Benefizabend:Festival der Freude

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Freuen sich auf das Konzert (v. l.): Walter Brilmayer, Claudia Pfrang, Josef Gibis, Franz Schmidberger, Susan Fahrer, Roland Schachtner und Cordula Schachtner. (Foto: Christian Endt)

Musiker aus Ebersberg organisieren ein Benefizkonzert mit sieben Bands. Der Abend soll zum Forum der Begegnung werden, der Erlös kommt Asylbewerbern und sozial schwachen Bürgern zugute

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Eine Lederjacke könne er ihm jederzeit leihen, sagt der Musiker Roland, alias "Jay Dee" Schachtner von der Band Friends can do zu Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer bei der Präsentation des Benefizkonzerts "Begegnungen" im Rathaus. Dann wäre das schon mal geklärt. . . Übernächsten Samstag, 9. April, soll dieses Konzert, ein Fest der Freundschaft und Solidarität, all jene in den Alten Speicher locken, die Freude haben an Musik, Tanz und Gemeinschaft. Jeder ist willkommen, der Eintritt ist frei.

Ziel der Veranstalter dieses Band-Marathons ist es, Menschen zusammenzubringen, Einheimische, Flüchtlinge, Jung und Alt, in bunten Klamotten oder feinem Tuch, egal. Menschen, die einander im Alltag selten über den Weg laufen, die sich vielleicht scheuen, miteinander ins Gespräch zu kommen, wollen die Musiker mit dieser Idee ein Forum bieten. Begegnung ist der erste Schritt zur Integration, erklärt Band-Sängerin Susan Fahrer. Alle Musiker spielen ohne Gage.

Mindestens ebenso wichtig ist es den Musikern, den Helferkreisen etwas Gutes zu tun und ihnen für ihre ehrenamtliche Arbeit zu danken. "Integration ist nicht nur etwas, das Arbeit macht, sondern auch Freude", erklärt Fahrer. Bei der Vorstellung des Projekts im Rathaus scheint die Sängerin vor Energie und Engagement zu sprühen. Auch die anderen anwesenden Band-Mitglieder, Franz Schmidbauer, Roland und Cordula Schachtner, die sich ihren Worten zufolge als Visagistin und Seelentrösterin betätigt, sind Feuer und Flamme. "Wir haben beim Musikfestival in Zorneding gespielt und uns gedacht: Wir wollen auch etwas machen, nicht nur immer reden", sagt Susan Fahrer. So entstand nach und nach die Idee zu diesem Konzert zugunsten von Asylbewerbern und - ganz wichtig - sozial schwachen Bürgern. "Wir sind der Meinung, dass den Leuten geholfen werden muss", sagt Roland Schachner, und das können wir am besten mittels unserer Musik. Diese Sprache versteht man rund um den Globus, unabhängig von Hautfarben oder ethnischer Herkunft."

Offizieller Veranstalter ist das Katholische Kreisbildungswerk Ebersberg, Stadt und Landrat unterstützen das Projekt ebenso wie zahlreiche Sponsoren. Radiostationen wie Charivari, Wasserburg und Rockantenne werden senden, und die Stadt Ebersberg übernimmt die Hälfte der Miete für den Alten Speicher. Der Eintritt zum Konzert ist frei, allerdings hoffen die Musiker auf großzügige Spenden. Der Reinerlös geht komplett an das Kreisbildungswerk. Mit dem Geld sollen Musikinstrumente, Proberäume und eventuell auch Musikunterricht finanziert werden. Anträge dafür können im Landkreis arbeitende Helferkreise, Musikschulen, -vereine, -gruppen und -initiativen stellen. Bedingung ist die Gemeinnützigkeit, erklärt Claudia Pfrang, Geschäftsführerin des KBW. Das Kreisbildungswerk werde natürlich keinen Steinway-Flügel oder andere teure Musikinstrumente und auch keinen Einzelunterricht bezahlen. "Wir werden die Kriterien für die Vergabe transparent machen", sagt Claudia Pfrang, "finanziert werden sollen einfache Lerninstrumente, die ein vergleichbares Preisniveau haben, denn es geht hier um Basismusik und um das Gemeinschaftserlebnis." In den Ländern Afrikas gehöre Musik zur Alltagskultur und habe eine andere Funktion als bei uns, die wir Musizieren als künstlerische Freizeitbeschäftigung und Kunstgenuss mit hohem Anspruch ansähen.

Viele Künstler und Musiker sind angeschrieben und gebeten worden, mitzumachen, darunter Hubert von Goisern, Hannes Ringelstetter und Lisa Fitz. "Die haben zwar keine Zeit, haben aber nette Absagen geschickt", berichtet Roland Schachtner. Ist aber nicht schlimm, denn die Zusagen können sich sehen lassen. Liedermacher und Blues-Rocker Hanse Schoierer, zu dem Gerhard Polt, wie er einmal erklärte, sogar dann hingehen würde, wenn er keine Zeit hätte, die junge Ebersberger Band àlaSKA, die Reggae, Funk und Swing im Gepäck hat, die Migrant Workers aus München, die auf Gitarren, Schlagzeug und Bass kosmopolitischen Rock mitbringen, Claudia Cane & Friends, ein Münchner Rhythm & Blues-Trio, die Ramonas, deren Punk angeblich so wild klingt wie die Isar bei Hochwasser mit Gast Landy Landinger, bekannt durch den TV-Spot "I bin der Landy und do bin i dahoam", die Organisatoren von Friends can do, die fünf Jahrzehnte Gassenhauer Revue passieren lassen wollen, und schließlich die Kirchseeoner Gruppe Bamba Power, eine 16-köpfige deutsch-afrikanische Rhythmusgruppe, die den Abend eröffnen und zeigen wird, was der Satz "Slave to the Rhythm" bedeutet. Eisi Gulp wird den Abend, der um 17 Uhr beginnt und bis Mitternacht dauert, moderieren. Am Ende werden sich alle Musiker auf der Bühne zu einem Abschluss-Song versammeln - fürs Gemeinschaftsgefühl.

Es gibt eine Tombola, bei der man unter anderem einen Gutschein für ein Fiat-Cabrio übers Wochenende und Essen beim Griechen in Gsprait gewinnen kann. Eine Klasse der Realschule Ebersberg wird Bilder zum Thema Flüchtlinge ausstellen, Helferkreise und das Bündnis "Bunt statt Braun" werden sich mit Infoständen präsentieren. Landrat Robert Niedergesäß und Walter Brilmayer haben ihr Kommen zugesagt. Dann wird man übrigens auch sehen, ob Roland Schachtner sein Versprechen einlösen konnte.

© SZ vom 01.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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