Kommentar:Ohne Einschnitte geht es nicht

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Für den Radverkehr in Dachau braucht es kein neues Gutachten. Die Stadt muss Fahrradfahrern mehr Platz geben - zu Lasten der Autofahrer

Von Viktoria Großmann

Richtig gut geht es in Dachau eigentlich nur denen, die im Auto sitzen. Für Radfahrer gibt es viel zu wenige Wege. Auch Fußgänger müssen sich mit teils lächerlich wenig Platz zufrieden geben und verbringen ihr halbes Leben an Ampeln, die nur auf Anforderung und auch dann nur selten grün werden. Vor dem Bahnhof laufen sie ständig Gefahr, einfach überfahren zu werden. Immerhin ist nun Geld eingestellt, um dort einen Zebrastreifen zu schaffen.

Diejenigen, die - in jedem Alter - auf den engen und vollen Straßen trotzdem auf zwei Rädern unterwegs sind, sollte man einzeln auszeichnen. Es braucht Mut, sich etwa auf der Ludwig-Thoma-Straße fortzubewegen. Die Altstadt ist allein aufgrund ihrer Hanglage eher unbequem zu erreichen. Das Pflaster, das hübsch aussieht, macht die Fortbewegung dann nicht unbedingt angenehmer. Allein von der Westseite des Bahnhofs wegzukommen, ist eine Herausforderung. Der geteilte Fuß- und Radweg Richtung Schleißheimer Straße ist eine unklare bis versteckte Verkehrsführung Richtung Dachau-Süd.

Eigentlich sind die Schwächen im Dachauer Radwegenetz so offensichtlich, dass man sich fragt, warum Experten erst noch ein Konzept erstellen müssen. Es braucht schlicht und einfach ordentliche Radwege zu beiden Seiten aller Hauptverkehrsstraßen - oder eine klare und sichere Verkehrsführung über Nebenstraßen. Natürlich wird dafür an manchen Stellen auch mal ein Parkplatz wegfallen müssen. Warum nicht als erstes der breite, aber kaum genutzte Parkstreifen auf der viel zu engen Martin-Huber-Straße? Ohne Einschnitte beim Autoverkehr geht es nicht. Damit, wie es jetzt auf vielen Straßen Dachaus zugeht, kann niemand zufrieden sein. Da wäre doch mehr erreicht, wenn wenigstens zwei von drei Gruppen sich irgendwo gefahrlos bewegen könnten. Die Stadträte haben sich 2012 in ihrem Leitbild Mobilität ausdrücklich dem Fußgängerverkehr "als Basis urbaner Mobilität" und dem Radverkehr verpflichtet. Jetzt braucht es den Mut, dazu zu stehen. Ein Bekenntnis zum Radverkehr liegt nicht im Beschluss, ein Gutachten erstellen zu lassen. Sondern darin, Radwege zu bauen.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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