Mitten im Landkreis:Butterinfarkt im Abflussrohr

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Warum bei der Entsorgung von Fetten und Ölen Vorsicht angesagt ist

Von Gregor Schiegl

Der Einsatz einer Kolonne von Putzfrauen an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf versetzte der Kunstwelt 1986 einen schweren Schlag. Nach dem Großreinemachen war die berühmte Fettecke von Joseph Beuys, eine Skulptur aus fünf Kilogramm deutscher Markenbutter, im Eimer. Und das wortwörtlich. Das Zwei-Kilo-Überbleibsel bekam den Namen "Reste einer staatlich zerstörten Fettecke", ehe es 2014 im Rahmen einer Performance zu einem hochprozentigen Schnaps gebrannt und verköstigt wurde. Wie man nachlesen kann, soll das Destillat nach Parmesan geschmeckt haben.

Weihnachtsvöllerei und Raclette-Orgien zum Jahreswechsel lassen auch im Landkreis Fette und Altöle in Tausenden von Haushalten dahinranzen, in Fritteusen, Fondue-Tiegeln und kalten Töpfen. Was macht man damit? Sie ins Bezirksmuseum bringen? "Koch- und Bratfette sowie Speiseöle können kostenlos in einem beliebigen Behältnis auf den Recyclinghöfen im Landkreis Dachau abgegeben werden", teilt das Landratsamt Dachau mit. Auf keinen Fall dürften die Fette in der Kanalisation landen; die Ablagerungen verstopften die Rohre und belasteten die Kläranlagen". Butterinfarkt im Abflussrohr? Das will nun wirklich keiner. Für Butter gilt derselbe Slogan, den auch die Betonwirtschaft in ihrer Werbung gerne verwendet: "Es kommt drauf an, was man draus macht." Die auf den Recyclinghöfen gesammelten Altfette werden zu einer Verwertungsanlage gebracht, eingeschmolzen, gereinigt und zu diversen technischen Produkten verarbeitet, zum Beispiel zu Schmieröl oder Biodiesel. PS durch Pommes. Der Rest wird verbrannt.

Für die Kreativen und Selbermacher bietet das Internet zahlreiche Alternativen: So finden sich Anleitungen, wie man mit alten Frittenöl stimmungsvolle Lavalampen bastelt oder es als alternative Rasiercreme einsetzt - sofern man sich nicht an einer leichten Raclette-Note stört. Man kann auch seine Schneeschaufel damit präparieren. "Dies ist eine perfekte Lösung für den Umgang mit klebrigem, kartoffelbrei-ähnlichem Schnee, der oft im Frühling vorkommt", heißt es auf der Seite. Der zusammengeräumte fettige Schnee darf nur nicht schmelzen und in den Gully fließen.

© SZ vom 30.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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