Landkreis Dachau:Ein Mordfall erschüttert Erdweg

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Ein Kaminkehrer findet die Leiche einer 76-jährigen Frau. Ermordet. In der Gemeinde war die Witwe für ihr soziales Engagement geschätzt - nun herrscht Fassungslosigkeit.

Von Helmut Zeller, Erdweg

Die Menschen in der knapp 6000 Einwohner zählenden Gemeinde Erdweg sind fassungslos: Die 76-jährige Ursula Schnur, eine für soziales Engagement hoch geschätzte Bürgerin, fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer. Vermutlich wurde die Witwe in ihrem kleinen Haus in der Waldstraße im Ortsteil Großberghofen bereits am Dienstag vergangener Woche ermordet. Der Kaminkehrer fand ihre Leiche am Freitag in den frühen Morgenstunden. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck hat eine Ermittlungsgruppe "Waldstraße" eingerichtet, aber noch keine Spur von dem oder den Tätern. Ursula Schnur könnte von einem Einbrecher getötet worden sein, wie Günther Beck, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord der SZ am Sonntag sagte.

Für einen Täter aus dem Bekannten- oder Familienkreis gebe es überhaupt keine Anhaltspunkte. Aber das Motiv der Tat ist noch ungeklärt. Die Polizei verschwieg aus ermittlungstaktischen Gründen, wie Beck erklärte, die genaue Todesursache des Opfers. Es hinterlässt eine verheiratete Tochter in Kleinberghofen.

Nachbarn schildern Ursula Schnur als eine geistig und körperlich fitte Frau, die aufgeschlossen und hilfsbereit war. Sie engagierte sich für den Seniorenklub, den sie zuletzt auch leitete, nahm an der örtlichen Malgruppe teil und arbeitete ehrenamtlich viele Jahre lang in der Gemeindebücherei mit. Im Dezember 2012 zeichnete sie der damalige Landrat Hansjörg Christmann mit dem Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten aus.

Letzte Begegnung beim Gassi gehen

"Sie hat keinem Menschen etwas zu leide getan", sagte eine Nachbarin der SZ, die ihren Namen nicht nennen wollte. Der Mordfall ist in Erdweg seit Freitag das Tagesgespräch. Die Menschen sind erschüttert und auch tief verunsichert, wie ein Bürger sagte. In der Siedlung Großberghofen sollen im vergangenen Jahr Einbrecher fünfmal zugeschlagen haben. Zuletzt wurde Ursula Schnur am Dienstag, 28. Oktober, um elf Uhr von einer Nachbarin, die ihren Hund ausführte, lebend gesehen.

In ihrem Haus in der Waldstraße in Erdweg fiel die 76-jährige Ursula Schnur einem Gewaltverbrechen zum Opfer. (Foto: Toni Heigl)

Am Freitag dann die schreckliche Entdeckung: Der Kaminkehrer fand um 8.30 Uhr die Leiche der Witwe in dem kleinen, etwas abseits stehenden Haus. Dem Polizeisprecher zufolge konnte ein Gewaltverbrechen nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund wurde die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck sowie ein Sachverständiger der Rechtsmedizin München hinzugezogen. Auch die Staatsanwaltschaft München II schickte einen Vertreter, der eine Obduktion der Leiche anordnete. Die Untersuchungen im rechtsmedizinischen Institut München am Freitagnachmittag bestätigten den ersten Verdacht: Die 76-jährige Erdwegerin fiel einem Gewaltverbrechen zum Opfer.

Drogenversteck gefunden, aber keine Spuren zur Tat

Noch am Freitag und Samstag durchsuchten die Beamten des Einsatzzuges Fürstenfeldbruck und der Bereitschaftspolizei Haus und Garten sowie die angrenzenden Wälder. Dabei wurden auch Hundeführer und ein Polizeihubschrauber eingesetzt. Gewöhnlich lassen Einbrecher Reste ihres Beuteguts in der Umgebung des Tatorts zurück, erklärte der Polizeisprecher Beck. Die Beamten machten auch einen Fund, der wahrscheinlich aber mit der Gewalttat in keiner Verbindung steht. Die Polizei stieß im Wald auf ein Drogenversteck mit Amphetamin sowie Pillen, deren Zusammensetzung noch bestimmt werden muss. Über die Größe des Drogenfundes konnte Günther Beck am Sonntag noch nichts sagen.

Die Anwohner des Tatortviertels wurden kurze Zeit nach dem grausigen Fund von Kripobeamten aufgesucht und zu verdächtigen Wahrnehmungen befragt. Allerdings ohne Ergebnis: "Wir wissen doch auch nichts", sagte ein Nachbar der SZ. Die genaue Tatzeit ist noch unklar. Die Ermittlungsgruppe bittet um Zeugenhinweise, besonders aus Großberghofen. Die Fahnder müssen zunächst die Frage klären, ob jemand Ursula Schnur nach Dienstag, elf Uhr, noch gesehen hat. Hinweise unter Telefon 08141/612-330 oder an jede andere Polizeidienststelle. Es wurde auch eine E-Mailadresse - egwaldstrasse@polizei.bayern.de - für mögliche Zeugen geschaltet.

© SZ vom 03.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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