Die Mutter:Eine Frage der Organisation

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Eva Spatz meistert den Spagat zwischen Kind und Studium

Von Friederike Huff

Seminare und Vorlesungen vor zehn Uhr sind bei Studenten unbeliebt. Auch bei Eva Spatz. Aber nicht, weil sie so gerne ausschläft, sondern weil die Tagesmutter ihren dreijährigen Sohn erst ab halb neun betreuen kann. Um acht Uhr im Hörsaal zu sitzen ist da schlichtweg unmöglich. Gleiches gilt auch für Seminare am Abend. Die 23-Jährige studiert Grundschullehramt an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), seit 2014 mit dabei: Sohn David. Ihr Erfolgsrezept für das Studium mit Kind sind vor allem Organisationstalent und ein durchgetakteter Tag. Ein Leben abseits des Studenten-Klischees.

Eva Spatz diskutiert im Seminar mit ihren Kommilitonen, ihre Dozentin trägt David in den Schlaf - im Leben einer Studenten-Mutter kommt das schon einmal vor. Wenn die Betreuung ausfällt, muss das Kind eben mit in die Uni. Wichtig ist dafür vor allem eine Universität, die studierende Mütter unterstützt. "Die LMU war immer wunderbar", fasst die Studentin zusammen, die im August ihr Staatsexamen bestreiten und dann ins Referendariat einsteigen will. Als sie mit 20 ungeplant schwanger wurde und sich für das Kind entschied, konnte sie nach einem Semester Babypause wieder einsteigen und alle Seminare auf zwei Tage legen. Dozenten seien bei ihr immer sehr verständig gewesen, mit dem "Kinderbonus" sei sie fast immer in die Seminare zur passenden Zeit gekommen. Alles Organisationssache.

Wenn ihr Kind nachmittags von der Tagesmutter kommt, ist David-Zeit, das ist für Eva Spatz die goldene Regel. Dann nimmt sie sich Zeit für einen Besuch auf dem Spielplatz, im Zoo oder bei Davids Lieblingsbäcker. Besonders seit die junge Mutter von ihrem Mann getrennt ist, sind sie und David ein eingespieltes Team. Die Einsamkeit im Studentenwohnheim fand sie schrecklich, deshalb wohnen sie und ihr Sohn wieder bei ihren Eltern in Neuhausen. Heute meint sie: "Jetzt, wo ich auf mich allein gestellt bin, fühle ich mich stärker als zuvor." Ohne die finanzielle Unterstützung der Eltern wäre aber vieles schwieriger. Neben dem regulären Kindergeld bekommt Eva Spatz nur Geld vom Jugendamt für die Betreuung bei der Tagesmutter und Unterhalt von Davids Vater.

Trotz oder gerade wegen ihres Lebens abseits des Studenten-Klischees: Eva Spatz ist glücklich als studierende Mutter. Andere Frauen möchte sie bestärken, sich ruhig zu trauen. So flexibel wie im Studium sei man nie wieder, meint sie. Und der Schlafmangel sei mit 20 auch besser auszuhalten als mit 40.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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