Abgesang:Lauer Sommer

Lesezeit: 2 min

An diesem Freitag beginnt der kalendarische Herbst - ein Rückblick auf die Kapriolen der angeblich wärmsten Jahreszeit

Alexandra Leuthner

EbersbergJetzt ist es also endgültig: Der Sommer ist vorbei. Heute fängt der Herbst an, kalendarisch gesehen. Für die Meteorologen hat er schon vor drei Wochen begonnen, und alle, die in diesem Juli einen Sitzplatz im Klosterbauhof ergattern konnten, um den so genannten Ebersberger Kultursommer zu genießen, haben sich damals schon gefühlt, als wären sie versehentlich im Spätherbst gelandet. Sieben Grad Celsius um 23 Uhr, mit lauem Sommerabend habe das ja nun nichts zu tun, klagt Markus Bachmeier. Er und seine Mitstreiter vom Alten Kino hatten die Organisation des Kulturfestivals in diesem Jahr federführend übernommen und waren dabei von den Wetterkapriolen der wärmsten Jahreszeit derart gebeutelt worden, dass ihnen die Kälte immer noch in den Knochen sitzt. Kein Wunder, war doch der Platzregen, der herabgegangen war, kurz bevor erstmals die Lichter auf der Bühne angingen, noch das Geringste im Vergleich zu den gefühlt arktischen Temperaturen, die die folgenden Veranstaltungen begleiten sollten. Einmal verlegte man das Sommerevent sogar in die Volksfesthalle, denn "wenn tausend Leute frieren, ist das kein Spaß", sagt Bachmeier. "Ein paar Wochen dauert's schon noch, bis ich über den nächsten Kultursommer nachdenken kann", resümiert er. Nicht zuletzt geht das natürlich ins Geld. Bis Ende Juni sei der Vorverkauf gut gelaufen, aber die Eiseskälte im Juli habe bestimmt an die tausend Besucher gekostet. Dabei hatte alles so vielversprechend angefangen. Im Elkofener Schlossbiergarten hatte Wirtin Christine Schuster schon im April die Bänke hergerichtet, so dass ihre Gäste die allerersten Sonnenstrahlen auffangen und Wärme tanken konnten. Richtig trocken war es noch im Frühjahr. So trocken, dass damals bereits die Bauern zu klagen begannen. Im Mai warnten sie schon vor Ernteausfällen, vor Trockenschäden bei Sommergerste und Weizen. Damals ahnten sie nicht, was ihnen in diesem Jahr noch alles bevorstehen sollte, Starkregen, Windhosen und andauernde Feuchtigkeit. Kein Jahr für Bauern also, die sich mit der Ernte ihrer Feldfrüchte ja nicht nach den Extremen des Wetters, sondern den Vegetationsperioden richten müssen. Es war auch nicht das Jahr für so manchen Musiker, der für ein Open-Air-Event gebucht war. Die Bandmitglieder des Lampferding Social Club mussten nach ihrem Auftritt beim Zornedinger Bürgerfest literweise Wasser aus ihren Instrumenten schütten. Ein plötzliches Unwetter hatte am 12. Juli den Festplatz innerhalb von Sekunden einen halben Meter unter Wasser gesetzt. Glücklich also war in diesem Sommer nur, wer seine Freiluftaktionen dem aktuellen Wetterbericht anpassen konnte. So mussten die Freibadbesucher im Juli zwar ihre Badehosen im Schrank lassen, der August aber konnte sie zumindest einigermaßen entschädigen. Im Freibad in Grafing konnte man an etlichen Augusttagen kaum mehr einen Fuß auf den Boden setzen. Und außerdem, was heißt Sommerende: Am Steinsee, wo man ab Oktober keinen Eintritt ins Bad zu zahlen braucht, hat man schon so manchen Unentwegten beobachtet, wie er sich ein Loch in die winterliche Eisdecke geschlagen hat, um, ja, um baden zu gehen. Pfeifen wir also auf den Kalender.

© SZ vom 23.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: