Tassilo-Preis:"Die richtige Initialzündung"

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Johannes Karl über den Nachwuchspreis 2010 für jungen KVD-Künstler und die Folgen

Wolfgang Eitler

Christian Engelmann, Till Julian Huss, Agnes Jänsch, Johannes Karl, Nico Kiese, Verena Ledig, Katharina Knaus, Hendrik Peer Lass, Trommeter-Szabó und Stephanie Rumberger stellen seit Sonntag in der Nähe von Münster unter dem Titel ". . . also ich muss sagen, beim letzten Mal war ich positiv überrascht" aus und führen damit die in "Vorgarten" begonnene künstlerische Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff fort. Noch immer nennen sie sich "Junge KVD". Vor zwei Jahren erhielten sie für ihre erste gemeinsame Präsentation mit dem Titel "Vorgarten" einen SZ-Tassilo-Förderpreis, in der Hoffnung, dass hier ein Impuls für eine neue künstlerische Gruppe mit Perspektive in und für Dachau gesetzt wird. Der Tassilo-Preis war eine Art richtige Initialzündung, wie Johannes Karl, stellvertretender Vorsitzender der Künstlervereinigung Dachau, sagt.

Johannes Karl und eine junge Gruppe der Künstlervereinigung Dachau wurden 2010 ausgezeichnet. Foto: Toni Heigl (Foto: DAH)

Was hat der Kulturpreis gebracht?

Durch die sich daran anschließende Presse sind wir überregional bekannt geworden. Das hilft uns. Die neue Ausstellung, die uns Till Jan Huss vermittelt hat, ist ein Beleg dafür.

Gibt es die Gruppe Junge KVD noch?

Es gibt einen harten Kern, um den sich weitere Künstler gruppieren. Aber alle stammen aus Dachau oder haben einen engen Bezug. Der harte Kern stellt jetzt in Warendorf aus. Dort präsentieren wir uns als Vertreter der jungen Generation professioneller Dachauer Künstler.

Fühlt ihr euch von der Kulturpolitik angemessen berücksichtigt?

Es gibt sicherlich genügend Ausstellungsmöglichkeiten in Dachau selbst. Aber für junge Künstler kann Dachau nur ein Standbein sein. Wir müssen raus. Dabei wäre Unterstützung wichtig.

Ihr wollt als Dachauer Künstler raus, in die überregionale Szene?

Für uns ist es wichtiger, auswärts ausstellen, mit neuen Impulsen hierher zurückzukehren. Da sind wir doch schwer auf uns allein gestellt. Nicht einmal Kontakte, die beispielsweise beim kommunalen Zweckverband Dachauer Museen und Galerien zu Dachaus Partnerstädten im Bereich der Kultur vorhanden sein dürften, können wir nutzen.

Den Anreiz, euch kommunal zu unterstützen und zu fördern, begründet ihr mit einer überregionalen Außenwirkung auch für Dachau?

Ganz klar, ja.

Ein großes Thema sind die hohen Dachauer Mieten. Dadurch werden auch Ateliers oder Werkstätten für viele Künstler unerschwinglich. Kann die Junge KVD in Dachau und im Landkreis überhaupt bleiben?

Die Kosten sind nicht das Problem. Viele von uns orientieren sich auch nach München, dort sind die Mieten auch nicht günstiger. Aber uns fehlt in Dachau bei unseren Ausstellungen das junge Publikum und damit der nötige Austausch. Das sieht man auch am Altersdurchschnitt bei den Vernissagen in Stadt und Landkreis. Und es ist schwer, Jüngere aus München nach Dachau zu bringen, um eine Ausstellung anzusehen.

Für eine überregionale Resonanz fehlt die entsprechende kommunale Öffentlichkeitsarbeit?

Genau, das kann man so sagen. Darin sehe ich nach meinen bisherigen Erfahrungen den entscheidenden Punkt. Es gibt in der kommunalen Kulturpolitik der Stadt Dachau keinen Ansprechpartner, der sich in der bildenden Kunst auskennt und unter Umständen sogar über ein entsprechendes Netzwerk nach außen verfügt. Der Zweckverband ist da ziemlich außen vor, wenngleich erste Gespräche für eine Zusammenarbeit geplant sind. Die bildende Kunst ist komplett abgekoppelt.

Mit anderen Worten: Die Stadt Dachau bezeichnet sich als Kunststadt. Aber es fehlt derjenige, der die Junge KVD, die bildende Kunst überhaupt fachlich versiert vertreten könnte.

Genau, der die bildende Kunst in und für Dachau weiterbringt.

Interview: Wolfgang Eitler

© SZ vom 27.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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