Schönbrunn:Mit Stahlseil und Stricken

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Hunderte verfolgen das Maibaumspektakel in Schönbrunn

Anne Heidebrecht

Mit sichtlicher Freude und Kraft schlägt Johann Mayr die Holzscheite in die Halterung des Maibaums. Der Stamm darf nicht wackeln. (Foto: DAH)

Beinahe hätten die Schönbrunner am Tag der Arbeit keinen Maibaum aufstellen können. Martin Mayr, Vorsitzender der Feuerwehr Schönbrunn, erzählt: "Die Hebertshausener haben heute Früh um halb sechs versucht, den Maibaum zu klauen. Die waren gut organisiert. Mit circa 20 Mann und zwei Leitern sind sie angerückt." Erst als die Baumspitze schon zum Tor rausgeschaut habe, hätten die Maibaumwächter die Diebe gestoppt. Jetzt kann Mayr vor der Klostergaststätte Schönbrunn das Aufstellen des geretteten Maibaums koordinieren.

Die Viktoria-Von-Butler-Straße in Schönbrunn ist mit zwei Feuerwehrwagen gesperrt. Mehrere hundert Menschen stehen auf der Straße. Viele sind in Tracht, Dirndl und Lederhosen gekommen. Die Blicke gehen nach oben, in Richtung des wolkenverhangenen Himmels. Martin Mayr ruft laut: "Mehr links. Und jetzt wieder rechts." An der Spitze des blau-weiß gestrichenen Stamms sind ein Stahlseil und zwei Stricke befestigt. An den Stricken stehen auf beiden Seiten jeweils fünf bis sieben Mann. Sie stabilisieren den Maibaum und passen auf, dass er nicht seitlich abdriftet. Das Stahlseil läuft über einen Gabelstapler, der durch einen Traktor gefestigt ist, zu der Anhängerkupplung eines weiteren Traktors. Meter für Meter zieht dieser den Baum langsam nach oben. Nach einer Viertelstunde steht er. Alle Zuschauer rufen und klatschen begeistert. Die Schönbrunner Blaskapelle stimmt sogleich mit Tuba und Trompeten die Bayernhymne an. Und gerade in diesem Augenblick blinzelt die Sonne durch die Wolken.

Martin Mayr ist erleichtert, als der Baum steht und sein Vater, Johann Mayr, mit einem großen Hammer Holzscheite in die Hohlräume der Baumhalterung schlägt. Nun soll der 32 Meter hohe Baum für drei Jahre vor der Klostergaststätte Schönbrunn bleiben. Der Schweinelandwirt Bernhard Mayr, Bruder von Martin Mayr, hat den Baum gespendet. "Zehn Tage lang haben wir das Holz mit blauer und weißer Farbe bemalt ", sagt Martin Mayr. "Alle Tafeln, Schilder, Motive und die Baumhalterung sind neu." Auf der untersten Tafel sind die Worte notiert: "Stolz und frei so steh ich hier, bin meines Dorfes schönste Zier." Darüber sind 26 Schilder angebracht. Eine Sprecherin des Franziskuswerks, Sigrun Wedler, sagt: "Auf den unteren zwei Schildern ist die St. Josef und die Heilige Kreuz Kirche zu sehen. Auf den beiden ganz oben ist Viktoria von Butler abgebildet, die Gründerin des Franziskuswerks, und daneben der Heilige Franziskus." Die übrigen Tafeln zeigen alle Berufe, "die es in Schönbrunn gibt", sagt Martin Mayr. Darunter die Gärtnerei, Landwirtschaft und Gaststätte. Für alle Zuschauer gab es im Anschluss Spanferkel.

© SZ vom 02.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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