Kunst mit Kindern:"Zukunftsträume ausleben"

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Warum die Karlsfelderin Alexandra Dreier überzeugt ist, mit einen Kunstworkshop Mädchen in Tansania selbstbewusster zu machen und sie auf ihre Rolle in der Gesellschaft vorzubereiten

Interview von Fam Marie Schaper

Um "Zukunftsträume" geht es in einem Kunst-Workshop, den die 21-jährige Karlsfelderin Alexandra Dreier im Sommer in Tansania geben will. Sie wird Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren anleiten, sich künstlerisch mit ihren Zielen und ihrer Rolle in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Für die Tochter der Karlsfelder Apotheker Anke und Peter Dreier ist es die erste Reise in das afrikanische Land, aber nicht ihre erste Begegnung mit der Kunst. Bereits seit ihrer Kindheit malt und formt sie, derzeit studiert sie in London. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählt sie, was sie mit ihrer Kunst erreichen will.

SZ: Seit wann sind sie künstlerisch aktiv?

Alexandra Dreier: Beim Malstudio Riedl in Karlsfeld habe ich gemalt, seitdem ich fünf Jahre alt bin. Schon als kleines Kind habe ich es geliebt, zu zeichnen und kreativ zu werden. Als ich 16 Jahre alt war, bin ich nach England gegangen, um dort mein Abitur zu machen. Ich habe Kunst als Leistungskurs gewählt, also hatte ich auch den Rest meiner Schulzeit viel mit Kunst zu tun und das vor allem in der Praxis. In dieser Zeit sind viele Bilder und Skulpturen entstanden.

Wie kamen Sie mit den Mädchen aus Tansania in Kontakt?

Als ich nach meinem Abitur nach Hause kam, hatte ich viele Bilder und Skulpturen dabei, die ich dann 2013 im Vitalcenter in Karlsfeld ausstellen wollte. Mit meinem Bekannten Clemens Moluukozi habe ich darüber gesprochen. Er ist der Gründer von Jambo Bukoba, einer Organisation, die die Schul- und Unterrichtsqualität in Tansania durch Sportkonzepte verbessern will. Wir haben über die Mädchenklasse in Tansania gesprochen und er hatte die Idee, dass auch sie etwas malen könnten, um sich an der Ausstellung zu beteiligen. Also habe ich mich mit einem Praktikanten von Jambo Bukoba und der Lehrerin der Mädchen in Kontakt gesetzt und ihnen das Thema, Rolle der Frau, genannt. Die Mädchen haben dann einmal die Rolle der Frauen in Tansania gemalt und einmal von Frauen in Deutschland. Obwohl ich nicht dort war, hat mich das Projekt schon damals begeistert.

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(Foto: N/A)

Die Mädchen haben schon einmal die Rolle der Frauen in Tansania gemalt und einmal die der Frauen in Deutschland.

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(Foto: privat)

Die Karlsfelderin Alexandra Dreier hatte das Projekt aus der Ferne organisiert. In diesem Sommer will sie die jungen Künstlerinnen persönlich anleiten.

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(Foto: N/A)

In Bildern drücken die Mädchen aus Tansania viel über ihre Gedanken aus, die sie sich um ihre eigene Zukunft machen.

Wie kamen Sie auf die Idee nach Tansania zu reisen, um das Projekt selbst zu leiten?

Ich habe den Bericht des Praktikanten gelesen, der dort den Workshop betreut hatte. Was er erzählt hat, das hat mich sehr berührt. Vor allem die Resonanzen der Mädchen, die anscheinend so viel Spaß hatten. Da habe ich mir gewünscht, es nicht nur aus der Ferne zu organisieren. Ich wollte die Mädchen kennenlernen und an ihrer Freude teilhaben.

Soll Kunst noch ein anderes Ziel verfolgen, als Menschen zu gefallen?

Ja, auf jeden Fall. Mir war es immer wichtig, dass meine Bilder eine Botschaft haben, eine Geschichte erzählen. Vor allem die Rolle der Frau thematisiere ich oft. Deswegen finde ich auch, dass das Projekt in Tansania so eine gute Sache ist. Die Mädchen können sich ausdrücken und werden nach ihrer Meinung gefragt. Hier ist also nicht die Botschaft das Ziel, das die Kunst verfolgt, sondern die Mädchen damit zu fördern und selbstbewusster zu machen. Das ist auch das Ziel von Jambo Bukoba. Die Organisation betreibt "empowerment", also die Stärkung der Mädchen. Vor allem durch Sportkonzepte und nun eben durch Kunst, damit die Mädchen sich auf der gleichen Ebene mit Jungen in der Gesellschaft begreifen können.

Warum haben Sie das Thema "Zukunftsträume" gewählt?

Das Thema habe ich nicht alleine gewählt. Als Künstler will man sich immer selbst verwirklichen und seine Ideen ausleben. Doch mir war es wichtiger, das zu behandeln, was die Mädchen bewegt. Als die Klasse in Deutschland war, habe ich mich mit der Lehrerin besprochen, was die Mädchen beschäftigt und was als Projekt umsetzbar ist. Da hat sich dann herauskristallisiert, dass alle Mädchen sehr viel über Berufs- und Familienleben nachdenken. Sie sollen ihre Zukunftsträume ausleben.

Alexandra Dreier aus Karlsfeld. (Foto: privat)

Wissen Sie schon, wie Sie den Workshop angehen wollen?

Ein genaues Konzept mit einem Plan für jeden Tag habe ich jetzt noch nicht aufgestellt. Ich fliege auch erst im Sommer. Aber einen Grundumriss für die zwei bis drei Wochen habe ich. Zuerst möchte ich Techniken vermitteln. Also verschiedene Stile zeigen und wie man mit Öl-, Acryl- oder Aquarellfarben umgehen muss. Wenn das alles erklärt und gezeigt ist, will ich die Mädchen frei arbeiten lassen. Sie sollen sich selbst aussuchen können, welche Farbe und welche Technik sie verwenden wollen und sich dann etwas zum Thema überlegen. Am Ende sollen sie ganz ohne Einschränkungen, ihre Gedanken ausdrücken können.

Warum möchten Sie, dass die Mädchen sich künstlerisch ausdrücken und nicht nur über ihre Zukunft sprechen?

Ich bin der Überzeugung, dass sie sich so besser mit einem Thema auseinandersetzen. Sie sind gefordert, kreativ zu werden. Dadurch denken sie noch intensiver über die Dinge nach, die sie bewegen. Mir selbst geht es so, dass alles klarer erscheint, wenn man es künstlerisch und ganz ohne Sprache ausgedrückt hatDiese Erfahrung möchte ich weitergeben.

Welche Gefühle haben Sie, wenn Sie an die bevorstehende Reise denken?

Ich bin aufgeregt, auf eine positive Weise. Es ist das erste Mal für mich, dass ich nach Afrika reise. Ich habe keine Bedenken, obwohl viele Menschen aus meinem Umfeld welche geäußert haben. Aber davon lasse ich mich nicht beunruhigen, ich habe mich gut informiert. Außerdem habe ich auch einen Ansprechpartner, wenn es mir nicht gut gehen sollte, denn ich werde bei der Lehrerin der Mädchen wohnen. Ich freue mich einfach auf alles, was vor mir liegt.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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