Der Mann für alles:Robuste Bärtierchen

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Klaus Macknapp ist der Herr über das Elektronenmikroskop. Seine beliebten Führungen und Experimente wird es auch in Zukunft geben. (Foto: Stephan Rumpf)

Klaus Macknapp führt die Besucher ins Reich des Unsichtbaren - zu den Mikroskopen

Klaus Macknapps Reich ist ziemlich düster. Dunkle Räume, nur die Vitrinen leuchten, in denen Mikroskope aus verschiedenen Epochen stehen. Vergoldete Meisterwerke der Optik. Mitten im Raum ein modernes Gerät, riesig, grau, auf einem Podest positioniert, mit leuchtenden Bildschirmen: das Elektronenmikroskop. Macknapps Steckenpferd. Auf dem Monitor ist ein seltsam knubbeliges Tier zu sehen. Mit bloßem Auge würde man es niemals wahrnehmen, erst in 100 000-facher Vergrößerung ist es in seiner ganzen Pracht zu erkennen. "Ein Bärtierchen, schon mal gesehen?" Macknapp schaut seine Besucher fragend an. "Ich fische das aus der Isar. Die Viecher sind robust, die überleben fast alles. Sie könnten sogar auf fremden Planeten existieren. Auch Astrobiologen interessieren sich für sie, die sind die Stars der Szene." Macknapps Führungen sind beliebt, weil er das Kleine und das ganz Große so anschaulich und amüsant zusammenbringt. Zu seinem Arbeitsgebiet gehören die Mikroskope und die Teleskope. "Wir haben ein Teleskop von Fraunhofer, mit dem die Landvermessung in Bayern begann, und eines, mit dem der Neptun entdeckt wurde." Zu jedem kann er Geschichten erzählen.

Ein Zufall führte den gelernten Werkzeugmacher vor 20 Jahren ans Museum. "Es war noch keine Minute langweilig", sagt er. "Ich bin hier ja Mann für alles, repariere Instrumente, kümmere mich darum, dass das Elektronenmikroskop genug Stickstoff zur Kühlung hat, und lese Berichte aus der Wissenschaft, um neue Ideen für Führungen zu entwickeln. Als die Ambrosia-Pollen Schlagzeilen machten, habe ich natürlich solche Allergene unters Mikroskop gelegt. Und den Skorpion da hat mir ein Zoologe geschickt, der mal hier war. Jeder Tag ist anders, mal hast du eine Gruppe Kindergartenkinder, am nächsten Tag Nobelpreisträger."

Nun muss Macknapp den Großteil seiner Exponate ins Depot bringen lassen. Ein paar liegen schon im Safe. Auch das Kleinstmikroskop von Antoni van Leeuwenhoek. Sieht aus wie eine Maultrommel, ist aber ein Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte. Der niederländische Tuchhändler hat es selbst gebaut und damit schon 1675 Bakterien beobachtet. Ein Autodidakt, der sich von niemandem beirren ließ und still vor sich hin forschte. Das imponiert Macknapp. Schon lange, bevor er hier seinen Traumjob fand, kam er regelmäßig ins Deutsche Museum. "Faszinierend, wie präzise diese Leute damals schon gearbeitet haben", sagt er mit seinem warmen, rheinländischen Tonfall. Verzichten müssen die Museumsbesucher während der Umbauphase nicht auf ihn, denn zumindest das Elektronenmikroskop kommt ins Zentrum für Neue Technologien (ZNT), und das bleibt geöffnet.

© SZ vom 03.11.2015 / mse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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