Mitten in Karlsfeld:Absurde Brunnen

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Die Gemeinde führt einen Brunnen im Wappen, hat in der Realtität aber keinen einzigen, der tatsächlich sprudelt

Kolumne von Walter Gierlich

Es gibt einen uralten Witz, in dem ein Mann völlig außer Atem im Büro ankommt und seinem Kollegen erzählt, dass er die Trambahn verpasst habe und ihr die ganze Strecke nachgelaufen sei. "Aber immerhin habe ich dadurch Geld gespart", ergänzt er stolz. Meint der Kollege trocken: "Wärst einem Taxi nachgerannt, hättest viel mehr gespart."

Von ähnlich bestechender Logik ist ein Punkt aus der Sondierungsvereinbarung, die CDU, CSU und SPD in der vergangenen Woche ausgehandelt haben. Die Verhandlungsführer der drei Parteien haben sich nämlich darauf geeinigt, die Klimaziele für 2020 offiziell aufzugeben. Dabei waren die ohnehin längst nicht mehr zu erreichen.

Doch es geht noch absurder - in Karlsfeld nämlich. Die Gemeinde, die einen Brunnen in ihrem Wappen führt, hat in der Realität keinen einzigen, der tatsächlich sprudelt. Wo andernorts Menschen sich in den heißen Sommermonaten am Plätschern des Wassers in mal schönen, mal eher weniger gelungenen, bisweilen gar kitschigen Springbrunnen erfreuen, sitzen die Karlsfelder seit Jahren schon auf dem Trockenen.

Besonders bedauerlich ist das bei dem herrlichen Brunnen des Bildhauers Klaus Herbrich am Ende der Krenmoosstraße. Seit 2009 liegt die künstlerisch herausragende, in ein Rondell eingebettete Fontänen-Anlage still. Immer wieder wurde im Gemeinderat darüber diskutiert, den Brunnen wieder in Betrieb zu nehmen, doch jedes Mal nannten Experten dafür steigende Kosten. Zuletzt war sogar von 100 000 Euro für die Reparatur die Rede. Doch sollte die lange Trockenperiode nicht zu dem falschen Schluss verleiten, Kommunalpolitiker und Verwaltung würden sich nicht um das Kunstwerk und dessen potenzielle Auswirkungen auf die Bürger kümmern. Am Rand des seit bald neun Jahren verstaubten Wasserbeckens jedenfalls werden die Karlsfelder mit einem Schild darauf hingewiesen, dass sich darin "kein Trinkwasser" befindet. Wahrhaft fürsorglich.

© SZ vom 17.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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