Mitten in Dachau:Politik und Zeichentrick

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Die Leser von Asterix und Obelix lernen auch etwas über Politik. Ein Comic des Landratsamts soll Jugendlichen jetzt Demokratie näherbringen

Von Benjamin Emonts

Comics eignen sich hervorragend zum Lernen und Verstehen - das weiß man spätestens seit Asterix und Obelix, jenen zwei Galliern, die im Handumdrehen eine ganze Garnison Römer verprügeln und im Alleingang nahezu ein ganzes Imperium zum Einstürzen bringen. Man lernt aus dem Comic beispielsweise, dass es einfach nichts bringt, sich immer wieder für den Zaubertrank anzustellen, wenn man als Kind doch schon hineingefallen ist und eine Überdosis an Kraft und einen schrecklichen Heißhunger auf Wildschweine abbekommen hat. Die Message lautet: Sei nicht so gierig. Wenn Mami dir schon zwei Schokobonbons gegeben hat, fordere kein drittes. Ganz abgesehen davon lernt man bei Asterix und Obelix auch allerhand über Politik: über Feldherren wie den unerschrockenen Julius Caesar oder den Führungsstil der hübschen, aber herrschsüchtigen Pharaonin Kleopatra. Die Demokratie kommt in den Comics aber meistens eher zu kurz, abgesehen vom Abstecher der Gallier zu den Olympischen Spielen in Athen, dem Geburtsort der Demokratie.

Aber halb so schlimm. Das Landratsamt Dachau hat jetzt nämlich ein Comic entworfen, das sich vornehmlich der Demokratie und insbesondere der Kommunalpolitik widmet. "In Zeiten des Populismus und der Fake News wird es immer wichtiger, die Grundlagen des gemeinsamen Miteinanders zu betonen und auch zu erklären", sagt der Imperator, pardon, der Landrat des Landkreises Dachau, Stefan Löwl (CSU). Als er im Berliner Bundestag ein Lern-Comic mit dem gallisch klingenden Titel "Abrafaxe im Abgeordnetenhaus" gesichtet hat, soll er sofort ganz hin und weg gewesen sein. Er beauftragte schließlich den Illustratoren Frank Schmolke aus Markt Indersdorf und den Texter Andreas Hornig aus Bergkirchen mit einer Dachauer Version.

Es geht in dem Comic um eine Gruppe Jugendlicher, die zwar niemanden verprügeln, dafür aber eine alte Werkstatt geschenkt bekommen und mit dieser machen dürfen, was sie wollen. Sie haben viele Ideen, wie sie das Haus nutzen könnten, daher müssen sie sich in einem demokratischen Prozess festlegen. Dafür bilden sie Parteien, bestimmen Vertreter und müssen Gremienarbeit leisten. Eine harte Arbeit, ganz ohne Zaubertrank.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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