Reformationsjubiläum:Zurück zu den Wurzeln

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Schülerinnen und Schüler haben zum Luther-Jahr eine Ausstellung im Ignaz-Taschner-Gymnasium gestaltet. (Foto: Toni Heigl)

Die evangelischen Pfarrer im Landkreis fordern alle Gläubigen zum Reformationsfeiertag auf, sich auf grundlegende christliche Werte zu besinnen. Auch die Ökumene steht im Zentrum des Jubiläums

Von Thomas Altvater, Dachau

Mehrere Male schlug der Hammer an die Tür der Schlosskirche Wittenberg, als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen in das Holz hämmerte. Thesen gegen die Macht des Klerus, gegen die Katholische Kirche und den Papst. Luther wurde damit für die einen zum Ketzer, für die anderen zum Revolutionär. Und ebnete so den Weg für eine neue christliche Religion, den Protestantismus. Die Strömung breitete sich schnell in ganz Europa aus. Seine Übersetzung der Bibel ist noch heute von großer Bedeutung.

Dabei ist das Verhältnis vieler Protestanten zu Luther durchaus ambivalent. Luther war ein Mann derber Worte und wetterte immer wieder gegen die Juden. Zudem galt das Verhältnis zur Katholischen Kirche lange Zeit als besonders angespannt. Im Mittelalter wurden Protestanten verfolgt und ausgegrenzt. Auch deshalb wurden frühere Reformationsjubiläen national und in konfessioneller Abgrenzung ausgetragen. Doch das soll sich ändern. Nun feiern die Protestanten den 500. Jahrestag der Reformation. Und bekamen einen eigenen Feiertag zugesprochen. Auch im Landkreis Dachau wird am 31. Oktober feierlich an die Reformation vor 500 Jahren erinnert. Denn der Hammerschlag von damals hallt bis heute nach.

"Es gibt einen persönlichen Gott, der dem Menschen mit einer positiven Sichtweise begegnet, das ist die Basis der Reformation", erklärt Robert Maier, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde Kemmoden-Petershausen. Während sich Katholiken im Mittelalter von ihren Sünden freikaufen mussten, verstand Luther den Menschen im Glauben als frei und erlöst. Die Kirche basiere auf einer demokratischen Grundlage, aus der Gemeinschaft aller Christen, betont Maier. Dass es nun einen Feiertag gibt, begrüßt der Pfarrer. Es sei eine Besinnung auf die Wurzel der Reformation, so Maier.

Für Thomas Körner, Pfarrer der Dachauer Friedenskirche, ist die Reformation ein noch immer andauernder, selbstkritischer Bildungsprozess. "Was können wir noch glauben von all den Werten, die uns die Kirche übermittelt? Was ist noch wichtig? Wie muss sich die Kirche verändern, damit es weitergeht? Diese Fragen hat Luther entscheidend angestoßen", sagt Körner.

Ein Stück weit persönlicher sieht Enrico Halbauer, Diakon und Jugendreferent in der evangelischen Kirche in Dachau, die Reformation. Man solle möglichst viel selbst hinterfragen, so Halbauer. "Dies betrifft das eigene Denken, Handeln und Fühlen, sowie vermeintliche Begebenheiten, die ich in meiner Umwelt wahrnehme." Der Reformationstag ist für ihn eine "stetige Erinnerung" daran. Luthers Handeln empfinde er angesichts der damaligen Zeit als gut und richtig.

Gerade in Zeiten, in denen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wieder aufkeimen, ist es auch für die Kirche wichtig, eine eindeutige Position zu beziehen. Und tut genau das im Leitbild des Reformationstags. "Offenheit, Freiheit und Ökumene" sollen die 500-Jahr-Feier prägen. Für die Dachauer Pfarrer ist das eine Selbstverständlichkeit. "Als Kirchengemeinde engagieren wir uns natürlich auch in der Flüchtlingshilfe. Aber angesichts der momentanen Großwetterlage ist es umso wichtiger, Flagge zu zeigen und sich klar zu bekennen", betont Körner. Auch Maier lehnt rassistische Tendenzen eindeutig ab. Die Mensch seien vor Gott und untereinander gleich, so Maier. "Das heißt, jeder sollte einem gleich viel gelten." Den Ursprung dieser Werte, die sich immer weiterentwickelt haben, sieht Halbauer in der Bibel. Doch für ihn scheinen sie immer wieder in Vergessenheit zu geraten. "Die Werte müssen gesehen und intensiver gelebt werden, gesetzt sind sie schon lange. Es ist sich eben nicht jeder selbst der Nächste", so der junge Diakon.

Auch die Ökumene steht im Zentrum der Reformationsfeier. Nach Meinung der Dachauer Pfarrer soll die historisch schwierige Beziehung zwischen der Katholischen und Evangelischen Kirche bald der Vergangenheit angehören. Maier und Körner loben indes Papst Franziskus. Zudem betont Maier, dass das Reformationsjubiläum ganz klar auf Ökumene ausgelegt sei. "Wir wollen das Fest ökumenisch begehen als Fest für alle Christen, also Christusfest sozusagen. Denn das Zentrum der Kirche ist Jesus", betont Maier.

Anlässlich der Reformationsfeier veranstaltet die Friedenskirche am Dienstag, 31. Oktober, um 19 Uhr einen eigenen Gottesdienst unter dem Motto "Ich bin so frei". Der zentrale Gottesdienst des Dekanats in der Münchner Sankt-Lukas-Kirche am Mariannenplatz um 10 Uhr mit dem Dekanatsposaunenchor, einem Vokalistensolo und einem Orchester statt.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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