Das Rathaus und seine Museen:Die Kultur kostet

Lesezeit: 2 min

Die Monacensia wurde gerade erst umgebaut - dieser Durchgang entstand dabei neu. (Foto: Catherina Hess)

Der Stadtrat soll trotz Finanznot viele Etatposten ausweiten

Von Franz Kotteder

Wer jetzt kein Haus baut in der Stadtverwaltung, wird sich angesichts der Haushaltslage auch so schnell kein neues mehr bauen. Die vorhandenen Häuser jedoch wollen ebenfalls mit Leben gefüllt werden, und das kostet natürlich auch Geld. Und so darf der Kulturausschuss des Stadtrats an diesem Donnerstag gleich über eine ganze Reihe von Etatausweitungen entscheiden: bei der Monacensia, dem Jüdischen Museum, der Von-Parish-Kostümbibliothek und dem Stadtmuseum. Alles in allem geht es um eine Summe von mindestens 1,1 Millionen Euro pro Jahr und weitere 600 000 Euro, die in den kommenden fünf Jahren einmalig fällig werden.

Dickster Brocken dabei ist die Monacensia, das Literaturarchiv der Stadtbibliothek, die gerade erst für 9,3 Millionen Euro umfassend saniert wurde. Nun soll es dort von Mitte 2016 an mehr Veranstaltungen geben, ein Lesecafé, Ausstellungen werden auch am Wochenende geöffnet sein. Das vorhandene Archiv soll wissenschaftlich aufbereitet werden, es wird eine eigene "Familie-Mann-Bibliothek" eingerichtet, und dann soll sich das Publikum die vorhandenen Bücher von Münchner Autoren künftig auch ausleihen können. Das alles macht unter anderem vier neue Stellen nötig, die zusammen mit der Arbeitsplatzausstattung jährlich rund 407 000 Euro kosten. Dazu kommen noch einmal gut 202 000 Euro pro Jahr für einen erhöhten Ankaufs- und Veranstaltungsetat sowie laufende Archivkosten. Einmalig werden 190 000 Euro für die Digitalisierung des Bestands fällig.

Mehr Geld braucht auch das Jüdische Museum, das seit acht Jahren "mit nahezu unverändertem Budget" wirtschaftet, wie Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) die beantragte Erhöhung begründet: "Aufgrund der gestiegenen allgemeinen Betriebskosten reicht das bisherige Ausstellungsbudget nicht mehr aus." Schon jetzt können ohnehin nur zwei Wechselausstellungen pro Jahr gezeigt werden. Und auch die immer wichtiger werdende Besucherbetreuung kostet Geld, der veraltete Internetauftritt muss dringend erneuert werden, weil er den geltenden Standards für Museen längst nicht mehr entspricht. Insgesamt braucht das Jüdische Museum jährlich 194 000 Euro mehr Geld, dazu kommen einmalig noch einmal 95 000 Euro, jedoch über fünf Jahre verteilt.

Noch immer ein Dornröschen-Dasein führt die Von-Parish-Kostümbibliothek, die zum Stadtmuseum gehört. Die weltweit bedeutende Sammlung zur Geschichte der Mode ist in einer Jugendstilvilla in der Kemnatenstraße in Nymphenburg untergebracht, die von der Sammlerin Hermine von Parish zusammen mit den Archivbeständen der Stadt gestiftet wurde. Um die Sammlung endlich komplett nach heutigen Standards auszuwerten und zu konservieren, sind künftig zwei neue Stellen und in den kommenden Jahren auch Investitionen in die Archivausstattung nötig, das ergibt 115 000 Euro an jährlichen Personalkosten sowie einmalige Investitionen in den nächsten drei Jahren in Höhe von noch einmal 208 000 Euro.

Und auch das Stadtmuseum selbst braucht in den nächsten Jahren mehr Geld. Erst vor kurzem hat sich der Stadtrat dazu entschlossen, das in die Jahre gekommene Haus grundlegend zu sanieren. Allein das wird gut 100 Millionen Euro kosten. Aber bis es soweit ist, fallen erst einmal noch andere Kosten an. So will das Haus den Umbauprozess begleiten lassen und dabei auch die Bürger mit einbeziehen. Ziel ist es, bei den Besuchern "Begeisterung und einen kritisch-konstruktiven Blick für ihr neues Stadtmuseum" zu entwickeln, wie es in der Verwaltungsvorlage für den Kulturausschuss heißt: "Das Museum will in einem offenen Dialog Positionen transparent diskutieren." Die damit verbundenen Veranstaltungen schlagen schon einmal mit 40 000 Euro pro Jahr zu Buche. Ganz abgesehen davon gilt es im Haus am St.-Jakobsplatz auch, die Öffentlichkeitsarbeit, die Museumstechnik, die Herkunftsforschung und den Besucherservice zu verbessern, was noch einmal Kosten von 115 000 Euro jährlich sowie drei neue Stellen für 218 000 Euro pro Jahr mit sich bringt.

© SZ vom 29.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: