Ab ins Ausland:Nach dem Abi erst mal weg

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Nach der Schulzeit möchte Silvia Molema nun fünf Monate lang in Ecuador in einem Kinderheim helfen. (Foto: Privat)

Silvia Molema hilft in einem Kinderheim in Ecuador mit

Interview von Lea Weinberg, Ebersberg

Ab ins Ausland - ein Wunsch, den viele junge Menschen nach den Abitur-Prüfungen haben. Oft geht es in ein anderes Land, um zu arbeiten oder zu Entspannen; viele wollen aber auch helfen. So wie die 19-jährige Silvia Molema aus Ebersberg. Sie hat sich entschieden, fünf Monate in Ecuador zu verbringen. Dort absolviert sie im Valle Feliz, einem Kinderheim für Mädchen, ein FSJ, bevor sie im nächsten Sommersemester Tourismuswirtschaft in München studieren wird.

SZ: Wann bist du auf die Idee gekommen, nach dem Abitur ins Ausland zu gehen?

Silvia Molema: Ich wollte auf jeden Fall Auslandserfahrungen sammeln. Vor Ecuador war Neuseeland in der Planung, doch auch Südamerika hat mich interessiert. Meine Nachbarn kommen aus Ecuador; sie haben mir auch das Kinderheim-Projekt in Santo Domingo nähergebracht. Den Kontakt habe ich genutzt. Ich finde persönliche Erfahrungsberichte besser, als nur im Internet zu recherchieren.

Was interessiert dich besonders an dem Projekt?

Die Arbeit mit den Kindern - es ist ein Kinderheim für Mädchen. Generell aber auch, Erfahrungen zu sammeln und zu sehen, wie die Kultur dort ist. Ich habe fünf Jahre Spanisch in der Schule gelernt und muss am Anfang sicher erst wieder reinkommen, aber von der Basis her bin ich gut aufgestellt. Es freut mich, dass ich die Sprache perfektionieren kann, in Ecuador spricht man schließlich gutes Spanisch.

War die Entscheidung für das Valle Feliz schwer?

In Neuseeland wäre es ein Work and Travel-Aufenthalt gewesen, das hat aber nicht geklappt. Südamerika hat mich sowieso interessiert, weil ich dort das Freiwilligenprojekt machen kann. Ich bin dort nicht nur für mich, sondern auch, um zu helfen. Hauptsächlich werde ich dann in Santo Domingo sein; ich versuche aber auch, ein wenig rumzureisen. In der Woche habe ich dort eineinhalb Tage frei und vier Wochen Urlaub, das klappt schon.

Was musstest du alles vorbereiten?

Ich musste Bewerbungsunterlagen, ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und Nachweise von meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten mitschicken. Von meiner Spanischlehrerin habe ich ein Empfehlungsschreiben bekommen, denn ich arbeite ehrenamtlich im Partnerstadtkomitee Grafing, um internationale Ferienlager zu organisieren. Beim TSG Da Capo habe ich bei mehreren Kinderfesten mitgeholfen. Außerdem helfe ich auch bei den Sprachkursen der Asylhilfe in Ebersberg.

Organisierst du die Reise selbst oder fährst du mit einer Organisation?

Ich habe direkten Kontakt mit der Heimleitung Hermana Pilarska und habe mich auch selbst um die Flüge gekümmert. Mit den Impfungen bin ich dabei; das sind ganz schön viele. Mein Reisepass ist auch schon beantragt; das Visum werde ich bei meiner Einreise bekommen. Und ich bereite mich hier auf die Arbeit im Kinderheim vor. Es wird zwar vom Staat Ecuador unterstützt, finanziert sich aber auch über Spendengelder. Ich versuche also, deshalb Leute anzusprechen.

Was sind deine Tipps für andere Menschen, die auch ein FSJ planen?

Selbst habe ich zwar noch keine richtigen Erfahrungen gemacht, aber es ist besser, persönliche Kontakte zu finden. Timo Helminger, der auch in einem der dortigen Kinderheime war, hat mir einiges berichtet, mich vor Sachen gewarnt. Bei Fragen kann ich ihn anschreiben. Das ist besser als eine Reiseveranstaltung im Internet, obwohl es dort auch einige seriöse Angebote gibt. Jeder warnt mich davor, dass ich alleine als Frau nach Ecuador reise - bei uns ist der Sicherheitsstandard natürlich höher. Deshalb gehe ich alleine nicht im Dunkeln nach Hause, sondern nehme ein Taxi und laufe nicht mit einer Rolex und iPhone durch die Innenstadt. Aber ich bin offen und habe eigentlich keine Befürchtungen oder Bedenken. Nur meine Mutter ist nicht so entspannt. Doch ich lasse mich davon nicht anstecken. Ecuador ist eigentlich sicherheitstechnisch gut gestellt im Vergleich zu anderen Ländern in Südamerika.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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