Mitten in Dachau:Alarm mit Ansprache

Lesezeit: 1 min

Wenn an diesem Mittwoch in Bayern die Sirenen getestet werden, wird es in Dachau still bleiben

Von Viktoria Großmann

Im Landkreis schrillt nichts. In der Stadt Dachau und auch den Gemeinden setzt man auf persönliche Ansprache. Auch im Katastrophenfall. Der Landkreis ist da, man muss es so unverhohlen sagen, nicht so ganz auf CSU-Linie. Alle Dachauer, die sich an diesem Mittwoch um 11 Uhr nicht in ihrer Heimat aufhalten, sondern irgendwo sonst in Bayern, laufen Gefahr, mindestens einen Schreck, möglicherweise sogar ein Dauerfiepen im Ohr zu erleiden. Am Mittwoch ist in Bayern Sirenenprobetag. Eine Minute lang schrillt alles, was an Alarmgeräten so da ist. In München sind das die Smartphones der Landeshauptstädter, wo sich die Warn-App mit dem sinnfälligen Namen Katwarn melden wird. Das Staatsministerium des Inneren, das den Katastrophen-Test-Alarm veranlasst hat, testet eine eigene App mit dem sehr viel hübscheren, dafür in diesem Zusammenhang weniger aussagekräftigen Namen Nina.

Die Stadt möchte nicht mitheulen. Kann sie auch nicht. Sie hat keine Sirenen. Die seien schon vor langer Zeit abgebaut worden, heißt es aus dem Hauptamt. Die Einsatzkräfte machen sich gegenseitig auf Einsätze mittels eines diskreten Piepsgerätes aufmerksam. Die Bevölkerung würde im Notfall über mobile Lautsprecher informiert. Von diesen gibt es fünf im Landkreis. Immerhin eines von ihnen, das in Pasenbach in der Gemeinde Vierkirchen, sollte am Mittwoch in Betrieb genommen werden. Das geht jetzt aber auch nicht, weil das Fahrzeug ein technisches Problem hat. Im Notfall aber, das versichert Feuerwehrler und Sprecher des Landratsamtes Wolfgang Reichelt, würde man die fünf Anlagen auf die Straßen bringen.

Der Probealarmtermin, den sich die Beamten im Innenministerium da ausgedacht haben, ist eben nicht besonders arbeitnehmer- und ehrenamtlerfreundlich. Im ganzen Landkreis sind die Katastrophenhelfer Ehrenamtliche. Ob nun Feuerwehr, THW oder Wasserwacht. Die müssen im Ernstfall oft genug nachts aus dem Bett oder tagsüber von der Arbeit wegrennen. Das alles auch noch, um zu proben? Was soll denn nun die Bevölkerung eigentlich dabei lernen? Das erklärt das Innenministerium so: Wenn die Sirene dreimal schrillt, dann ist das ein Signal für die Einsatzkräfte. Wenn der Alarm ununterbrochen eine Minute anhält, so wie am Mittwoch, sollen die Menschen damit aufgefordert werden, das Radio einzuschalten, um sich zu informieren. In Dachau setzt man noch auf die gute alte Ansprache von Mensch zu Mensch. Notfalls mittels Megafon.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: