Das erste Wochenende:Schunkeln und schwanken

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9000 Trachtler beim Umzug, Prominente vor der Kamera und Strauß beim Anzapfen - das erste Wiesnwochenende

Von Franz Kotteder und Andreas Schubert

Immer lächeln, und das Winken nicht vergessen: Etwa 9000 Mitwirkende - Trachtengruppen, Musikkapellen, Vertreter der Handwerksgilden - sind am Sonntag von der Maximilianstraße zur Theresienwiese marschiert. Bürgermeister Josef Schmid kam auf die Ehrentribüne am Odeonsplatz in der Tracht des Vereins "Alpenrösl Allach", dem er selbst angehört und der auch im Trachten- und Schützenzug mitmarschierte. Oberbürgermeister Dieter Reiter erschien im schwarzen Trachtenanzug, und als die Schäffler vorbeimarschierten, bekamen er und seine Frau Petra den traditionellen schwarzen Ruß-Tupfer auf die Nase verpasst, was ganz gut zur Kleidung passte. Gegen 11.30 Uhr erreichte der Zug die Theresienwiese, dort herrschte schon das gewohnt dichte Gedränge an einem Wiesnsonntag. Und bei manchem Besucher wusste man zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr, ob er im Takt mitschunkelte oder schon bierselig hin und her schwankte. Kein Wunder: Schon am Vormittag waren wie immer alle Zelte voll. Doch auch an der Absperrung drückten sich Tausende, die den Umzug nicht verpassen wollten. Einige Findige nahmen es sogar auf sich, auf den Toboggan hinaufzufahren, um von oben Bilder zu machen.

Garantiert lustiger ging es am Eröffnungssamstag im Herzkasperl-Zelt zu. Der Kabarettist Helmut Schleich schlüpfte wieder in die Rolle des Franz Josef Strauß. Und als solcher marschierte er zum Bayerischen Defiliermarsch in das Zelt ein, um dann standesgemäß draufloszupoltern. Den Auftritt im Herzkasperl-Zelt könne man auch als "posthume Hommage" verstehen, witzelt er. Schließlich sei der Original-Strauß ja einem solchen erlegen. Dann teilt er kräftig aus: gegen Edmund Stoiber, der die Laudatio zum 100. Geburtstag von Strauß gehalten hat ("seit der Hund tot ist, wedelt der Schwanz"), gegen Markus Söder ("FJS heißt immer noch Franz Josef Strauß und nicht Fördert Jetzt Söder") und nicht zuletzt gegen die Stadt München, die dieses Jahr im Zuge des "Crowd Management" ein Kinderwagenverbot an Wochenenden auf dem Festgelände verhängt hat. Ein Umstand, den Schleich alias Strauß für ein Volksfest nicht gut findet. Dann zapft er an - wie OB Reiter im Schottenhamel- und Markus Söder im Hofbräuzelt mit zwei Schlägen - und nur wenige Augenblicke später stehen die ersten Steinkrüge mit Bier auf den Tischen. Ja, es geht auch so: Die Oide Wiesn ist ein Ort, an dem man sein Bier tatsächlich noch im Sitzen trinken kann.

Die Prominenten-Wiesn bestimmte am ersten Wochenende Florian Silbereisen. Stahl der Star des volkstümlichen Schlagers schon beim Anzapfen im Schottenhamelzelt seinem Kollegen DJ Ötzi die Schau - unter anderem, indem er mit Mireille Mathieu anrückte -, so tauchte er später zusammen mit der altgedienten Schlagersängerin auch noch im Weinzelt auf und ließ es sich in der Hausbox gutgehen. Dort hatte sich ebenfalls einige Prominenz schon zum Anstich angesagt, etwa Silbereisens Schlagerkollege Patrick Lindner und, mit etwas Verspätung zum Mittagessen, der Tenor Jonas Kaufmann mit seiner Freundin Christiane Lutz. Im Hofbräuzelt fühlten sich diesmal am ersten Wochenende vor allem Schauspieler wohl. Christine Neubauer etwa mit ihrem Lebensgefährten José Campos, oder John Friedmann, der sich mit Kollege Thomas Darchinger eine Mass genehmigte.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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