Es gibt da diesen uralten Witz, dass die Stadt Bielefeld nicht existiert. Der Ursprung dieses Witzes, der Bielefelder übrigens massiv zur Weißglut bringt, ist verloren gegangen. Nicht unwahrscheinlich aber, dass es etwas mit der Bahn zu tun hat. Nachdem der ICE in den vergangenen Jahren mehrfach den geplanten Halt in Wolfsburg vergessen hat, atmet Bielefeld etwas auf. Solche Witze werden jetzt eher über Wolfsburg gerissen.
Was der Bahn ihr Wolfsburg ist, ist der MVG die Dachauer Frühlingsstraße. Ähnlich wie Wolfsburg, keine besonders stark frequentierte Bushaltestelle. Fast alle Fahrgäste wollen zur Endstation, dem Dachauer Bahnhof. Wer aus München mit der Buslinie 172 kommt und in die Dachauer Altstadt muss, spart sich allerdings ein paar Meter, wenn er an der Frühlingsstraße aussteigt. So die Theorie. In der Realität ist die Frühlingsstraße für viele Busfahrer nicht existent. Wenn der Fahrer in flottem Tempo von der Schleißheimer Straße abbiegt, lässt sich erahnen, dass er das Dachauer Wolfsburg mal wieder geflissentlich ignorieren wird. Dabei bereitet sich der erfahrene Fahrgast akribisch auf die Situation vor. Bereits kurz nach der Haltestelle am Ignaz-Taschner-Gymnasium drückt er den Stoppknopf und stellt sich an die Tür, um dem Fahrer zu signalisieren: Ich möchte bitte aussteigen. Danke.
Mit etwas Glück nimmt dieser das Begehren war. Warten dann noch weitere Fahrgäste an der Frühlingsstraße, stehen die Chancen für einen planmäßigen Halt gut. In den anderen 50 Prozent der Fälle allerdings ist der Busfahrer gedanklich schon am Bahnhof angekommen. Besonders wenn die Straße mal nicht durch dichten Verkehr verstopft ist, sieht er wohl seine Chance auf eine längere Pause - und startet durch. "Kann ich bitte aussteigen?", schallt es dann durch den Bus. Abrupte Bremsung. Autos hupen. Mit einem gemurmelten "Tschuldigung" weist der Busfahrer jede böse Absicht von sich. Mitten auf der Straße gehen die Türen auf. 50 Meter zurückgehen ist keine Welt - dafür die Erkenntnis, dass Wolfsburg überall liegen kann.