Mitten in Dachau:Dicke Eichhörnchen

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Der Weg zur Martin-Huber-Treppe entwickelt sich dank spendierfreudiger Menschen immer mehr zu einem Schlaraffenland für Tiere.

Von Moritz Köhler

Was ist besser als ein Eichhörnchen? Genau, zwei Eichhörnchen. Und was ist besser als zwei Eichhörnchen? Man mag es kaum glauben: drei Eichhörnchen. Es geht aber noch eine Stufe höher: drei Eichhörnchen, einige Wildkatzen, zahlreiche Vögel, eine Ratte und ein Biber.

Das ist weder der Beginn eines Witzes, noch der eines Kinderbuches. Es geht um Tiere, die am unteren Ende der Martin-Huber-Treppe in Dachau gesichtet wurden. Unter den Ästen der Bäume, die dort am Wegrand wachsen, ist ein kleines Biotop entstanden, mitten in Dachau. Man mag sich wundern, was die Tiere an diesem Ort finden: Die Bäume spenden im Sommer zwar Schatten, bei der derzeitigen Wetterlage wirkt der Durchgang allerdings eher düster. Und, dass die Tiere die Graffiti an der kleinen Mauer bewundern, ist ebenfalls unwahrscheinlich - dafür fehlt es den Kunstwerken am Feinschliff.

Wohltäter mit Geheimidentität

Die wahrscheinlichere Antwort auf diese Frage findet sich ebenfalls auf der Mauer, oberhalb der Graffiti: Dort türmen sich auf drei Haufen diverse Sorten Getreide und Körner - ein Festmahl für die tierischen Anwohner. Die Frage, warum die Tiere sich trotz ästhetischer Mängel an der Martin-Huber-Treppe eingenistet haben, dürfte damit geklärt sein. Dafür tritt eine andere Frage in den Vordergrund: Woher kommt das Futter?

Der Gönner schützt seine Identität mit Erfolg: Weder beim Stadt- oder Landratsamt, noch beim Tierschutzverein weiß man etwas über den Futter-Lieferanten. Wird der Fütterer unbewusst zum Betreiber einer Fast-Food-Kette für kleine Säuger? Das Essen steht schnell bereit, schmeckt den Tieren offenbar und keiner weiß, woher es kommt.

Einen entscheidenden Unterschied gibt es aber zur typischen Fast-Food-Kette: Die Eichhörnchen neigen nicht zu Übergewicht. Förster Franz Knierer weiß, dass die Tiere für gewöhnlich nicht mehr fressen als gut für sie ist. Allerdings könnten die Körner schimmeln und Ratten des Bodens und der Lüfte anlocken. Das will natürlich niemand. Wenigstens droht Dachau keine Invasion adipöser Eichhörnchen.

© SZ vom 13.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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