2015:Das wird unser Jahr

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2015 stehen im Landkreis zahlreiche Jubiläen, Festivals und andere Ereignisse an. Was wünschen sich einige Bürger und Ehrenamtliche und worauf freuen sie sich? Eine Umfrage

Ob Gesundheit, mehr Zeit mit den Enkeln oder eine gelungene Jazzkonzert- oder Jubiläumsveranstaltung: Die Wünsche für das kommende Jahr sind vielfältig. Die Süddeutsche Zeitung hat sich umgehört, worauf sich die Menschen 2015 im Landkreis freuen - und bei welchen Themen sie sich eine Besserung erhoffen.

Wolfgang Uebelacker und seine Kirchseeoner Perchten haben Samstag, den 3. Januar, vor Augen - und das "im Prinzip schon seit April", wie der Vorsitzende sagt. Sie planen, organisieren, bestellen und proben für ihren großen Tag: den Jubiläumslauf zum 60. Geburtstag der Kirchseeoner Perchtenläufe. Nicht nur jede Menge Besucher kommen dazu in die Gemeinde, auch Gastgruppen aus Bayern und Österreich sind angekündigt. "Das wird für uns mit Sicherheit die größte Sache seit mindestens zehn Jahren", sagt Uebelacker. Was man sich da wünscht? "Natürlich, dass alles funktioniert." Das meiste hat der Perchtenbund Soj selbst in der Hand: 400 Meter Absperrgitter werden Uebelacker und Kollegen für diesen Tag auf dem Kirchseeoner Marktplatz aufstellen. Beim letzten großen Jubiläum war der Umzug irgendwann zu Ende, weil vor lauter Zuschauern selbst für die Perchten kein Durchkommen mehr war. Das soll zum 60. nicht mehr passieren, "das ist ja auch eine Sicherheitsfrage", sagt Uebelacker. Etwa 250 Aktive aus dem Dunstkreis der Perchten wollen koordiniert werden. "Die Resonanz war einfach traumhaft." Selbstredend, dass sich der Vorsitzende auch einen traumhaften 3. Januar wünscht. Vor allem meint er damit das Wetter. Für alle anderen Eventualitäten gilt: "Wir sind Weltmeister im Improvisieren."

Wolfgang Uebelacker freut sich auf den "großen Tag". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für Markt Schwaben und Bernd Romir, Leiter des Heimatmuseums, wird das Jahr 2015 ein besonderes: Vor 900 Jahren wurde der Ort erstmals erwähnt. "Wir wollen den 900. Geburtstag unseres Marktes gebührend feiern. 2015 soll für den Ort ein Jahr der Begegnungen und der gemeinsamen Freude werden", sagt Romir, der mit dem Vorbereitungsteam bereits seit Mai die Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr plant. Die Feierlichkeiten beginnen am 17. Januar mit der Eröffnungsveranstaltung, es folgen über das Jahr verteilt unter anderem historische Führungen, ein Kneipenfest, ein Bürgerfest am 20. Juni, ein Oldtimer-Corso, ein Festabend mit historischem Spiel und ein Mittelaltermarkt. Im Heimatmuseum ist zum Jubiläum außerdem eine Jahresausstellung zu sehen. "Es ist spannend, eine Urkunde aus dem Jahr 1115 in Händen zu halten, in der der Name 'suaben' erstmals geschrieben steht", sagt Romir. "Ich hoffe, dass die Festschrift gelesen wird und die Veranstaltungen übers Jahr verteilt gut besucht werden." Und auch persönlich hat er einen großen Wunsch: weiterhin viel Freude mit seinen Enkelkindern zu haben.

Der eine große Wunsch für 2015 ist für Hilde Tiemann schon vor dem Jahreswechsel in Erfüllung gegangen: Die Vorsitzende des TSV Zorneding hat sich nichts sehnlicher gewünscht, als dass die Turnhalle in der Gemeinde nun endlich zum Januar fertiggestellt werden würde. "Seit 28 Jahren warten wir vom TSV nun schon darauf", sagt Tiemann. Geplant war bisher nur, dass die Turnhalle irgendwann im Jahr 2015 einsatzbereit werden würde. Wann das konkret sein würde, stand vorerst noch nicht fest. Mitte Dezember schließlich die erfreuliche Nachricht: Schon am 5. Januar wird die Turnhalle einsatzbereit sein. Damit hatte Tiemann nicht gerechnet. "Ich könnte heulen vor lauter Freude", sagt sie. Die erste Mannschaft im Volleyball könne am 19. Januar gegen Haar erstmals in der neuen Halle spielen. Auch für sich persönlich hat Hilde Tiemann einen Wunsch: Gesundheit, damit sie sich auch in Zukunft um den Verein kümmern könne.

Hilde Tiemanns Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen. (Foto: Privat)

Angelika Burwick, die Vorsitzende des Helferkreises in Zorneding, blickt ein wenig wehmütig zurück auf das vergangene Jahr. Vom Eschenhof und seinen Flüchtlingen hatten sie im Dezember Abschied nehmen müssen. Die Jugendlichen seien jetzt gut untergebracht, aber leider weit weg von Zorneding. "Das ist ein bisschen unsere Träne," sagt sie. Der Eschenhof werde in Zukunft nicht mehr als Unterbringung für Flüchtlinge dienen, sondern wieder seiner ursprünglichen Funktion zugeordnet werden: als Wochenunterkunft für Gastarbeiter. Für 2015 wünscht sich Burwick, dass Asylbewerber kommen, die auch in Zorneding bleiben können. "Ich hoffe, dass wir genug Kreativität und Lösungen mitbringen, damit wir vielleicht auch Deutschkurse organisieren können. Ich freue mich auf schöne Erlebnisse und darauf, deren Leben und Kultur kennenzulernen", sagt sie. Ihre Hoffnung: dass die Zusammenarbeit mit den Behörden in Zukunft weniger bürokratisch ablaufen wird.

Anne Cohrs wünscht sich eine humanere Flüchtlingspolitik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Überraschend ist er freilich nicht, der Wunsch, den Anne Cohrs, die Geschäftsführerin des Vereins Ausländerhilfe Ebersberg, für das neue Jahr hat: "Ich wünsche mir eine solidere und menschenwürdigere Flüchtlingspolitik in Deutschland." Schließlich ist die Integration von Migranten und Flüchtlingen ja das, worum der Verein sich seit nunmehr 30 Jahren bemüht. Dessen Mitarbeiter organisieren beispielsweise Begleitung bei Behördengängen, Deutschkurse und koordinieren die Arbeit der Helferkreise. Die ausgebildete Sozialpädagogin ist schon fast von Anfang an, seit 25 Jahren, Teil des Teams. In Hinblick auf das 30-jährige Bestehen der Ausländerhilfe hat Cohrs zwei weitere Wünsche, einen für den Landkreis und einen für den Verein. "Ich hoffe, dass die Akzeptanz für Migranten und Flüchtlinge im Landkreis so bleibt und die Stimmung nicht umkippt", sagt sie. Die brennenden Asylunterkünfte in Vorra hätten ihr zu denken gegeben: "Hoffentlich passiert so etwas nicht noch einmal." Außerdem müsste es mehr Vermieter im Landkreis geben, die bereit sind, Flüchtlinge aufzunehmen. Für die Arbeit des Vereins wünscht sie sich, dass das ehrenamtliche Engagement so gut wie bisher fortgeführt werden kann.

Frank Haschler freut sich auf ein Jazzfestival mit Stars. (Foto: Christian Endt)

Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Frank Haschler, der mit Joachim Jann vor ein paar Jahren die Jazz-Initiative Grafing aus der Taufe hob, hat in diesem Jahr gleich mehrere Gründe, sich zu freuen. Etwa darüber, dass es möglich war, für das Jazzprojekt, das aus bescheidenen Anfängen heraus entstand, nicht nur viele begeisterte Stammhörer, sondern auch engagierte und professionelle Musiker und Kulturschaffende mit internationalen Verbindungen gewonnen zu haben. "Mit denen werden wir im Zeitraum vom 13. bis 18. Oktober im Landkreis ein mehrtägiges internationales Jazzfestival auf höchstem Niveau veranstalten", sagt Haschler, der auch selber leidenschaftlich gerne jazzt. "Die Künstler sind bereits angefordert, die Verträge liegen vor, sind aber noch nicht unterschrieben", fügt er hinzu. Dies werde aber gleich Anfang Januar passieren. Eigentlich könne jetzt nichts mehr schief gehen - "höchstens dass einer krank wird." Ganz besonders freue er sich auf das Gastspiel des Bayerischen Landesjugend-Jazzorchesters unter Leitung von Harald Rüschenbaum. "Eine Rakete ist natürlich Chris Potter, der weltbeste Tenorsaxofonist, mit seiner Band Underground. Sehr glücklich bin ich auch darüber, dass wir Ron Carter, den Bassisten von Miles Davis, bekommen." Anlässlich von dessen Europatournee komme er auch nach Ebersberg. Ein grandioser Musiker, der leider unterschätzt werde, sei der Wiener Gitarrist Karl Ratzer, der ebenfalls zum Oktober-Festival erwartet wird. Und immer noch ist die Wunsch- und Freudenliste Haschlers nicht zu Ende. "Sehr schön finde ich, dass wir das Ganze nicht nur als Show abliefern, sondern auch Jam-Sessions und einen Musikschul-Workshop dazu anbieten werden; hoffentlich machen die Starmusiker dabei mit", sagt er. Angesichts des "Sextumvirats", wie Haschler die Jazz-Phalanx aus Markus Bachmeier, Martin Zenker, Josef Ametsbichler, Friedhelm Haenisch vom Kulturverein Grafing, Musikschulleiter Peter Pfaff und ihm selbst scherzhaft nennt, wird ihnen wohl gar nichts anderes übrig bleiben.

© SZ vom 02.01.2015 / bae, thri, imei, Anschi, anschi, sobu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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