Hause gebracht werden können. Um die Wege für alle Beteiligten jedoch möglichst kurz zu halten, soll sowohl im Landkreis Norden sowie im Süden ein "Stützpunkt" für die Ersatzbetreuung entstehen: einfache Räume, die zur Betreuung von jeweils fünf Kindern geeignet und an eine Großtagespflege angegliedert sind. Von einer solchen Kooperation nämlich erhofft sich das Jugendamt zahlreiche Synergieeffekte wie regen fachlichen Austausch zwischen den Betreuenden oder eine gemeinsame Organisation der Essensversorgung.

Um aber die Ersatzbetreuung nicht nur zuverlässig, sondern auch qualitativ hochwertig zu gestalten, sind laut Jugendamt eine behutsame Eingewöhnung sowie ein steter Kontakt zwischen Kindern und der betreuenden Person unabdingbar: "Gerade Kinder unter drei Jahren können nicht plötzlich einer fremden Person in einer fremden Umgebung übergeben werden."

Deshalb müsse schon vorher ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Um dies zu gewährleisten, sieht das Konzept des Jugendamts wöchentliche Kontakte zwischen den Ersatzpflegepersonen und den Kindern und Eltern im jeweiligen "Sozialraum" vor.

Vom Jugendhilfeausschuss erhielten die Pläne grünes Licht - bei einer Gegenstimme. Ein Mitglied nämlich war der Meinung, dass eine geeignete Kontaktpflege so nicht möglich sei, da es dafür deutlich mehr Personal bräuchte. "Diesen Einwand können wir fachlich nachvollziehen", heißt es dazu aus dem Jugendamt, weshalb man besonders darauf achten werde, wie die Kontaktpflege mit dem aktuellen Personalrahmen ausgestaltet werden könne.

Bevor die Ersatzbetreuung aber tatsächlich aufgebaut werden kann, muss der Kreistag zunächst einmal dem Haushalt und dem Stellenplan 2017, die die gewünschten Änderungen beinhalten werden, zustimmen.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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