Reden wir über:Begeisterung für Briefmarken

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Robert Seidel ist begeisterter Briefmarkensammler. (Foto: Toni Heigl)

Robert Seidel erläutert die Sammelleidenschaft

Interview von Franziska Hofmann

Mit Smartphones, Internet und Telefon verliert der Brief immer mehr an Bedeutung. Viele finden in ihrem Briefkasten Rechnungen, Prospekte und Kataloge. Nur selten liegt auch eine Postkarte oder ein persönlicher Brief dazwischen. Aber für viele ist die Post mit den Postkarten, Briefen und Briefmarken nicht wegzudenken. Sie sammeln wie verrückt. So auch der 41-jährige Realschullehrer Robert Seidel () vom Verein der Briefmarkensammler Dachau. Er ist seit einem Jahr Vorsitzender und erklärt im Gespräch mit der SZ, wie interessant sein Hobby ist.

SZ: Herr Seidel, Briefe und Marken zu sammeln klingt nach einem aussterbenden Hobby. Ist das so?

Robert Seidel: Nein. Wir haben in unserem Verein knapp hundert Mitglieder. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 60 Jahren. Unser ältestes Mitglied ist schon 95 Jahre und er ist erst dieses Jahr eingetreten.

Warum liegt das Durchschnittsalter so hoch?

Briefmarkensammeln ist nicht unbedingt eine Sache von bunten Bildchen. Wer sich auf ein bestimmtes Sammelgebiet konzentriert, der braucht Zeit und auch Wissen. Das muss man sich erst aneignen. Wer gerade ein Haus baut oder eine Familie gründet, hat dafür keine Zeit. Das geht erst, wenn man sich beruflich eingerichtet hat.

Haben Sie dennoch junge Sammler?

Es gibt auf jeden Fall Nachwuchs, viele davon kommen, weil ihre Großeltern schon begeisterte Sammler sind. Es gibt auch eine Jugendgruppe, bei der ich etwa zehn Jahre lang Leiter war. Aber einige kommen nur ab und an zu unseren Vereinstreffen.

Sie haben an diesem Donnerstag, 25. Februar, (Drei Rosen, 20 Uhr) Jahresversammlung. Was erfährt man dort?

Zuerst kommen ein paar Berichte. Wir erzählen, was letztes Jahr alles gelaufen ist und wie es um die Finanzen des Vereins steht. Danach geht es um die Planungen zu unserem 25-jährigen Jubiläum.

Haben Sie dafür schon Ideen ?

Es gibt im Juni einen Festabend und wir werden eine Ausstellung gestalten, in der man die Postgeschichte Dachaus, Postkarten mit Bildern aus der Region und noch einiges mehr sehen kann. Der Oberbürgermeister Florian Hartmann hat dafür die Schirmherrschaft übernommen.

Sind noch andere Aktionen geplant?

Es gibt im April einen Großtauschtag in Karlsfeld und wenn der gut läuft, machen wir den auch nächstes Jahr wieder.

Für welche Dinge würden Sie sich dort interessieren?

Ich sammle Postkarten und Briefe aus der ganzen Welt von vor 1948. Danach kam die Währungsreform und mit der DDR wurde alles etwas unübersichtlich. Leider sind einige Marken und Briefe aus den ersten 100 Jahren nicht ganz billig, sie kosten manchmal so viel wie ein Eigenheim.

Das klingt nach viel Geld.

Ja, aber es muss nicht unbedingt teuer sein, das kommt auf das Sammlergebiet an. Das ist wie bei Kunstsammlungen, manche lieben die Kunst an sich und andere wollen unbedingt einen Picasso.

Was ist das wertvollste Stück in Ihrer Sammlung?

Das ist etwas Persönliches: Eine Postkarte aus dem Jahr 1939 vom 9. Juni von meiner Oma nach Hause. Sie war damals 18 Jahre alt und verbrachte den ersten Urlaub ihres Lebens. Besonders ist sie, weil ich auch am 9. Juni Geburtstag habe.

Was macht das Sammeln für Sie aus?

Entspannung. Beim Anschauen und Sortieren kann ich abschalten. Und die Freude am Entdecken: Ein Brief mit einer 08/15-Marke, die nichts wert ist, kann trotzdem wertvoll sein. Etwa wenn der Absender, sagen wir einmal, Thomas Mann war. Es ist ein unterhaltsames, entspanntes und manchmal lehrreiches Hobby.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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