Mitten in Dachau:Erleuchtung im Stadtrat

Die Kommunalpolitiker entscheiden über LED-Lampen im Stadtgebiet. Der Punktekatalog, den die Verwaltung ihnen vorlegt, ist keine einfache Sache

Punkte sind eine heikle Angelegenheit. Sie entscheiden über Satzenden, Siege, Noten und das musikalische Ansehen eines Landes bei der größten Punktvergabeshow der Welt, dem Eurovision-Song-Contest. Es ist also keinesfalls eine einfache Aufgabe, wenn Stadträte gefordert sind, Punkte zu vergeben und zwar in folgenden Kategorien: gut (2 Punkte), neutral (1 Punkt) oder schlecht (0 Punkte). So zu bewerten waren 19 Modelle für Straßenlampen. Die LED-Leuchten sollen in der nächsten Zeit 750 herkömmliche Kugelleuchten ersetzen. Ursprünglich standen 15 Modelle zur Auswahl. Nun kamen allerdings in der öffentlichen Ausschreibung noch vier Hersteller hinterhergebummelt. Und weil wir in einer Demokratie leben, wurden auch deren Lampen noch zur Abstimmung gestellt. Um eine "ästhetische Nachbemusterung" der vier Modelle, die provisorisch vor dem Sitzungssaal aufgestellt wurden, bat die Stadtverwaltung die Stadträte.

Die zeigten, dass es ihnen vor allem um innere Werte geht. So wollte etwa FW-Stadtrat Edgar Forster, erklärter Befürworter des Ponyreitens auf dem Volksfest, wissen, ob die neuen Lampen allesamt bereits auf Insektenfreundlichkeit geprüft wurden. Keinesfalls wollte Forster über Lampen entscheiden, die sich möglicherweise als Todesfalle für Mücken und Motten herausstellen. Gewissenhaft diskutierten die Gewählten auch das Punktvergabeblatt. Auf diesen Ernst der Lage war die Stadtverwaltung nicht ganz vorbereitet. Sie hatte neben den vier Leuchten, die optisch stark an Heizstrahler erinnerten, auch eine Kerze auf einen Mast gesteckt - dekoriert mit einer Madonna und der Aufschrift: Licht für Bayern. Ein Schelm, wer denkt, die Stadtverwaltung habe den Räten ein Licht aufstecken wollen.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: