Mitten in Dachau:Feuerwehralarm für Schafkopfer

Für Kartenspieler gibt es nur einen einzigen Grund in der Welt, für den sie die Runde unterbrechen: Feuer. Wenn es denn mal eines gewesen wäre . . .

Von Benjamin Emonts

Es gibt Situationen, in denen wird der Bayer ungern gestört. Dem Störenfried zischt er dann ein bairisch-unfreundliches "Schleich di" oder "Lass ma mei Ruah" entgegen. Einen triftigen Grund vorzubringen ist schließlich ratsam für den, der das Karteln oder zünftige Weißbiertrinken jäh unterbricht. Der Alarm "Es brennt" geht gerade noch durch.

Die Freiwillige Feuerwehr und das dazugehörige Pflichtbewusstsein sind dem Bayern nämlich so heilig wie seine Weißwurscht. Kein Wunder also, dass die Dachauer Mitglieder die Karten liegen ließen, als während ihres traditionellen Schafkopfturniers die örtliche Alarmsirene ertönte. In der Ludwig-Thoma-Straße wurde gegen 22.30 Uhr ein Zimmerbrand gemeldet.

Der Notruf stellte sich allerdings als "Täuschungsalarm" heraus, wie Wolfgang Reichelt berichtet, der für die Pressearbeit der Freiwilligen Feuerwehr verantwortlich ist. Passanten hatten demnach von der Straße aus einen Feuerschein aus der Wohnung wahrgenommen. Doch handelte es sich nicht um Flammen, sondern das Flämmchen einer brennenden Kerze.

Die pflichtbewussten Feuerwehrler machten sich nach der unfreiwilligen, halbstündigen Unterbrechung sofort wieder ans Vergnügen und setzten ihr Turnier fort, das seit mehr als Jahren ausgetragen wird. Josef Hinterholzer sicherte sich erstmals den Sieg, "obwohl er schon seit Jahrzehnten mitspielt", derbleckt ihn Pressesprecher Reichelt. Dritter wurde der versierte Zocker und Dachauer Stadtrat Horst Ullmann. Platz 20 belegte eine der zwei Frauen im 24-köpfigen Teilnehmerfeld: Dachaus dritte Bürgermeisterin Gertrud Schmidt-Podolsky, langjährige Stadträtin der CSU. Dass der Schafkopf auf Autoritäten und Hierarchien aber keine Rücksicht nimmt, musste auch Gerd Lobmeier bitter erfahren. Der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Dachau wurde letzter und bekam einen Trostpreis.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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