Mitten in Dachau:Denni schnurrt fürs Krankenhaus

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Ein zutraulicher Kater beschmust Passanten rund ums Klinikum. Und ist mit seinem Leben offenbar sehr glücklich

Von Gregor Schiegl

Nicht nur "zeitgeist" und "angst", auch das Wort "katzenjammer" hat es aus der reich gefüllten Truhe des deutschen Sprachschatzes ins "Oxford English Dictionary" geschafft. Vor Goethes Zeiten soll der "Katzenjammer" ein terminus studenticus gewesen sein, der ursprünglich "Kotzen-Jammer" hieß und gewisse eruptive Beschwerden nach übermäßigem Alkoholgenuss bezeichnete. Das könnte nun nahtlos zum Thema Volksfest überführen, tut es aber nicht. Wir bleiben beim Kater, aber nicht dem schwindelerregend schädeldröhnenden, sondern dem anschmiegsamen auf vier Pfoten.

So ein Exemplar begegnete jüngst einer Frau am Dachauer Krankenhaus. Das Tier, schneeweiß mit ein paar dunklen Flecken, der Schwanz grau getigert, zeigte sich so anhänglich, dass die fürsorgliche Dame einen schweren Fall von Katzenjammer witterte. Wer so verschwenderisch mit seiner Zuneigung umgeht, der muss schon sehr verzweifelt sein. In den sozialen Netzwerken postete sie ein Foto von dem Schmusekater mit der Frage, ob denn irgendjemand seine Katze vermisse. Das Tier trieb sich an der Bushaltestelle herum, und man weiß ja, dass Katzen keine Scheu vor der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel haben. Immer wieder steigen sie in Züge, S-Bahnen und Busse, verlegen ihre Fahrkarte und landen irgendwo in der Peripherie. Und da stehen sie dann mit reuigen Kulleraugen und schmeißen sich an den oder die Nächstbeste ran. Miau! Miau!

Aber dieser Fall ist anders. Auf dem Foto erkannten viele den "Klinik-Kater" wieder. Schon seit Jahren beschmust er auf freiberuflicher Basis und ohne Rezept alle, die des Weges kommen. So eine Schmusetherapie, das ist wissenschaftlich erwiesen, führt zur Ausschüttung des Hormons Oxytocin. Das verringert den Blutdruck, verbessert die Wundheilung und die Laune sowieso. Damit sich auch wirklich keiner mehr Sorgen um den Miezerich macht, meldete sich auch noch der Besitzer zu Wort: "Dieser Kater gehört zu mir und heißt Denni. Ich bin Mitarbeiter der Helios-Amper-Kliniken Dachau und wohne wie Denni ganz in der Nähe des Krankenhauses. Er ist versorgt, tätowiert und glücklich."

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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