Diebstahl in Krankenhäusern:Stationen mit hohem Risiko

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Es trifft Mitarbeiter, Besucher und Patienten: Diebe schlagen in Münchner Krankenhäusern etwa 500 Mal pro Jahr zu. Meist sind sie auf Kliniken spezialisiert - und klauen viel mehr als Geld, Schmuck oder Handys.

Von Florian Fuchs

Eigentlich läuft Michaela Bausch nie mit so viel Geld in der Tasche herum. Aber ausgerechnet an diesem einen Tag Ende März, als sie beruflich ins Schwabinger Krankenhaus musste, hatte die Physiotherapeutin Rezeptgebühren von Patienten dabei. Bausch ist Lehrtherapeutin, sie nahm an diesem Tag in der Klinik einigen Auszubildenden das Staatsexamen ab. Da in der Umkleide kein Spind mehr frei war, musste sie ihre Tasche auf einen Stuhl stellen, das Zimmer wurde extra abgeschlossen. Als die Prüfung vorbei war, hatte trotzdem jemand 450 Euro aus Michaela Bauschs Handtasche geklaut - 50 Euro lagen noch auf dem Boden, die hatte der Täter in der Eile wohl fallen lassen. "Ein Kollege hatte mich noch gewarnt", sagt Bausch, "dass sie in Krankenhäusern klauen wie die Raben."

Diebstähle in Krankenhäusern sind tatsächlich keine Seltenheit, oft trifft es Patienten. In den Kliniken der Ludwig-Maximilians-Universität etwa sind neben Schmuck, Geldbörsen und Handys auch schon Hausschuhe und Gebisse verschwunden. Laut Polizei gab es von 2003 bis 2012 durchschnittlich 507 Diebstähle pro Jahr in Münchner Krankenhäusern - wobei das Jahr 2012 mit 399 Diebstählen ein vergleichsweise gutes Jahr war.

Diebe haben sich auf Kliniken spezialisiert

Das Klinikum Großhadern, das mit mehr als 1400 Betten größte Krankenhaus in München, meldete von 2003 bis 2012 insgesamt 850 Delikte. Das Schwabinger Krankenhaus mit knapp 1000 Betten hatte 529 Diebstähle zu beklagen und Bogenhausen, rechts der Isar sowie Harlaching sind ebenfalls stärker als andere Kliniken betroffen - was natürlich auch an ihrer Größe liegt. "Nur selten", sagt Polizeisprecher Carsten Neubert, "kommt es zu Diebstählen durch Mitarbeiter." Die von der Polizei überführten Täter sind meist Diebe, die sich gezielt auf Krankenhäuser spezialisiert haben und die Anonymität dort nutzen. Auf den Stationen laufen so viele Patienten, Besucher und andere Gäste herum, dass Diebe kaum auffallen.

Für die Leitungen der Krankenhäuser ist es deshalb schwer, Mitarbeiter und Gäste zu schützen. Die städtischen Kliniken bemühen sich, ihre Häuser mit Videoüberwachung besonders sensibler Bereiche und mit dem Engagement privater Sicherheitsfirmen sicherer zu machen. Mitarbeiter sollen Besucher warnen, es gibt auch Broschüren, die über das Thema aufklären: Patienten sind angehalten, große Geldbeträge oder teure Wertgegenstände gar nicht erst mitzubringen - oder sie wenigstens in sichere Verwahrung zu geben. Die LMU-Kliniken raten ihren Patienten, Geld, Wertpapiere und Wertsachen gegen eine Quittung in der Zahlstelle abzuliefern. Nur dann, sagt eine Sprecherin, haftet das Klinikum bei einem eventuellen Diebstahl.

Aufklärung nahezu aussichtslos

Mal würden nur knapp zwölf Prozent aller Klinik-Diebstähle geklärt, heißt es bei der Polizei, mal mehr als 30 Prozent. Michaela Bausch hat wenig Hoffnung, dass der Dieb erwischt wird, der Geld aus ihrer Handtasche genommen hat. Die ermittelnden Polizisten machten ihr wenig Hoffnung. "Was sollen sie auch tun", sagt Bausch, "Fingerabdrücke oder so brauchen sie ja nicht nehmen, da haben ja überall Hinz und Kunz ihre Spuren hinterlassen."

Vielleicht haben die Beamten aber bei einem anderen Fall mehr Glück. Ein paar Tage nach dem Diebstahl war Bausch im Klinikum rechts der Isar. Dort rückten auch Polizisten an: Jemand hatte den Kaffeeautomaten geknackt.

© SZ vom 14.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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