Diebstahl bei München Ticket:In die eigene Tasche

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Buchhalter von München Ticket zweigt 200 000 Euro ab

Von Christian Rost

Werner M. richtet sich an die Zeugin, es ist seine ehemalige Chefin. "Es ist unfassbar, was ich getan habe, es tut mit leid, dass ich auch euch alle betrogen habe", sagt er zur Prokuristin der München Ticket GmbH. 13 Jahre hatte er bei der städtischen Tochtergestellschaft, die Eintrittskarten für Veranstaltungen vertreibt, gearbeitet. Anfang 2013 kam heraus, dass er als stellvertretender Buchhaltungsleiter 34-mal in den Firmentresor gegriffen und 196 865,88 Euro veruntreut hat. Das Motiv: Spielsucht kombiniert mit psychischen Problemen. Am Dienstag musste er sich vor dem Landgericht München I verantworten.

Der 49-Jährige ist dem Glücksspiel an Automaten verfallen und leidet überdies seit seiner Jugend an Depressionen. Als ihn 2008 seine Freundin wegen seiner Sucht verließ - da hatte er bereits gut 40 000 Euro Schulden - verschlechterte sich seine psychische Verfassung noch einmal deutlich. "Glücklich war ich nur noch, wenn ich spielen konnte", sagte der Angeklagte. Ansonsten sei er antrieblos gewesen, habe alles verdrängt. Um sich die Sucht zu finanzieren, manipulierte er von Anfang 2009 an die Buchhaltung der GmbH und zweigte bis Dezember 2012 Beträge von 250 Euro bis zu 31 000 Euro ab. Das Geld trug er nach Dienstschluss von seinem Büro in der Maxvorstadt in eine Spielhalle auf der anderen Straßenseite. Bis zu vier Spielautomaten ließ er parallel laufen und trank dazu viel Alkohol. Mehrere Glücksspieltherapien hatten ihm nichts gebracht. "Ich habe nicht auf die Warnsignale geachtet", sagt er. Mit dem Spiel konnte er seine Stimmungslage immer nur kurz aufhellen. Auch das schlechte Gewissen stürzte ihn Monat um Monat in immer tiefere Zweifel und Angstzustände. Schließlich unternahm er zwei Selbstmordversuche. Beim zweiten Versuch - er war kurz zuvor wegen eines unabsichtlichen Buchungsfehlers in die Telefonzentrale von München Ticket versetzt worden - wollte er sich in die Isar stürzen. Er besann sich aber, weil ihn ein Radfahrer aufschreckte. Dann wies er sich selbst in der psychiatrischen Klinik an der Nußbaumstraße ein und gestand seine Taten.

Die Staatsanwaltschaft forderte vier Jahre Haft, Verteidiger Sascha Petzold eine zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung, damit M. die Schuld begleichen könne. Das Gericht verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Gefängnis.

© SZ vom 22.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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