Kommentar:Letzte Option

Nur beschleunigte Asylverfahren können die Kommunen und Landkreise entlasten

Von Robert Stocker

Für Schulen und Sportvereine ist es eine Hiobsbotschaft: Erstmals seit Jahren sieht sich der Landkreis wieder gezwungen, eine Schulturnhalle als Asylunterkunft zur Verfügung zu stellen. Der wachsende Druck, eine steigende Zahl von Flüchtlingen unterzubringen, lässt den Verantwortlichen keine Wahl. Dass dies in allen anderen Landkreisen rund um München längst schon Praxis ist, ist kein Trost für die Betroffenen. Für Schüler und Mitglieder von Sportvereinen ist die Turnhalle der Dachauer Berufsschule jetzt einige Wochen lang tabu.

Immer wieder hat Landrat Stefan Löwl betont, dass er Turnhallen und Zelte als letzte Option für die Unterbringung von Flüchtlingen sieht. Zum einen, weil die Bewohner solcher Massenquartiere in der Regel unter unwürdigen Bedingungen leben, zum anderen, weil solche Unterkünfte die tägliche Arbeit der Helfer erschweren. Der Landkreis hat deshalb von Anfang an den Bau dezentraler Container-Anlagen forciert. Demnächst werden weitere Anlagen in einigen Gemeinden fertig. Dorthin werden jene Flüchtlinge ziehen, die zunächst Massenquartiere wie Hallen und Zelte belegen. Diese Unterkünfte sind nur als Überbrückung gedacht - eine Notlösung, die keinem gefällt.

Dass die Belegung der Berufsschulturnhalle mit Asylbewerbern weitgehend auf die Sommerferien beschränkt sein soll, wird Schulen und Sportvereine vielleicht ein bisschen beruhigen. Dennoch wird es hitzige Diskussionen geben, wenn Landrat Löwl auch die Anwohner informiert. Man kann nur hoffen, dass dann Mäßigung und Vernunft regieren - angesichts einer öffentlichen Meinung, die zu kippen droht. Scharfmacherei und Stimmungsmache helfen nicht weiter. Löwl hat Recht: Nur beschleunigte Asylverfahren werden die Kommunen spürbar entlasten.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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