Die Sortierung (2):Nur wenige machen Ärger

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Das Paketzentrum in Aschheim rüstet sich für den "Starklast"-Betrieb

Die Zeit der "Schwachlast" ist vorbei. Schwachlast - das bedeutet im Paketzentrum Aschheim nicht mehr als 120 000 Anlieferungen pro Tag. Derzeit ist man bei etwa 200 000, doch "die private Weihnachtspost wartet noch", weiß Frieder Denghel aus Erfahrung. Er ist seit zwölf Jahren Leiter dieser Betriebshalle, in der locker zwei Fußballfelder Platz fänden. Ein ausgeklügeltes System aus Förderbändern, Scannern, Lichtschranken und Rutschen bearbeitet hier gerade Paketsendungen, die von München bis nach Rosenheim hinunter in die ganze Welt verschickt werden, sortiert sie und macht sie fertig für den Weitertransport an die Bestimmungsorte.

Die Pakete kommen aus den Lastwagen durch die Ladeluke im Rollbehälter in die Halle und von dort aufs Band, ein jedes auf eine eigene Schale. Gleich zu Beginn werden sie von einem Scanner fotografiert. Und dann geht's rund: Auf dem Förderband werden sie mit einer Geschwindigkeit von zwei Meter pro Sekunde gefahren, bis sie an der für sie bestimmten Lücke auf eine Rutsche abgekippt werden. Dort werden sie dann auf Lkw geladen und zu ihren Zielorten gebracht.

Das sieht einfach aus und funktioniert auch meist. Der Mensch - das sind in Aschheim ohne die Fahrer, die für private Unternehmen tätig sind, etwa 230 Mitarbeiter - greift nur ein, wenn etwas nicht stimmt. Das kann beschädigte oder falsche Verpackung sein. Denghel fischt dazu eine Plastiktüte, die mit einem Adressaufkleber versehen ist, vom Band.

Nach Möglichkeit bessern sie in Aschheim dann die Verpackung aus. Meist aber gibt es Probleme mit der Lieferadresse. Wenn der Scanner diese nicht identifizieren kann, wird sie zuerst am Bildschirm nachbearbeitet. Wenn das nicht gelingt, dann gibt es immer noch die "Hand-Codierung", wie sie früher bei allen Paketen üblich war. Dieser Code erlaubt auch dem Kunden, den Weg seines Paketes mitzuverfolgen.

Wenn gar nichts geht, spricht man im Paketzentrum von "Events" - doch die sind die Ausnahme, auch wenn in diesen Tagen die Zeit der "Starklast" beginnt. Bis zu 400 000 Päckchen und Pakete können es dann am Tag sein, die von München aus verschickt oder nach München geliefert werden. Da seien "die tausend, die Ärger machen, nur ein Bruchteil", sagt DHL-Sprecher Klaus-Dieter Nawrath.

Für die Zeit vor Weihnachten stellt Denghel noch einmal 70 Aushilfen ein, doch er weiß, dass er sich auf seine Mitarbeiter verlassen kann. Für die seien diese Wochen der Höhepunkt, jeder wolle mithelfen, "dass wir die Kunden zufriedenstellen, da macht keiner krank".

Ein Problem kann auch das funktionierende System in Aschheim nicht aus der Welt schaffen: den Winter. Das Zentrum war extra in die Nähe des Riemer Containerbahnhofs gebaut worden, weil die Post früher hauptsächlich auf der Schiene transportierte.

Jetzt aber läuft alles "auf Rädern". Das bedeutet für Aschheim bis zu 140 Container fast gleichzeitig, die per Lkw an oder abtransportiert werden. Von einer Leitstelle aus werden die Fahrer eingewiesen, dann müssen sie auf schnee- und eisfreie Straßen hoffen.

© SZ vom 03.12.2016 / kg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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