Die Krise bei Arcandor:Luxus-Boulevard als Sackgasse

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Trotz der Toplage in der Innenstadt ist das Nobel-Konzept des Oberpollingers bisher nicht aufgegangen.

Otto Fritscher

Der Handelskonzern Arcandor will auch das Münchner Luxus-Kaufhaus Oberpollinger verkaufen - dessen teurer Umbau hat sich offenbar noch nicht ausgezahlt. Die Gewerkschaft Verdi sieht auch das Karstadt-Haus am Dom gefährdet, das Arcandor ebenfalls in eine eigene Gesellschaft ausgliedern will. Es geht um insgesamt 1000 Arbeitsplätze.

Die schöne bunte Einkaufswelt in München hat Risse bekommen: Für Oberpollinger sucht der Handelskonzern Arcandor einen Käufer. (Foto: Foto: Rumpf)

Es gab Ziegenleber in Blütenhonig, Gänseleber und feinsten Kalbsbraten. Als Stargast trat Musikproduzent Pierre Sarkozy auf, Sohn des französischen Präsidenten: Mit großem Aufwand war noch im vergangenen Dezember "der Oberpollinger", wie die Münchner zu dem traditionsreichen Kaufhaus sagen, als eines von drei Flaggschiffen der "Karstadt Premium Group" neu eröffnet worden.

An fünf Meter breiten "Luxus-Boulevards" präsentieren sich seitdem Nobelmarken wie Versace, Gucci oder Louis Vuitton. Trotzdem - oder gerade deshalb - habe sich Oberpollinger mit diesem "weltstädtischen Sortiment" (Eigenwerbung) in eine Sackgasse manövriert, befürchten Branchenkenner. Georg Wäsler, bei der Gewerkschaft Verdi für den Einzelhandel zuständig, findet drastischere Worte: "Der Oberpollinger war in den vergangenen Jahren doch ein Millionengrab."

Oberpollinger-Geschäftsführer Robert Waloßek widerspricht dieser Darstellung. "Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Luxusmarken, einige liegen sogar über den Erwartungen." Auch der Modebereich habe sich positiv entwickelt. "Wir werden weiter Publikum aus der gehobenen Mitte ansprechen", erklärt Waloßek das Konzept. Man müsse langfristig arbeiten.

Vor zweieinhalb Jahren hatte Karstadt die Verkaufsfläche auf 33.000 Quadratmeter erweitern und das Haus aufwendig umbauen lassen, was sich der Konzern damals rund 80 Millionen Euro kosten ließ. Das Ergebnis war den Verantwortlichen in der Konzernzentrale in Essen aber noch zu wenig glamourös, Vorbild war etwa das berühmte Kaufhaus des Westens in Berlin. Im vergangenen Jahr wurde daher nochmals umgebaut, neue Luxus-Marken kamen dazu.

Warum hat das Luxus-Konzept in München, der Stadt mit der höchsten Kaufkraft im Land, trotzdem nicht so funktioniert, wie viele erwartet hatten? Zum einen, weil die Münchner "den Oberpollinger" mit einem althergebrachten Kaufhaus verbinden, wie Oberpollinger-Geschäftsführer Robert Waloßek stets erklärt, der diesen Anspruch gern verbinden will mit einem "mondänen, weltoffenen Kaufhaus".

Er war eigens vom Kaufhaus Beck geholt worden, um das münchnerische Element zu betonen. Zum anderen ist die Lage in der Fußgängerzone mit ihrem Massenbetrieb und dem Trubel am Stachus nicht prädestiniert als Standort für ein Luxus-Kaufhaus; das Nobel-Sortiment gibt es auch in Boutiquen an der Maximilianstraße.

Nun soll der Verkauf des Warenhauses Geld in die Kasse des klammen Arcandor-Konzerns spülen. Doch wer kommt als Käufer überhaupt in Frage? "Nur ausländische Investoren", sagt Verdi-Mann Wäsler. Die deutschen Einzelhandels-Konzerne könnten sich das nicht leisten.

Pläne in der Schublade

Sorgen bereitet Wäsler auch die angekündigte Ausgliederung des Karstadt-Hauses am Dom. Die Mietverträge für die Immobilie der Schörghuber-Gruppe laufen 2010 aus. Insgesamt geht es bei Oberpollinger, dem benachbarten Sporthaus und dem Warenhaus am Dom um bis zu 1000 Arbeitsplätze, davon 600 bei Oberpollinger.

Das führt zu allerlei Überlegungen, wie sich die Kaufhaus-Landschaft in der Innenstadt, einer der besten Einkaufslagen Deutschlands, verändern könnte. Von einem möglichen Zusammenschluss von Karstadt und den zur Metro-Gruppe gehörenden Kaufhof-Filialen ist wieder die Rede. Aber auch Elektro-Märkte wie Saturn oder Media-Markt haben "City-Konzepte" - also für Märkte in Innenstadt-Lagen - in der Schublade, wenn in München etwas frei werden sollte.

Und es gibt Unternehmen wie die Modekette Peek & Cloppenburg, denen großes Interesse an einem Standort in der Münchner City nachgesagt wird. Auf jeden Fall braucht es ein tragfähiges Konzept für Oberpollinger, "ob da unbedingt Luxus dazugehört, weiß ich nicht", sagt Bernd Ohlmann vom Einzelhandelsverband LBE vorsichtig.

© SZ vom 21.04.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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