Spektakulärer Prozess:Dachauer dealt mit 60 Kilo Drogen

Lesezeit: 2 min

26 Jahre alter Biologielaborant und sein Kurier stehen vor Gericht

Von Benjamin Emonts, München/Dachau

60 Kilogramm Marihuana, mehr als 100 000 Euro Drogengeld und ein Kurier, der den Stoff aus den Niederlanden bis in die Stadt Dachau geschmuggelt hat - vor der 2. Strafkammer des Landgerichts München II findet derzeit einer der spektakulärsten Betäubungsmittelprozesse der vergangenen Jahre statt, der unmittelbar mit der Stadt Dachau zu tun hat. Auf der Anklagebank sitzen ein 26-jähriger Biologielaborant aus Dachau und besagter Kurier, ein 47-jähriger Mann aus Maastricht in den Niederlanden. Sie sitzen seit Januar beziehungsweise Februar in Untersuchungshaft.

Wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, müssen sie wohl noch einige Zeit im Gefängnis bleiben. Die beiden Männer hofften zunächst auf eine mildere Strafe, wenn sie die Namen ihrer Hintermänner nennen würden. Eine Verständigung aber kam zu Prozessbeginn nicht zustande, weil der Staatsanwalt auch bei einem Entgegenkommen der Angeklagten Haftstrafen von mindestens sechs beziehungsweise sieben Jahren in Aussicht stellte. Darauf wollten sich die Angeklagten aber nicht einlassen. Der 26-jährige Dachauer ist ein gepflegter, freundlich auftretender Mann. Die Vorwürfe, die gegen ihn erhoben werden, der Handel mit Cannabis in nicht geringer Menge und die Anstiftung zur Einfuhr des Rauschgifts, räumte er am ersten Verhandlungstag nur teilweise ein. Sein holländischer Komplize legte jedoch ein vollumfassendes Geständnis ab.

Die beiden Geschäftspartner wollten ein großes Ding aufziehen: Zwischen Juli 2016 und Januar 2017 sollen sie insgesamt 60 Kilogramm Marihuana über die holländische Grenze nach Dachau gebracht haben, der Maastrichter schmuggelte den Stoff, der Dachauer verkaufte ihn. Erst am 19. Januar soll der Dachauer bei Kerkrade in den Niederlanden 19,5 Kilogramm Marihuana zum Preis von 99000 Euro erworben haben. Der 47-jährige Niederländer brachte den Stoff einige Tage später mit einem Mietwagen über einen Grenzübergang bei Aachen nach Dachau. Pro Fahrt soll er dafür 1000 Euro erhalten haben, angeblich, um seine pflegebedürftige Mutter zu unterstützen.

Noch bevor das Marihuana in Dachau ankam, hatte die Polizei am 19. Januar bereits den Dealer festgenommen, nachdem sie ihn mehrere Wochen lang observiert hatte. Mehrere Abnehmer aus Dachau, die sich bereits vor dem Amtsgericht Dachau verantworten mussten, hatten den Biologielaboranten hingehängt. Der wiederum erzählte nach seiner Festnahme der Polizei von der unmittelbar bevorstehenden Drogenübergabe in Dachau, um dadurch eine geringere Haftstrafe zu bekommen. Die Polizei nahm den Niederländer in Dachau am vereinbarten Treffpunkt am Wettersteinring in Empfang. Sie beschlagnahmte das Marihuana und verhaftete den Kurier.

Die Zeugenaussagen mehrerer Dachauer bestätigen am zweiten Prozesstag die Vorwürfe aus der Anklage. Einer der Männer, er befindet sich nach einer Haftstrafe inzwischen im Maßregelvollzug, bestätigte, dass er über einen Freund drei Kilogramm Marihuana und Haschisch zum Preis von 21 000 Euro von dem 26-jährigen Angeklagten erworben habe. Ein anderer junger Mann, der ebenfalls bereits rechtskräftig verurteilt wurde, räumte ein, insgesamt fünf Kilogramm bei zwei Geschäften von dem Dachauer gekauft zu haben. Ein dritter Zeuge, der noch nicht rechtskräftig verurteilt ist, machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Der Prozess am Landgericht gegen den Großdealer und seinen holländischen Komplizen dauert an. Das Urteil wird am 22. Dezember erwartet.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: