Denunziert und verhaftet:Der Tagebuchschreiber

Theologiestudent Franz Wipplinger (Foto: Archiv des Erzbistums München und Freising)

Franz Wipplinger wurde Wehrkraftzersetzung vorgeworfen

Franz Wipplinger leistete keinen Widerstand, er schrieb nur in sein Tagebuch, was er von Hitler hielt. Doch das genügte dem Regime bereits, um ihn umzubringen. Wipplinger wollte Priester werden. Geboren am 10. Januar 1915 in München, hielt er sich von der Nazi-Partei und der Hitlerjugend fern, begann vielmehr ein Theologiestudium und trat ins Freisinger Priesterseminar ein. 1939 wurde er zur Armee eingezogen. Im Mai 1942 verletzte ihn eine Granate an der Ostfront schwer, er überlebte aber. Fortan arbeitete er in einem Kommandostab an der Münchner Winzererstraße als Schreiber.

Beschwerden gab es dort nicht über ihn. In seinem persönlichen Tagebuch aber nahm Wipplinger kein Blatt vor den Mund. "Hätten wir nicht unseren Gottesglauben, wir müssten seelisch und geistig erfrieren", schrieb er etwa am 13. März 1942. Am 28. August 1943 notierte er: "Mag auch die Macht Hitlers und seiner Paladine total und unbedingt herrschen, so können sie es doch nicht mehr verhindern, (...) daß trotz aller Stumpfheit, Massenpsychose und Furchtsamkeit der Deutschen das geknechtete Gewissen sich rührt und Sorge, Vernunft und radikale Ablehnung lauter und lauter werden".

Als sein Tagebuch wenig später in falsche Hände geriet, wurde Wipplinger denunziert und verhaftet. Die Nazis fanden Flugblätter der Weißen Rose bei ihm, zudem wiesen sie ihm nach, dass er ausländische Radiosender gehört hatte. Ein Militärgericht verurteilte ihn wegen "Zersetzung der Wehrkraft" zum Tode. Franz Wipplinger wurde mit 29 Jahren am 24. Oktober 1944 in Berlin-Spandau hingerichtet.

© SZ vom 06.02.2018 / wet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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