Mitten im Landkreis:Nicht ohne mein Handy

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Whats-App-tippen und telefonieren sind nicht die einzigen Ablenkungen, die den Autofahrer bei Tempo 150 beschäftigen

Von Robert Stocker

Neun von zehn Menschen besitzen gefühlt ein Smartphone, weil sie sich ohne das digitale Taschentelefon irgendwie hilflos fühlen. Mit dem kleinen blinkenden und summenden Ding haben sie Anschluss an ein weltweites Netz, das zu jeder Zeit die neuesten Daten und Nachrichten liefert. Welches Kleid hat US-Präsidententochter Ivanka Trump gleich wieder beim jüngsten Charity-Event in New York getragen? Kein Problem - ein paar Klicks auf dem Smartphone, und die Antwort ist da. Ob man das unbedingt wissen muss, ist eine andere Frage. Smartphonenutzer wollen auch rund um die Uhr erreichbar sein, es gibt schließlich immer Wichtiges mitzuteilen. Das gilt natürlich auch beim Autofahren.

Und da wird der Segen der digitalen Kommunikation manchmal zum Fluch. Echten Smartphone-Junkies scheint es egal zu sein, ob sie gerade mit Tempo 150 auf der Autobahn brausen oder Stress im pulsierenden Stadtverkehr haben - eine Telefonnummer oder eine WhatsApp ins Handy tippen, ist anscheinend nie ein Problem. Das wird es erst, wenn der Smartphone-Junkie auf den Vordermann kracht, weil er dessen Bremslichter übersehen hat. Nun sollten wir nicht jede Gefährdung im Straßenverkehr auf die wunderbare Erfindung Smartphone schieben. Manche lesen am Steuer auch gerne die Zeitung, kippen einen Cappuccino oder ein Cola hinunter oder bedienen während der Fahrt das Navigationsgerät. Wieder andere spielen gern mit dem Hund, der im Auto ungesichert herumtappt. Manche Damen der Schöpfung haben auch kein Problem damit, während der Fahrt etwas Rouge und Puder aufzulegen. Schönheit geht eben vor Sicherheit.

Wer jeden Morgen mit dem Auto zur Arbeit pendelt, den beschleicht allerdings das Gefühl, dass die große Mehrheit der Autofahrer irgendwie abgelenkt ist. Auf der B 304 schleicht der Vordermann mit Tempo 50 auf der linken Spur, obwohl er eigentlich 100 fahren dürfte. Wahrscheinlich ist er über seinen Chef verärgert oder schwebt im siebten Himmel, weil er eine neue Freundin hat. Wie auch immer, den Hintermann lässt er nicht vorbei. Der zieht nach rechts und überholt den Träumer, der dem Genervten den Vogel zeigt. Von wegen abgelenkt: Zum Schimpfen hat der Träumer immer Zeit.

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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