Mitten in Dachau:Was Politiker bewegt

Lesezeit: 2 min

Das Veranstaltungsprogramm des Ludwig-Thoma-Hauses offenbart die wahren Interessen der Dachauer Stadtratsfraktionen: Bildungspolitik, Stadtpolitik, Privatkram

Von Viktoria Großmann

Politik und Bürger stehen sich häufig fremd gegenüber, obwohl Politiker ja auch Bürger sind. Sollte man meinen. Ist der Bürger aber erst einmal in einem Gremium vertreten, weiß er nicht mehr so genau, wie das so war, sein Leben als Bürger, und es geht das Rätselraten los um die Frage: Was beschäftigt die Menschen da draußen im Lande? Politik ist nämlich immer innen, niemals außen. Deshalb fragt sich, wenn er gerade nicht mit Wäsche waschen, Parkplatz suchen oder Fußball gucken beschäftigt ist, der Bürger auch manchmal: Was beschäftigt eigentlich die Politik da drinnen?

In Dachau ist diese Frage in dieser Woche leicht zu beantworten. Drei Parteien-Veranstaltungen am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag im Thoma-Haus lassen Schlüsse über die innersten Interessen der Volksvertreter zu. Bei freiem Eintritt diskutieren und räsonieren nacheinander die SPD, das Bündnis für Dachau, und die CSU. Die Basis für alles Kommende legt am Dienstag, 7. Juni, 19 Uhr die SPD: "Vom Klassenzimmer zur Lernlandschaft", lautet ihr Thema. Auch der Untertitel spricht Menschen mit guten Deutschnoten an: "Neue Raumkonzepte für moderne Pädagogik". Klar, ohne Bildung ist alles nichts, Bildung ist ein Grundrecht. Die SPD zeigt soziale Kernkompetenz, die SPD klärt auf. Anders das Bündnis: Als ewiger, aber mittlerweile etwas etablierter Fleisch im Stachel, findet die Partei ihre Bestimmung im In-Frage-Stellen und Finden von immer neuen, Hauptsache eigenen Ideen. Es lässt sich am 8. Juni, 19.30 Uhr, von einem Österreicher erklären, wie man gewinnbringend Industriebrachen nutzt, ohne vorher Altlasten zu entsorgen. Ein Thema, an dem eigentlich auch die FDP Gefallen finden müsste.

Gerade im finanziellen Bereich geht es manchmal auch schief, wenn man sich mit Österreichern einlässt, das weiß die CSU und setzt daher für ihren Abend auf einen einheimischen Experten nicht von der Hypo, lieber von der Sparkasse. Er soll am 9. Juni, 19.30 Uhr, die Frage beantworten: "Was wird aus meinem Geld?" - So ist die CSU, sie bleibt mit ihren Fragen nah am Bürger und nah an sich selbst. Da wird nicht gefremdelt. Bildungspolitik, Stadtpolitik und Privatkram sind also die Themen, welche die Politiker da drinnen beschäftigen. Gelebtes Parteiprogramm bei den einen, stramme Überzeugung bei den zweiten und a bisserl a Gfui bei den dritten. Mei, so sans. Dass sie damit schon Wahlkampfthemen oder gar besonders christlich-soziale Themen breit treten, kann den CSUlern keiner nachsagen, aber Wähler, die kommen bestimmt.

© SZ vom 06.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: