Mitten in Dachau:Mückensturm an der Amper

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Die Stadt warnt vor allem möglichen. Nur nicht dann, wenn es wirklich gefährlich wird. Im Insektentanz kann man als Radler leicht die Orientierung verlieren

Kolumne von Walter Gierlich

In unserer heutigen Zeit ist es leider so, dass immer mehr Menschen an die wildesten Verschwörungstheorien glauben und Erkenntnisse der Wissenschaft schlicht für Lügenpropaganda halten. Bestärkt in ihren kruden Ansichten werden sie natürlich, wenn Prominente wie ein New Yorker Immobilienunternehmer und Fernsehstar, den die US-Amerikaner merkwürdigerweise zu ihrem Präsidenten gewählt haben, den menschengemachten Klimawandel leugnet. Als im vergangenen Winter ein Kälteeinbruch - ganz normal in dieser Jahreszeit - über die Ostküste der Vereinigten Staaten hereinbrach, schickte er auf seinem Lieblingsmedium Twitter die Botschaft in die Welt, dass das mit der globalen Erdüberhitzung wohl "Fake News" seien. Nicht zuletzt deshalb sind vor einigen Wochen weltweit Wissenschaftler in einem "March of Science" auf die Straße gegangen, um gegen solch gefährlichen Irrglauben zu demonstrieren.

Doch bisweilen mag man durchaus selbst ins Zweifeln kommen, ob denn die Erkenntnisse der Naturforscher wirklich immer wahr sind. So behaupten doch Biologen und Umweltschützer, dass die Artenvielfalt hierzulande rapide abnehme und besonders bei Insekten ein massiver Schwund zu beobachten sei. Es mag ja durchaus zutreffen, dass keine Fliegenleichen mehr auf der Windschutzscheibe zu finden sind, wenn man mit dem Auto auf einer von Maisäckern gesäumten Landstraße im Dachauer Land dahin braust. Ganz anders dagegen, wenn man bei Einbruch der Dunkelheit auf dem Weg von der Brucker Straße um den Schlossberg zum Kraftwerk an der Amper radelt. Kurz bevor man den Fluss erreicht, prasseln plötzlich Mücken auf den Radfahrer ein, als wäre er in einen Hagelsturm geraten, sodass Skibrille und Mundschutz angebracht wären. Und das bleibt so, solange man am Wasser entlangfährt.

Ein beleuchtetes Warnschild wäre hier wünschenswert, zumal die Stadt ja an anderer Stelle beispielhaft sorgsam vor Risiken warnt. So werden etwa Radler und Fußgänger, die den Weg durch die Bahnunterführung auf der Ostseite der Münchner Straße benützen, auf eine vermeintlich echte Gefahr hingewiesen, falls sie zur Abkürzung den nur wenige Meter kurzen Trampelpfad die Böschung hinauf in die Grenzstraße nehmen. Hier mahnt die Stadtverwaltung äußerst umsichtig mit einem Schild am Beginn der Steigung, die mit ein paar Schritten zu bewältigen ist: "Kein Winterdienst."

© SZ vom 15.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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