Reden wir über:Sporteln zur Krebsnachsorge

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Onkologin Jutta Neteler betreut eine Rehasportgruppe. (Foto: Toni Heigl)

Onkologin Jutta Neteler betreut die 20. Rehasportgruppe des ASV Dachau

interview Von Julian Erbersdobler

Während das Angebot einer neuen Rehasportgruppe des ASV Dachau im Sommer noch wenig nachgefragt war, scheint es jetzt immer besser anzukommen: Zur offiziellen Eröffnung der sogenannten Onko-Walking-Gruppe kamen am Dienstag auf Anhieb mehr als 15 an Krebsnachsorge Interessierten. Das neue Angebot zeichnet sich aber nicht nur durch den speziellen Namen aus, sondern auch wegen eines Jubiläums: Es handelt sich schon um die 20. Rehasportgruppe, welche die Gesundheitssportabteilung des ASV in ihrer Geschichte auf die Beine stellt. Fester Bestandteil des neusten Projekts ist auch die Internistin und Onkologin Jutta Neteler (Foto: Toni Heigl) als betreuende Ärztin. Sie spricht mit der SZ über die neue Gruppe und die heilende Wirkung des Sports.

SZ: Was ist Onko-Walking?

Jutta Neteler: Es ist eine sanfte Form des Nordic-Walking. Es soll nicht nur dem Körper gut tun, sondern auch der Seele. Gemeinsam mit Michaela Luckner vom ASV Dachau haben wir die Dachauer Gruppe ins Leben gerufen.

An wen richtet sich das Angebot?

Während oder nach einer Therapie bieten wir es Krebspatienten an, um psychisch und physisch wieder fitter zu werden - zum Beispiel nach Behandlungen, die sich massiv auf das Immunsystem auswirken. Nach sportlichen Aktivitäten geht es nicht nur dem Menschen besser, sondern mittlerweile ist auch erweisen, dass sich regelmäßiger Sport positiv auf die Diagnose niederschlägt.

Ist diese Erkenntnis neu, oder schon länger bekannt?

Die Erkenntnis gibt es schon länger, bisher gab es aber noch wenige schlagkräftige Zahlen und Studien, die sie untermauern. Die gibt es jetzt. Studien belegen beispielsweise, dass durch regelmäßige sportliche Betätigung, also drei- bis fünfmal in der Woche, das Krebsrisiko nachweislich um bis zu 20 Prozent sinkt. Und selbst wenn eine ältere Frau daheim jeden Morgen zehn Kniebeugen macht, ist das schon sehr gut.

Was kann Sport in diesem Zusammenhang leisten?

Auf der einen Seite gibt es die psychologische Komponente. Depressionen und Mattheit sind oft Nebenerscheinungen der Krebstherapie. Sport kann wie ein Medikament wirken, das viele nur unterdosiert nutzen - obwohl die Vorteile auf der Hand liegen: Sport kann Lebensfreude vermitteln, das Immunsystem kommt in Schwung und auch das Gefühl in einer Gruppe aufgenommen zu werden, kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem ASV?

Ich bin schon seit Jahren der Meinung, dass Sport in der Krebstherapie und auch danach eine sehr wichtige Rolle spielt. Es muss vor allem darum gehen, einen Sport zu finden, der Spaß macht. Das ist ganz entscheidend. Nur wenn das der Fall ist, überwindet man auch regelmäßig seinen inneren Schweinehund. Dieser Auffassung ist auch der ASV. Und so kam es dann zu der Idee, eine neue Gruppe zu eröffnen.

Onko-Walking findet immer dienstags zwischen 18 und 19.15 Uhr statt. Treffpunkt ist vor dem Eingang zum ASV-Stadion, Gröbenriederstraße 21. Die Teilnahme an der Gruppe kann von jedem Arzt im ambulanten Rehabilitationssport verschrieben werden. Die Kosten werden für bis zu 18 Monaten von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Eine weitere Rehasportgruppe richtet sich explizit an Brustkrebs-Patienten. Sie trifft sich donnerstags um 17 Uhr im Gymnastikraum des ASV. Weitere Informationen zum Thema gibt es in der Geschäftsstelle Gesundheitssport unter der Telefonnummer 08131/56 81 17.

© SZ vom 18.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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