Mitten in Dachau:Planung ist alles

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Wie man ohne Stress und Hektik in die Weihnachtszeit kommt

Von Christiane Bracht

Kaum zu glauben, aber es gibt Leute, für die ist einfach alles überraschend - selbst Geburtstage, Ostern und Weihnachten. Kurz vorher fällt ihnen ein: Oh, da brauche ich ja ein Geschenk, oder? Dann ist Spontaneität gefragt, Schnelligkeit und vor allem Improvisationskunst, manchmal sogar Kreativität. Vorausschauen, das ist nicht ihr Ding. Andere wiederum verdrehen allein bei der Vorstellung über so viel Ungeplantheit nur genervt die Augen. Das sind die Leute, die alles im Griff haben. Die wissen schon am Anfang ihres Lebens, was sie als Erwachsene machen, Beruf, Partner, Familie - alles ist Teil eines großen Konzepts. Nichts wird dem Zufall überlassen. Und so ist am Anfang des Jahres klar, Weihnachten und natürlich auch alles andere, muss von langer Hand vorbereitet werden. Am 23. Dezember ist längst alles fertig. Hektik oder Stress ist nicht nötig.

Die Chaotischen schauen spätestens dann ehrfurchtsvoll auf, während sie schnell noch ihre Besorgungen machen. Wie kriegt man das nur hin? Fragen sie sich jedes Jahr erneut. Und während sie noch die strahlende Oktobersonne genießen, einen Spaziergang im bunten Herbstlaub an der Amper entlang machen oder durch die Altstadt flanieren, die sich dieser Tage von ihrer schönsten Seite zeigt, haben die Geplanten längst Halloween und Allerheiligen vorbereitet, organisieren bereits die Plätzchenbacktermine und schauen in die Zukunft.

Aber gibt es eigentlich auch ein zu viel an Planung? Oder ein zu früh? Vielleicht ist es eine etwas philosophische Frage, aber ... Hoppla, was ist das? Der städtische Bauhof arbeitet noch, dabei ist es doch schon Freitagnachmittag. Oben am Rathausbalkon werkeln die Männer in der Sonne. Einer steht auf einer ausgefahrenen Arbeitsbühne - im T-Shirt. Eine große 24 ist zu sehen. Ein Haus - noch ist es verdeckt. Der Betrachter runzelt die Stirn, schaut genauer hin. Jetzt ist der Blick frei: Es ist die Krippe mit dem Jesuskind darin und dem heiligen Paar drumherum, das ehrfurchtsvoll herunterschaut. Jetzt schon? Der Atem stockt. Weihnachten mitten im goldenen Herbst? Darauf schnell einen Lebkuchen. Glühwein gibt es ja noch keinen, oder hat das jemand eingeplant?

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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