Drohendes Diesel-Fahrverbot:Halbgare Lösung, obendrein unfair

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Einfach ein neues Auto kaufen - wer kann das schon?

" Rein oder nicht rein" vom 28. Februar, "Stauhauptstadt München" vom 7. Februar und die Münchner Fahrverbots-Debatte:

Unbillige Härte

Wenn das Dieselfahrverbot kommt, trifft das wie immer die "kleinen Leute" ganz besonders, denn mal schnell ein neues Auto kaufen, ist bei den wenigsten möglich. Es trifft sogar meine Mutter, die bald 90 Jahre alt wird und in der Innenstadt wohnt. Sie braucht zum Glück noch keine Pflege und kann ihren Haushalt auch noch selber machen, aber ein bisschen "kümmern" möchte ich mich schon. Bisher konnte ich das mit dem Auto erledigen, auch wenn mich das jedes Mal Parkgebühren kostet, denn Ausnahmen für Angehörige gibt es im Parklizenzgebiet trotz Nachfrage nicht. Das heißt, mal beim Haarewaschen helfen, Füße pflegen und Getränke bringen, was eben so anfällt, es wird erledigt und brav Parkgebühr gezahlt.

Aber beim Fahrverbot für Diesel wird es dann dramatisch: Wie soll ich (auch schon im Rentenalter) denn zum Beispiel einen Koffer voll Schmutzwäsche quer durch die Stadt mit Bus und Bahn transportieren, einen Einkauf liefern oder einen Arztbesuch organisieren? Muss ich mir tatsächlich ein anderes Auto kaufen in meinem Alter? Denn ich bin mir sicher: Jeder Geschäftsinhaber, jeder Handwerker oder Dienstleister wird an eine Ausnahmegenehmigung kommen - nur ich sicher nicht. Dabei gibt es in München bestimmt hunderte von Familien, die solche oder ähnliche Probleme haben werden. Aber über die sieht man hinweg, da sie keine Gewerbesteuer zahlen und keine Lobby haben. Monika Lindner, München

Verkehrsfluss optimieren

Die Stadt München wird bei Autoabgasen handeln müssen, in der Umweltbilanz kommen die Stickoxide der Dieselfahrzeuge, andererseits aber auch die höheren Kohlendioxid-Werte der Benzinmotoren zum Tragen. Damit ist es nicht allein zielführend wenn man den Einsatz von Dieselfahrzeugen begrenzt. Die ganze Palette von möglichen Abgasreduzierungen muss also umgehend angepackt werden, um Fahrverbote möglichst zu verhindern. Dies ist auch das zentrale Interesse der bayerischen Staatsregierung. In der Diskussion fehlt bislang der gesamte Bereich "Verkehrsfluss-fördernde Maßnahmen", Stichwort "Grüne Welle", mit möglichst hoher Reduzierung des Stop-and-Go-Verkehrs vor Ampeln. In München besteht Nachholbedarf, um den Verkehr flüssiger zu machen und Ampelphasen an das aktuelle Verkehrsaufkommen anzupassen. Dies ist in Verkehrsspitzen kaum machbar, sehr wohl aber in Tagesrandlagen, während der Nacht und auch an Sonn - und Feiertagen. Die schnell voranschreitende Digitalisierung eröffnet hier umfangreiche Möglichkeiten, die neben der modernen Fahrzeugtechnik unbedingt auch die Verkehrssteuerung zur Abgasvermeidung einbeziehen muss. Die Stadt München kann so zur Verbesserung und Einhaltung der Emissionswerte beitragen. Thomas Hindelang, München

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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