Abiprüfung geschafft:Die Ruhe nach dem Sturm

Jetzt steht ihnen die Welt offen: Die Abiturienten aus drei Gymnasien im Landkreis haben die Prüfungen hinter sich. Was sie nun planen - neun Schüler erzählen.

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(Foto: ag.ap)

Mit einer Mischung aus Freude und Wehmut blicken die Abiturienten der Gymnasien Grafing, Markt Schwaben und Vaterstetten in die Zukunft, planen Ferien, freuen sich auf ihre Abifahrten nach Kroatien oder Korfu, bereiten sich vor auf Zivildienst, Praktika und Studium. Übereinstimmender Kommentar der neun Gymnasiasten, die ein Abitur mit Spitzennoten hingekriegt haben: "Gar nicht so schwer - war durchus machbar!" Was den jungen Leuten am Ende eines wichtigen Lebensabschnitts durch den Kopf geht und was sie vorhaben, darüber berichten wir in neun kleinen Porträts.

Abiprüfung geschafft

Sven Weidner

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(Foto: region.ebe)

Sven Weidner (im Bild links) atmet hörbar aus. "Ich freu mich riesig über das Ende der Schulzeit", sagt er. "Dreizehn Jahre waren wir eingespannt, mit Vorschriften, was wir tun, wofür wir uns interessieren sollten. Jetzt können wir uns frei entfalten", erklärt Sven mit Nachdruck. Auf seine Leistungen hatte das Gefühl, eingesperrt zu sein, offenbar keinen negativen Einfluss. Mit einem Durchschnitt von 1,2 zählt er zu den drei Besten seines Jahrgangs am Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben. Sein Berufswunsch: "Pilot bei der Lufthansa!" Und wenn das nicht klappt, dann will er Bauingenieur werden, als zweites Standbein, denn Sven hat sich informiert: "Das Auswahlverfahren für Piloten ist hart. Da gibt es psychologische Tests, bei denen die sich ein Bild von einem machen", sagt er. Doch abschrecken kann ihn das nicht. "Ich sehe mich als Person, die Verantwortung übernehmen kann", erklärt er. In einer Woche steht der erste Test bei der Airline an. Da Sven aber erstens gut in Mathe und Physik ist und zweitens realistisch denkt, hat er seine Facharbeit über die Statik von Brücken geschrieben und wird nach der Abiturfahrt nach Korfu ein Praktikum auf einer Baustelle in München absolvieren und schon mal mit dem Studium beginnen. "Als Bauingenieur hat man Beides, das Schöpferische und das Technische", sagt er. bae

Abiprüfung geschafft

Barbara Mehner

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(Foto: region.ebe)

"Natürlich ist das eine super Schule - die beste", sagt Barbara Mehner und grinst ein wenig. Wer mit einem Notendurchschnitt von 1,2 seine Lehranstalt verlässt, muss das natürlich sagen. Doch die 19-Jährige meint es ernst: "Ich habe mich hier am Markt Schwabener Gymnasium wirklich sehr wohl gefühlt - aber ich bin auch froh, dass es vorbei ist." Gleichwohl habe sie die Schule nie als Last empfunden: "Weil mir das Lernen vielleicht auch leichter gefallen ist als anderen." Die Leichtigkeit beim Lernen habe sie immer darin bestärkt, ein gutes Abitur zu bauen - vor allem dank ihrer Stärken im Leistungskurs Englisch: "Sprachen sind mir immer schon leicht gefallen. Dass es aber so ein gutes Abitur wird, ist der Wahnsinn." Nun beginne aber ein neuer Lebensabschnitt, den sie selbst steuern und gestalten könne: "Jetzt liegen alle Entscheidungen bei mir. Das wird spannend und ich freue mich darauf." Nach dem Prüfungsstress will sie erst einmal reisen: nach Spanien - ein paar Wochen Interrail. Danach beginnt der Ernst des Studiums. Psychologie in München. Das wollte ich schon immer studieren", sagt die Zweitbeste ihres Jahrgangs. "Wenn sie mich nehmen. Schließlich hat Psychologie einen Numerus clausus." Mit einem Schnitt von 1,2 muss sich Barbara Mehner um ihren Platz aber keine allzu großen Sorgen machen.

Abiprüfung geschafft

Christoph Fuchs

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(Foto: region.ebe)

Christoph Fuchs(im Bild rechts) hatte bereits Pläne für das Jahr nach dem Abitur: "Zivildienst oder ein Jahr im Ausland." Auf den sozialen Dienst muss der Markt Schwabener Abiturient verzichten, nachdem er ausgemustert wurde - dem Auslandsaufenthalt wird er aufgrund des doppelten Abiturjahrganges im kommenden Jahr vorerst entsagen: "Dem Druck will ich entgehen. Deshalb werde ich wohl schon im Herbst mit dem Studium beginnen." Aller Voraussicht nach wird Fuchs in München Jura studieren. In den kommenden Tagen will er aber erst die "Ruhe nach dem Sturm" genießen und feiern. Und dazu besteht ausreichend Anlass: Mit einem Notendurchschnitt von 1,1 schrammte der 19-Jährige als Jahrgangsbester nur knapp am perfekten Abitur vorbei - Bestnoten erzielte Fuchs allen voran in seinen Leistungskursfächern Mathematik und Englisch. Als Musterschüler sieht sich Fuchs trotz seiner herausragenden Leistungen nicht: "Es war nie so, dass nur die Schule im Vordergrund stand. Ich habe einfach strukturiert gelernt - und wenn es eben nötig war." Vielleicht hat ihm ja auch eines seiner Hobbys dabei geholfen: Fuchs schreibt als Freiberufler für eine Münchner Tageszeitung - über die Münchner Löwen. In den Journalismus zieht es den Markt Schwabener dennoch nicht: "Auch wenn es eine reizvolle Aufgabe ist. Vielleicht kann ich später als Quereinsteiger zurück zu einer Zeitung." Vermutlich als Einser-Jurist. müh

Abiprüfung geschafft

Catherina Lugauer

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(Foto: region.ebe)

Das Abi? Schwer? "Eher wie eine lange Schulaufgabe", sagt Catherina Lugauer (Bild, Mitte) aus Eglharting, die das Gymnasium Grafing besucht hat. Ihr Notendurchschnitt: 1,4. Chemie ist ihr Lieblingsfach. "Es besitzt sehr viel Logik, ist anschaulich und nicht so abstrakt wie Mathe", sagt die junge Frau, die sich vorgenommen hat, Psychologie zu studieren, eine Disziplin, die gar nicht so weit von der Favoritin Chemie entfernt ist, denn Catherina interessiert sich vor allem für die biologischen Grundlagen der menschlichen Psyche und für Gehirnforschung. Ähnlich fasziniert ist sie von Bildender Kunst. Sie malt, geht gerne in Museen und findet Kunstgeschichte spannend, auch diese Disziplin ein unendliches Forschungsgebiet für Psychologen. Zunächst ist sie aber froh, dass die Schule vorbei ist. "Ich empfinde große Freude, denn jetzt kommt etwas Neues." Das Neue muss aber noch ein Weilchen warten. Erst wird Urlaub gemacht. Catherina wird ihre Ferien zum Teil in San Francisco verbringen. Dann wird sie sich um einen Studienplatz bewerben. Bei dem Schnitt stehen ihr viele Wege offen. bae

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Thomas Hopfes

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(Foto: region.ebe)

"Bei den letzten Prüfungen in Mathe, Sport und Englisch habe ich mich sogar noch gesteigert", berichtet Thomas Hopfes stolz. "Es ging besser als gedacht." Noch besser kann es auch nicht laufen, wenn man im Abi einen Notendurchschnitt von 1,3 hinkriegt. Zwar sieht sich Thomas nicht gerade als Musterschüler, aber "im Einserbereich war ich immer." Naturwissenschaftliche Fächer fielen ihm leicht, über Gebühr büffeln musste er nicht. Seine sportlichen Ambitionen - Fußball, Volleyball und Jiu Jitsu - hat er im Leistungskurs ausgelebt. Zur Entspannung liest Thomas Fantasy-Bücher, geht mit Freunden aus und spielt Gitarre. Am liebsten eine Mischung aus Klassik, spanischer Musik und Blues. Seit drei Jahren nimmt er Unterricht. Was die nächste Zukunft bringt, steht für Thomas bereits fest: Im Oktober beginnt sein Zivildienst in einer Schule für behinderte Kinder in München. Anschließend wird er studieren - Physik oder Luft- und Raumfahrttechnik. Vorher aber wird er an der Abifahrt nach Kroatien teilnehmen und mit Freunden nach Schottland fahren. Wehmut empfindet er im Moment nicht. "Das Ende der Schulzeit ist ein Ablösungsprozess, der beginnt nicht erst mit dem Abitur." bae

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Sarah Foremann

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(Foto: region.ebe)

"Schade, dass die Schule zu Ende ist, es war so schön hier", sagt Sarah Foreman (im Bild links) mit einem wehmütigen Unterton in der Stimme. Gerne denkt sie auch an ihren Mathelehrer Roth zurück, der jetzt in Rente geht. "Der war einer der besten Lehrer, die ich je hatte!" Mit ihrem Notendurchschnitt von 1,2 ist sie unter den drei Besten. Physik, Geschichte und Englisch seien ihre stärksten Fächer gewesen, erzählt sie, und räumt ein, sprachlich ein wenig im Vorteil zu sein. "Mein Dad ist Engländer." Für ihre Zukunft hat er ihr ein kostbares Gut mitgegeben - die Zweisprachigkeit. Und auch die Mutter ist ihr ein Vorbild: Wie diese, möchte Sarah Ärztin werden. Wie die meisten anderen Abiturienten will Sarah erst mal verreisen. "Ich fahre für längere Zeit nach Argentinien", erzählt sie. Zunächst in Begleitung ihrer Mutter, dann allein. In der übrigen freien Zeit spielt Sarah Klavier und geht in den Ballettunterricht. Eine Familie, sagt sie, wolle sie auch irgendwann. "Aber das hat alles noch Zeit." bae

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Tanja Zehetmaier

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(Foto: region.ebe)

Ginge es nur nach dem Notenschnitt, hätte Tanja Zehetmaier (Bild, Mitte) mit ihrem Abiturschnitt von 1,1 kein Problem, einen der begehrten Studienplätze in München zu bekommen. Beworben hat sie sich jedoch bei einer Kunstakademie, an der die "Kreativmappe" mehr zählt als als die Abiturnote. Dort möchte sie Kunst fürs Lehramt studieren. Vor den Abiturprüfungen, die sie in Mathematik, Religion, Kunst und Deutsch am Humboldt-Gymnasium in Vaterstetten abgelegt hat, wollte Tanja sich kein genaues Ziel setzen, um eine Enttäuschung zu vermeiden. "Ich hab mir lediglich gesagt: 'Streng dich an und gib dein Bestes!' Stressig war das Lernen vor den Prüfungen. Da habe ich mich richtig reingehängt und teilweise mehrere Stunden am Abend gelernt", sagt sie, "die Tests selber waren dann weniger schwer." Jetzt ist Tanja froh, dass die Schulzeit vorbei und eine große Last von ihren Schultern gefallen ist. Ihren Hobbies, dem Klavierspielen und den Bergen, kann sie jetzt wieder mehr Aufmerksamkeit schenken. Um ihre Zukunftspläne verwirklichen zu können, muss sie noch ein dreimonatiges Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolvieren - eine Voraussetzung, um an der Akademie angenommen zu werden. Vorher wird sie aber eines ganz bestimmt machen: ein paar Tage relaxen. half

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Nathalie Lösch

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(Foto: region.ebe)

Ihre Facharbeit hat Nathalie Lösch (links) in jener Sprache geschrieben, für die sie so viel Begeisterung aufbringt: Französisch. Der Mühen nicht genug, hat sich die Zornedinger Abiturienten auch gleich nach Frankreich aufgemacht, um eine möglichst gründliche Recherche durchführen zu können - schließlich befasste sie sich in ihrer Arbeit mit der Landung der Alliierten in der Normandie im Jahr 1944 und den Erfahrungen der noch lebenden Einheimischen. Der Lohn für diesen ungewöhnlichen Aufwand waren satte 15 Punkte für die Facharbeit und letztlich auch ein Abitur mit der Durchschnittsnote 1,2. "Dass es letztlich so ein gutes Abi werden würde, habe ich nicht gedacht", sagt Lösch. "Ich war schon immer gut in der Schule, habe mich aber in Fächern wie Mathe oder Physik auch immer wieder schwer getan." Sprachen haben es der Zornedingerin angetan - allen voran das Französische. Daher wird die Tänzerin in der Akrobatikgruppe "Memeza" ihrer Passion auch treu bleiben - als Teilnehmerin eines "deutsch-französischen Studiengangs" in Saarbrücken oder Regensburg. Bevor es aber mit dem Studium los geht, will sie auf Reisen gehen: Diesmal aber nicht nach Frankreich - sondern ins englische London. müh

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Andreas Heimfahrt

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(Foto: region.ebe)

"In der Zeit vor den Prüfungen hatte ich oft ein schlechtes Gewissen und teilweise sogar kleine Panikattacken", sagt Andreas Heimfarth. "Es kam mir so vor, als ob alle anderen mehr lernen würden. Aber mir kam es wohl zu Gute, dass ich in den Jahren zuvor regelmäßig und viel gelernt habe. Und nach anfänglicher Aufregung, war ich schnell in meinem Arbeitsfluss drin." Schon immer sind Andreas die Schule und das Lernen leicht gefallen und so war es auch sein Anspruch, ein Einser-Abitur zu schreiben. Seine Leistungskurse waren Mathe und Physik, mündlich wurde er in Wirtschaft und Englisch geprüft. "Die Prüfungen waren anspruchsvoll aber angenehm", beschreibt er sein 1,2-Abi. Bevor Andreas ein neunwöchiges Praktikum absolvieren wird, möchte er Tennis spielen, Surfen gehen und ausschlafen. Er ist begeisterter Skifahrer und Ju-Jutsu-Kämpfer beim TSV Vaterstetten. In ein paar Wochen muss aber auch die Bewerbung stehen: Andreas möchte Maschinenbau in München studieren. half

© SZ vom 16.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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