Zur Versöhnung:Dachauer Linde für Oświęcim

Lesezeit: 2 min

Dachau schenkt der Stadt Oświęcim eine Linde wie sie am Widerstandsplatz in der Altstadt steht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadt pflanzt einen Baum in der "Allee der Erinnerung" als Zeichen der Verbundenheit mit den polnischen Freunden

Von Helmut Zeller, Dachau/Oświęcim

Im Zasole Park in Oświęcim liegt in direkter Nachbarschaft zur Gedenkstätte Auschwitz die "Allee der Bäume der Erinnerung". Jetzt wird in dieser Allee eine Dachauer Linde gepflanzt - Mitte Mai soll es geschehen und in Anwesenheit einer offizielle Delegation der Stadt. Neben Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) reisen der Zweite Bürgermeister Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) und Zeitgeschichtsreferent Günter Heinrici (SPD) nach Oświęcim. Der polnische Bürgermeister Janusz Chwierut hatte die Baumpflanzung gewünscht. Mit diesem Akt sollen die langjährigen Beziehungen zu Oświęcim vertieft werden, wie es in einer Erklärung der Stadt Dachau heißt.

Seit 30 Jahren verbindet die beiden Städte Dachau und Oświęcim eine Freundschaft. Dachauer Künstler der Gruppe D hatten damals, unterstützt vom früheren Landrat Hansjörg Christmann (CSU), den Kontakt mit polnischen Künstlern gefunden und über die Jahre ausgebaut. Maßgeblich daran beteiligt waren die Künstler Heiko Klohn und auf polnischer Seite sein Freund Paweł Warchoł. In den zurückliegenden Jahren kam es immer wieder zu Besuchen und Gegenbesuchen bei Gedenkfeiern und zu anderen Anlässen.

Die Beziehung zwischen den beiden Städten ist bis heute nicht in eine Städtepartnerschaft gemündet: Aber das wollen, wie zu hören ist, beide Seiten nicht. Allerdings brachte Bürgermeister Kai Kühnel von einem Besuch im Januar 2017 eine Botschaft nach Dachau zurück: Bürgermeister Janusz Chwierut strebte demnach eine engere Kooperation, vielleicht sogar eine "tatsächliche Städtepartnerschaft" an. Vom 10. bis 13. Mai wird die Dachauer Delegation nach Oświęcim reisen. Bei diesem Besuch wird eine Dachauer Linde als Beitrag zu der Gedenk-Allee gepflanzt. Die Linde soll an den Widerstandsplatz in der Altstadt und damit an den Dachauer Aufstand von 1945 erinnern. Mit dabei sind eine Schulklasse der Mittelschule Dachau-Ost und die kanadische Musikerin Brigitte Briga Dajczer. Die neue Ruckteschell-Stipendiatin wird Mitte April in die Ruckteschell-Villa einziehen. Sie will sich der Stadt zufolge musikalisch mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Dachaus beschäftigen. In Oświęcim wird die Violinistin ein Konzert geben. Die Dachauer besichtigen noch das Kinderhilfswerk der Pater-Rupert-Mayer-Stiftung im nahe gelegenen Żmiąca, das seit 1989 vom Dachauer Arbeitskreis Umweltschutz und Entwicklungshilfe unterstützt wird. Auch in Żmiąca wollen die Dachauer eine Linde als Zeichen der Verbundenheit pflanzen.

Die Städte haben nichts zu tun mit der Partnerschaft, die der Landkreis Dachau im August 2015 mit dem Landkreis Oświęcim offiziell eingegangen ist. Im Kreis der Stadträte wird die Initiative von Landrat Stefan Löwl (CSU) sogar als eine Art Konkurrenz zur Stadt in der Gedenkpolitik angesehen. Tatsächlich gehen sich die Delegationen von Stadt und Landkreis, sofern sie sich bei Gedenkfeiern treffen, in Oświęcim aus dem Weg. Außerdem wird moniert, dass Löwls polnischer Kollege Zbigniew Starzec der Regierungspartei PiS angehört, die die Rechtsstaatlichkeit Polens zugrunde richtet.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: