Zeitgeschichte:Zwangsarbeit für Rüstungsindustrie

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Exkursion zum früheren KZ-Außenlager Allach

Auch wenn auf den ersten Blick wenig an die Zeit zwischen 1943 und 1945 erinnert - der ehemalige Dachauer Außenlagerkomplex Allach des Konzentrationslagers Dachau ist von einiger geschichtlicher Bedeutung. Ganz zu schweigen von der Erinnerung an die vielen Opfer dieses Außenlagers, darunter auch der 2016 verstorbene Auschwitz-Überlebende Max Mannheimer, Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees und Vorsitzender der Lagergemeinschaft.

Max Mannheimer hatte viel über die schrecklichen Verhältnisse des Lagers zu erzählen gewusst, in dem er für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten musste, bevor er in das Außenlager bei Mühldorf deportiert worden ist, um dort wieder zur Zwangsarbeit eingesetzt zu werden. Auf dem Gelände der heutigen Siedlung Ludwigsfeld befanden sich zwischen 1943 und 1945 die Außenlager Allach und Karlsfeld. Der Außenlagerkomplex Allach war eines der größten Außenlager des KZ Dachau und das zentrale Lager in einem vernetzten System von Außenlagern, die von der Firma BMW betrieben wurden.

Von 1942 an entstand ein weitverzweigtes Netz aus 140 Außenlagern des KZ Dachau, die direkt an den Stätten der Rüstungsproduktion errichtet wurden und in denen weit mehr als 30 000 Gefangene inhaftiert waren. Die meisten von ihnen waren Juden aus dem Konzentrationslager Auschwitz sowie aus Ghettos und anderen Lagern in Osteuropa, die nach Deutschland verschleppt wurden, weil die Flugzeugproduktion durch alliierte Luftangriffe zunehmen gefährdet wurde und in riesige unterirdische Fabrikhallen verlegt werden sollte.

In Allach waren mehrere Tausend Häftlinge in dem Lagerkomplex zusammengepfercht. Der Großteil von ihnen wurde zur unmenschlichen Arbeit im nahegelegenen BMW-Werk auf dem heutigen Gelände der MTU und MAN oder bei größeren Infrastruktur- und Bauprojekten gezwungen. Die Grundrisse des ehemaligen Lagergeländes sind auch heute anhand der Topografie der Siedlung Ludwigsfeld nachvollziehbar, wie es in einer Pressemitteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau heißt.

Der Münchner Stadtteilhistoriker Klaus Mai hat sich besonders um die Erforschung der Geschichte dieses Lagers verdient gemacht, unter anderem hat er in aufwendiger Recherche bisher Hunderte der Namen von Häftlingen erforscht, die die unmenschlichen Haftbedingungen nicht überlebt haben. Seit Jahren wird in Ludwigsfeld darüber diskutiert, wie an diese Verbrechen angemessen und würdig erinnert werden soll. Nicht zuletzt Klaus Mai setzte sich für einen Gedenkort ein. Denn die Behörden kümmerten sich lange nicht um die Erinnerung; das Gelände ging an Investoren. Bislang zeugen neben zwei noch erhaltenen Baracken lediglich zwei Gedenktafeln von der Geschichte des Ortes.

Am Samstag, 14. Juli, leitet André Scharf, Archivar der KZ-Gedenkstätte, eine Exkursion (14 bis 16.30 Uhr). Die Teilnehmer treffen sich an der Gedenktafel an der ehemaligen Sanitärbaracke, Granatstraße 10, in Ludwigsfeld. Die Teilnahmegebühr beträgt vier Euro.

© SZ vom 12.07.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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