Andreas Rebers:"Viel Raum für Musik und Poesie"

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Rebers' Weihnachtsbotschaft: ein poetisches Kabarettprogramm gegen die Sprachlosigkeit und die dröhnende Stille der Weihnachtsmärkte und Innenstädte. (Foto: Janine Guldener / oh)

Der irische Akkordeonvirtuose Paddy O'Shonassey hat ein kleines Handicap, aber die anderen Figuren des Kabarettisten werden dabei sein, bei "Weihnachten mit Onkel Andi" im Alten Speicher in Ebersberg

Interview von Rita Baedeker, Ebersberg

"Wir leben in einer Zeit, in der für viele junge Menschen Halloween und Silvester die wichtigsten christlichen Feiertage sind. In der Weihnachtszeit gibt es aber die besseren Filme im Fernsehen", sagt Andreas Rebers. Der mit allen Preisen der Zunft ausgezeichnete Kabarettist und Komponist, bekannt von "Scheibenwischer", "Satire -Gipfel" und der "Anstalt", stellt sich dem Thema auf seine Weise - mit seinem Programm "Weihnachten mit Andi", das in Berlin Premiere hatte und das er an diesem Samstag im Alten Speicher spielt. Während des Interviews mit der SZ steht er, passend zur Jahreszeit, im Stau.

SZ: Sie, das heißt Onkel Andi, feiern mit dem Publikum und einigen Freunden Weihnachten: mit einem niedersächsischen Fliesenleger, mit Paddy O'Shonassey aus Irland und anderen mehr.

Andreas Rebers: Der Andi, das bin ich, ja, aber der ist gar nicht so wichtig. Man muss Pressetexte ja immer sehr früh schreiben, mit der Gefahr, dass viele Dinge, die da drin stehen, später gar nicht stattfinden.

Zum Beispiel?

Also der Akkordeonvirtuose Shonassey (eine von Rebers' Figuren) kann eigentlich nicht auftreten, denn er hat eine Entzündung im linken Handgelenk. Er wird zwar spielen, aber entschleunigt.

Weihnachten ist das Fest der Botschaften. Welche haben Sie?

Die Botschaft der Sprachlosigkeit, damit meine ich die dröhnende Stille der Weihnachtsmärkte und Innenstädte. Spiritualität wird durch Alkohol abgedeckt, es regiert der Konsum. In meinem Programm will ich die Aufmerksamkeit auf Menschen lenken, die in den Medien nicht vorkommen. Also nicht den Akademiker, sondern den Fliesenleger oder den Elektriker, Menschen, die nicht im schönen München, sondern in Ebersberg oder Landshut leben.

Wofür stehen diese Figuren?

Der Fliesenleger zum Beispiel ist ein Mensch, der sehr einsam ist. Er steht immer am Rand, ist jemand, dessen Leben aus rechten Winkeln besteht. Der wird im Krippenspiel nicht als Josef besetzt, sondern höchstens als Hirte.

Wie feiern Sie selbst Weihnachten?

Ich bin ein ausgesprochener Familienmensch, bin verheiratet und habe zwei Kinder. Wir feiern sehr relaxed, musizieren, singen und kochen viel. Am Heiligen Abend gibt es bei uns Rindsroulade, aber keinen Glühwein, schon eher einen Tropfen aus Burgund. Bis vor einiger Zeit sind wir auch zur Christmesse gegangen, bis der Geistliche in der Münchner Michaelskirche mal die Gemeinde zusammenfaltete und die wegen der Missbrauchsfälle laut gewordene Kritik an der Kirche geißelte. Da standen etwa 50 Leute auf und gingen. Seither besuche ich zwar die Kirche, aber keinen Gottesdienst mehr. Ich finde, der katholischen Kirche fehlt es an Demut vor den Menschen. Ihre Selbstgerechtigkeit, ihre grundsätzliche Arroganz ist der Auftakt zu ihrem Untergang.

Wird es in Ihrem Kabarettprogramm auch um Kirche und Glauben gehen?

Ja, ich bin doch bekannt als der "Bergprediger vom Rosskopf" am Schliersee, wohin ich seit ein paar Jahren Kollegen der Zunft einlade, um gemeinsam die Zeichen der Zeit zu analysieren. (2013 lud Rebers zum ersten Mal zur "Bergpredigt" auf die Jagahüttn am Stümpfling. Als Gastprediger kam Helmut Schleich. 2014 brachte er Bruno Jonas mit: d. Red.) Vor einiger Zeit habe ich eine Religionsgemeinschaft gegründet, sie heißt die "Bitocken".

Bitocken? Was bedeutet das?

Das Wort ist aus dem Portugiesischen entlehnt und bedeutet soviel wie Schnitzelsemmel. Jeder mag Schnitzelsemmeln. Ich finde, das ist auch ein schöner Name für eine Glaubensgemeinschaft. In der vereine ich all jene religiösen Inhalte, die mir gefallen. Darum geht es auch in meinem nächsten Programm "Amen". Damit komme ich nächstes Jahr nach Ebersberg.

Sie waren schon häufiger in Ebersberg.

Das stimmt, aber am Samstag gastiere ich zum ersten Mal im Alten Speicher, bisher war es immer das Alte Kino, das eine sehr schöne Atmosphäre hat. Würde vor Ebersberg ein großes "R" stehen, dann hieße es Rebersberg und wäre meine Stadt (lacht).

Worauf können sich die Ebersberger beim Weihnachtsfest mit Onkel Andi freuen?

Auf eine Feier, eher bescheiden, aber in festlicher Stimmung, es gibt an dem Abend viel Raum für Lieder, für Musik und vor allem für die Poesie.

"Weihnachten mit Onkel Andi" am Samstag, 10. Dezember, 20 Uhr, im Alten Speicher Ebersberg. Kartentelefon (08092) 255 92 05, www.kultur-in-ebersberg.de. Am Donnerstag, 22. Dezember, 20 Uhr, ist Andreas Rebers im Münchner Lustspielhaus.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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