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Im Landkreis Ebersberg könnte ein zweiter Pflegestützpunkt für Oberbayern entstehen

Von Theresa Parstorfer, Ebersberg

Kommt es zu einem Pflegefall in der Familie, "werden am Anfang oft die meisten Fehler gemacht", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) auf der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses im Ebersberger Kreistag. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass "man einen Lotsen braucht, der das Fach kennt und Vernetzungskompetenz hat, wenn man von heute auf morgen in diese Situation kommt", so Niedergesäß. Deshalb begrüßte er einen Antrag der CSU und der FDP-Fraktionen im Kreistag, Vorbereitungen für einen sogenannten Pflegestützpunkt in der Region Ebersberg einzuleiten.

Bereits seit 2009 steht im Bundessozialgesetzbuch, dass "die Pflegekassen und Krankenkassen Pflegestützpunkte zur wohnortnahen Beratung, Versorgung und Betreuung der Versicherten" einzurichten haben. In Oberbayern gibt es bislang lediglich einen einzigen dieser Stützpunkte. Um sich ein breiteres Bild zumachen, habe man sich deshalb angesehen, wie etwa ein Stützpunkt in Baden-Württemberg organisiert ist, so Niedergesäß. Wichtig sei, von gesammelten Erfahrungen zu profitieren. Viel positives habe man bereits herausgefunden.

Vor allem aus den Reihen der SPD-Fraktion regte sich jedoch Widerstand. Als Antwort auf den Antrag der CSU und FDP hatten die SPD-Kreisräte bereits vor der Sitzung einen Antrag auf den "sinnvollen Ausbau" bereits bestehender Beratungsstrukturen landkreisweit gestellt. Denn Renate Glaser (SPD) und ihre Kreisratskollegen befürchten, dass bestehende Angebote durch die Einführung einer völlig neuen Struktur ihre Zukunft verlieren würden. Die Favorisierung eines Pflegestützpunktes würden sie deshalb nicht gut heißen.

Landrat Niedergesäß wie auch zwei der Verfechter des Pflegestützpunktes, Martina Matjanovski (CSU) und Rolf Jorga (CSU), versicherten, dass alle Akteure miteingebunden werden sollen und die bereits vorhandene Vielfalt an Anlaufstellen erhalten bleiben soll. Des weiteren würden die Experten des Gesundheitsforums die genauere Konzeption des Stützpunktes in Angriff nehmen. Das Gesundheitsforum stellt die operative Ebene der Gesundheitsregion Plus dar - also ein Gremium, das sich bereits jetzt mit der Ausarbeitung von Projekten beschäftigt, die allesamt der Verbesserung der Gesundheit im Landkreis Ebersberg gewidmet sind.

Dennoch blieb für Günter Lenz (SPD) die Frage ungeklärt, wie genau der Pflegestützpunkt umgesetzt werden soll, wo doch entscheidende Kostenfragen noch gar nicht geklärt seien. "Da wird man Räume brauchen und Personal", sagte er und da fehle seiner Partei noch ein wenig die konkrete Ausarbeitung. Niedergesäß räumte ein, das könne den Landkreis zwar durchaus etwas kosten, doch er plädiere dafür, "dass da was passiert". Schließlich gehe es darum, die Bürger in schwierigen Situationen nicht allein zu lassen. Humorvoll fügte er hinzu, dass "der Beschluss eigentlich mehr Rot als Schwarz" enthalte. Er hoffe deshalb, die SPD werde zustimmen.

Tat sie dann auch, nachdem die Beschlussvorlage dahingehend geändert wurde, als dass nun erst einmal ein Konzept ausgearbeitet werden wird. Alle bereits mit der Pflege betrauten Akteure im Landkreis sowie auch Betroffene sollten dazu eingeladen werden, sodass die bereits bestehenden Anlaufstellen von Anfang an miteingebunden sind. Die Ergebnisse dieser Beratungen werden dann erneut dem Sozialausschuss des Ebersberger Kreistages vorgelegt.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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